Auf den Wunsch eines einzelnen, neugierigen Herrn :nuts: gebe ich gerne eine Zusammenfassung unserer Überwinterung vom 2.11.2008 bis 27.2.2009 in Fragokastello/Kreta.
Das war unsere 2. Überwinterung an diesem schönen Ort, wir sind also Wiederholungstäter! Das 1. Mal waren es nur 3 Monate, diesmal fast 4. Vor drei Jahren hatten wir mit unserem Wonmobil Kreta umrundet und uns in Fragokastello verliebt. Dort fanden wir ein schönes, neues Haus am Meer zur Miete und überlegten zum ersten Mal, dort den Winter zu verbringen. Wir haben nun dort inzwischen auch Familienanschluss mit der Familie des Wirts bekommen und werden nach Strich und Faden verwöhnt.
Da es beim 1. Mal ein wenig kalt war im Haus (Heizung nur durch Klimaanlage), bekamen wir nun zur Verstärkung einen gut wärmenden Gasofen.
Die Mutter unseres Wirts brachte uns öfter lecker gebackene Teilchen und Pfannkuchen mit Feta gefüllt sowie Olivenöl etc. - es ging uns also wirklich prima. Zum Haus gehört auch ein Pool und wir nutzten ihn bis zum 20. Dezember, dann war das Meer wärmer.
Diesen Winter machten wir auch einige Rundfahrten und viele Tagestouren.
Zweimal übernachteten wir auch in Hotels, da es sonst bis zur Südküste zu weit gewesen wäre. Einmal hatten wir viel Glück: Wir suchten in Falasarna ein Hotel, das war im Februar - es hatte nur eine Appartmentanlage auf. Diese war aber sehr schön und wir hatten einen tollen Blick auf die Bucht. In der Winterzeit ist dort alles wie ausgestorben - kein Tourist weit und breit, während z.B. in Georgopolis immer noch Touris anzutreffen sind.
Auf einer Fahrt versuchte ich, die "Liebenden von Axos" zu finden. Den Ort haben wir nach einigem Suchen gefunden (schlechte Beschilderung), aber er war wie ausgestorben und so konnte ich niemanden fragen, ob es die beiden alten Leutchen noch gibt. Ich will es gerne hoffen!! Es ist eine total einsame Berggegend und man soll garnicht glauben, dass im Sommer da die Busse mit Fremden nur so einfallen, die dort Handarbeiten und Teppiche kaufen wollen.
Ebenso verhält es sich auf der Lassithi-Ebene. Wir wollten dort etwas essen um die Mittagszeit, es war aber alles zu, wir waren die einzigen Urlauber da.
Manchmal ist das ein wenig trostlos und sieht auch etwas traurig aus, auf der anderen Seite lernt man so Orte ganz anders kennen und versteht die Kreter besser, die ja auch mit den Witterungen im Winter klarkommen müssen. Da sieht man manchen rauchenden Schornstein und denkt sich, da sitzt bestimmt eine schwarzgekleidete Kreterin davor und stickt oder webt eine Handarbeit für den Sommer.
Dieser Winter war mit viel Regen "gesegnet". Es ist aber oft so, das es schüttet wie aus Eimern und 2 Stunden später sitzt Du wieder auf der Terrasse und die Sonne scheint. Mein Mann hat dort einen Teppich geknüpft von 1 m x 1,60 m = 240 Reihen = 30 Minuten pro Reihe und er sagt, dass er ihn zu 90 % draussen auf der Terrasse geknüpft hat. Also kann das Wetter ja garnicht so schlecht gewesen sein.
In Fragokastello gibt es 4 Supermärkte, in denen 3 sogar einen Butcher haben mit gutem Fleisch. Trotzdem fuhren wir alle 14 Tage mal an die Ostküste, um uns beim Discounter einzudecken. Das geht nur bei gutem Wetter, da man immer durch Schluchten oder über hohe Pässe muß.
Es gibt 3 Wege: Über die Imbros-Schlucht nach Chania. Die Straße ist immer noch im Bau, aber die 3 Tunnel sind schon befahrbar und wir hatten keine Schwierigkeiten bei gutem Wetter. Letztes Jahr kamen wir bei Schnee ins Rutschen. Der 2. und schnellste Weg führt über die Kallikratis-Schlucht. Diese Straße ist nur einspurig befahrbar und voller Steine, die auch niemand wegräumt. Da heißt es ruhig Blut bewahren, wenn einem jemand entgegenkommt, sie hat nämlich keine Leitplanken und führt in 33 Spitzkehren bis auf 700 Meter hinauf. Man ist dann in einer 3/4 Stunde in Gorgopolis.Der 3. Weg nach Norden führt über Plakias und die Kotsifou-Schlucht nach Rethimnon. Diese Straße ist am besten zu fahren, auch wenn das Wetter mal nicht so gut ist.
Zu den Freunden, die wir schon vorher auf Kreta kannten, die zum Teil dort wohnen oder auch neu dorthin gezogen sind, lernten wir diesmal auch noch 3 Forumsmitglieder von unserem Forum kennen und hatten nette Gespräche.
Dieses Jahr hat es nicht geschneit. Trotzdem gab es auch Extreme beim Wetter. Mitte November wurde der Himmel an einem Morgen schwarz und wir ahnten schon Böses. Es hat dann so dick gehagelt, dass der Boden weiß war. Die Hagelkörner waren so groß, 5 Stück passten nur auf die Hand meines Mannes und unser gemietetes Auto hatte eine Delle an der anderen. Ich habe so große Hagelkörner noch nie gesehen.
Doch das Kretavirus hat uns gepackt. Nun sitze ich wieder zu Hause im Schnee - leider - und vermisse:
Wellenrauschen, Sonne, Schwimmen, das Leben im Freien, blühende Anemonen und Klee, Schafsgeblöke, das leckere Essen in unserer Taverne mit Sfakia-Wein, die Freiheit jeden Tag zu tun, was man will, die netten Menschen, die wir dort wiedergetroffen haben.
Wenn wir gesund bleiben, werden wir das gerne wiederholen.
Hoffentlich das das jemanden interessiert - :read:
noch einen schönen Tag von Stifti :biggthump