Sonntag 15.02.2009 _ 8 Uhr morgens, ich schaue aus dem Fenster und es schneit, es schneit seit Tagen immer wieder. Es wäre ja nicht so schlimm, aber heute steht ein 2 – 2 ½ Stunden Lauf auf meinem Trainingsprogramm. Na ja also gut, frühstücken, warme Laufsachen und die wasserdichten Trailschuhe anziehen und raus geht es. Die Strassen sind noch leer, einige tapfere Kirchgänger kommen mir entgegen. Die Luft ist feucht, ich atme tief durch und laufe in den Wald rein. Der Schnee knirscht. Ich trabe vor mich hin, rechts neben mir knackt und raschelt es im Wald. 2 Rehe stehen dort, nicht mal 20 Meter entfernt. Schön, alles ist weiss hier oben. Nach einer halben Stunde bin ich eingelaufen, habe so die letzte Woche nochmals durchdacht, was war so los, was ist passiert usw. Ich laufe vor mich hin, denke an das Forum, an Kreta und wie war das eigentlich damals, wie kam ich denn eigentlich zu meiner Liebe zu Kreta und was…und wie und wann….und versinke in meinen Gedanken.......

September 1991

Corinne ist am Telefon und fragt, ob ich nicht Lust habe, kurzfristig eine Insel in Griechenland zu besuchen. Corinne ist aus Südafrika und reist seit ca. einem Jahr durch Europa, immer mal mit Zwischenstation in Köln. Mitte Oktober will sie zurück nach Südafrika und bis jetzt hat sie Griechenland noch nicht besucht.
OK sage ich, schauen wir nach Last Minute Angeboten. Corinne meint Kreta wäre eine gute Idee, aber nur wenn es nicht die Nordküste ist, dort wären die Bettenburgen. Mir ist’s egal, ich war noch nie auf einer südlichen Insel, ich habe bis jetzt immer Wanderurlaub im Allgäu gemacht oder war Zelten in Holland.
Einmal war ich auch in Österreich und England.

Im Reisebüro bietet man uns eine Pauschalreise an, 2 Wochen incl. HP für 999 DM an. Südküste! Na klasse, ich frage noch, ob es dort auch ruhig ist. „Bestimmt“, sagt die freundliche Dame im Reisebüro, „liegt ziemlich einsam“.
Prima, scheint genau das zu sein, was wir suchen. Einen Pool hat das Hotel auch und einen Strand direkt unterhalb des Hotels.

2 Tage später sitzen wir im Nachtflieger von Düsseldorf nach Iraklion. Auf dem Flug lese ich in dem Reiseführer, den ich mir kurzfristig noch gekauft habe. „Billig Reisen“ oder so ähnlich von Klaus Eckardt. :)
Wir landen mitten in der Nacht und werden nach Ankunft direkt von einer Dame erwartet.
„Welches Hotel?“ fragt sie.
„Skinaria Beach Hotel, Lefkogia“ sage ich.
„Oh, ok, da müssen sie noch etwas warten, sie werden bis Rethimnon mit dem Bus gebracht, von dort geht es mit dem Taxi weiter“

Wir setzen uns in den Bus und beobachten das Treiben am Flughafen. Schön warm ist es hier. Der Bus füllt sich langsam mit Reisenden, dem Busfahrer ist’s egal, er schläft.
Nach ca. 2 Stunden setzt sich dann der Bus in Bewegung und fährt das ein oder andere Hotel an. Immer mehr Reisende verlassen den Bus, bis auf 2 jung verliebte und uns.
Den nächsten Stopp macht der Bus an einem Taxistand, Taxi und Bus samt Ihren Fahrern begrüssen sich lautstark durch hupen und schreien (es ist ca. 5 Uhr morgens). Ich verstehe nicht was sie sagen, höre ein paar mal: endaxi oder so ähnlich.
„Kalimera“ sagt der Taxifahrer zu uns „Skinaria Beach?“
Wir nicken. Die zwei jung verliebten auch.
„Endaxi“ sagt er und weist uns an einzusteigen. Zu fünft fahren wir in Richtung Skinaria Beach Hotel. Na ja fahren ist wohl nicht ganz richtig, wir fliegen tief. Allen drei, die hinten sitzen, also die jung verliebten und ich, wird schlecht. Die Sitze des alten Mercedes sind ausgeleiert und die rasante Fahrt, trägt auch nicht zur Besserung unserer Übelkeit bei.
Schaukelnd fliegen wir an die Südküste.
Zum Schluss geht es durch ein kleines Dorf, dann noch ca. 10 Minuten auf einer kleinen unbefestigten Strasse dem Meer entgegen. Noch einen steilen Berg hinab und schon sind wir um kurz nach 6 Uhr morgens am Hotel. Eine Art Hausmeister begrüßt uns und führt uns zu unserem Zimmer. Der Meerblick ist phantastisch!!! Mir ist schlecht und ich schlafe gleich im Stehen ein.
Und wie ruhig das hier ist……Schafe und Ziegen blöken, Grillen zirpen, …….
Ich falle auf das Bett und schlafe ein, bis…. Ja bis die Tür auffliegt und der Hausmeister in der Tür steht. Mit Händen und Füssen deutet er an, dass er mal eben was reparieren muss.
Wir gehen frühstücken und dann zum Strand. Es ist eine kleine Badebucht, mit kleinen Kieselsteinen, das Wasser ist glasklar. Wir verbringen ein wenig Zeit mit schwimmen und faulenzen. Um 14 Uhr wollen wir unseren Reiseleiter treffen, er will uns ein paar Informationen zur Insel und zum Reiseprogramm bringen.
Am Eingang des Hotels ist auch eine kleine Boutique, dort verkündet man uns, dass der Reiseleiter nicht kommen wird, es wären zu wenig Gäste da, die es interessieren könnte. Das lohnt sich nicht, extra dafür zu kommen…… Endaxi, gehen wir also spazieren, um zu sehen wo wir hier überhaupt gelandet sind.
Wir sehen nichts außer Steinen, Ziegen und vor uns einen hohen Berg mit einer kleinen Kapelle ganz oben drauf. Wer hat denn die gebaut und wie um alles in der Welt ist die dahingekommen? Es geht doch gar keine Strasse rauf.
Wir beschliessen in den nächsten 2 Wochen auf jeden Fall mal hoch zu gehen, um die Kapelle zu besuchen.

Um 19 Uhr soll es Abendessen geben, wir haben ja schließlich Halbpension gebucht.
Pünktlich um 18:55 Uhr sitzen wir auf einer überdachten Terrasse, allein, niemand da außer uns zwei. Na ja egal wir sind ja im Urlaub. So sitzen wir da und warten. Haben wir etwas falsch verstanden? 19 Uhr heißt doch 19 Uhr oder? Heißt doch 19 Uhr kann man etwas essen und ist dann ca. 20 Uhr fertig. Oder sollte das in Griechenland etwa anders sein? An diesem Abend lernen wir unsere erste richtige Lektion auf Kreta. Die da wäre wie folgt:

Um 19:30 Uhr regt sich etwas in der Küche, alle anderen Gäste im Hotel trudeln ab 19:45 Uhr ein. Sie belächeln uns, weil wir gleich am ersten Tisch vorne sitzen und so aussehen, als ob wir schon seit 18:55 Uhr hier sitzen. Ich verstehe noch nicht ganz…ich hatte mir Pauschalurlaub anders vorgestellt, irgendwie disziplinierter.
„Hallo“ sagt ein anderer Gast, „ihr seid wohl neu hier?“
„Ja“
„Habt Ihr Euch schon ein Auto gemietet?“
„Nein, brauch man das hier?“
Der Tisch neben uns stimmt in ein breites Lachen ein. Uns wird der Tipp gegeben, nach Plakias zu gehen und uns für die gesamte Zeit zumindest einen Roller zu mieten.
Irgendwann im Laufe des Abends beginnt die Ausgabe der Vorspeise……..

Um ca. 23:30 Uhr nach dem Servieren der Nachspeise verlassen wir die Terrasse, um noch vom Balkon den Sternenhimmel zu geniessen. Es ist phantastisch, noch nie in meinem Leben habe ich so einen Sternenhimmel gesehen.
Für den anderen Tag planen wir nach Plakias zu gehen, um einen Roller zu mieten.

Nun sind die 2 Stunden rum, immerhin gute 18 kilometer durch den Schnee sind vergangen wie nichts, wenn man sich nur mit guten Gedanken ablenkt. Ich werde es mir wieder gut merken, denn das Wochenende steht jetzt bevor und für die beiden langen Trainingseinheiten werde ich an meine ersten 2 Wochen auf Kreta denken, beginnen dort, wo wir statt einem Roller erstmal ein Mofa bekommen und mit dem gleich mal nach Chora Sfakion abdüsen um über Askifou wieder nach Plakias zurückzukommen und warum das nicht funktioniert hat und wir statt dessen das Mofa in der Nacht in Rethimnon stehen lassen mussten und wir von dort mit dem Taxi zum Skinaria Beach Hotel gefahren wurden :redf:

Liebe Grüsse
Fanny