Küstenbummeln auf kretisch / Familienurlaub 2011
Das Duschen vor der Abfahrt hätten wir uns sparen können. Wir sind ruck zuck nassgeschwitzt und ernten mit unsrem Aufzug ungläubige Blicke. „Vielleicht hätten wir doch ganz normalen Urlaub machen sollen?“ fragte ich rhetorisch in die Runde.
10 Gepäckstücke wollen ein und ausgeladen werden. Zwei davon sind wirklich riesig. Ich kann mir nicht helfen, sie sehen ein bisschen aus wie eingeschnürte Leichen-Säcke.
Die Faltboote sind auf genormte Sportgepäckgröße von 2m * 0,5 m *0,3m verpackt. Aber, wir wollen es wissen und fahren trotzdem mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen. Auf Kreta wollen wir ja auch mit dem Bus zur Boots-Einsatzstelle. Da können wir schon mal ein wenig üben. Wir quetschen uns mit den Gepäckungetümen ins Abteil und schaffen es auch irgendwie die steilen Rolltreppen im Flughafen ohne größere Abstürze zu überstehen.
Unsere beiden Mädels springen aufgeregt um unseren Gepäckberg herum. Es ist ihr erster Flug. Nach dem Einchecken des Gepäcks sehen wir wieder wie ganz normale Reisende aus. Wir wurden schon gefragt, ob wir auswandern wollen.
Der Plan sieht so aus: Wir wollen nahe Kissamos an der Nordwestküste starten. Mit zwei Zweierfaltbooten. Um die Halbinsel Gramvousa herum, nach Balos, uns an den Farbschauspielen der Lagune berauschen und dann immer weiter, der Küste entlang. Solange wir Lust haben und soweit drei Wochen reichen.
Nach vielen Kretareisen gibt es dieses Mal eine echte Premiere. Das erste Mal mit der fast kompletten Familie. Der Große fehlt, der sucht schon sein eigenes Abenteuer. Unsere 9-jährigen Mädchen sind bootserprobt und kennen das Reisen im Kanu von vielen Fahrten in Schweden und Norwegen. Nur gibt es auf Kreta, im Vergleich zu unseren Nordlandurlauben, eine absolute Sonnen- und Schönwettergarantie. Sonne pur im August!
Trotz Schlafdefizit macht der Anflug auf Heraklion wie immer euphorisch wach. „Schau wie viele Swimming-Pools es gibt“ ruft eine der Mädels. „Wir brauchen keine Pools“ entgegne ich munter, „Das Meer ist viel besser! Soooo blau und glitzrig!“
Es dauert eine Weile bis wir alle Gepäckstücke eingesammelt haben. Besagte Säcke finde ich nach einem Tipp einer Flughafen-Angestellten außerhalb des Flughafengebäudes, an einer Wand lehnend. In der Zwischenzeit hat mein Mann die Reifen unserer Bootswägen aufgepumpt. Irgendwie stapeln wir die Sachen drauf und schieben das Ganze Richtung Stadtbus.
Ein Taxi wäre überfordert gewesen!
Zweimal kracht mein Wagen zusammen, einmal bleibe ich an einer Absperrung hängen und mehrmals frage ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee war, mit den Faltbooten, den Kindern und den Kegeln.
Aber wir sind drin im Bus! - „Yeah!“ und es riecht nach Abenteuer. Kretische Busse sind ja für Gepäckreisende ideal. Alles kommt unten rein. Kissamos ist unser Ziel, genauer Nopigia etwa 7 km östlich von Kissamos. Diesen Plan haben wir aber verworfen. Wir hätten unsere Wägelchen etwa einen Kilometer in der kretischen Augusthitze zum Campingplatz rollen müssen. Das wären bei mir mindestens sieben Wagenzusammenbrüche gewesen. Von Kissamos dagegen sind es gerade mal 150 Meter von der Bushaltestelle bis zum dortigen Camping.
Aber zuerst steht Chania auf dem Programm. Wir müssen dort sowieso den Bus wechseln. Mittagessen, nur ein ganz klein wenig shoppen, muss ja alles eingepackt werden und das Meer bewundern. Das Gepäck lassen wir in der Busstation, vor der Gepäckaufbewahrung, drin hat es keinen Platz. Ich zähle schon wie oft wir das Ganze noch ein- und umladen müssen bis wir endlich auf dem Wasser sind. Das Bootsvergnügen muss sozusagen hart ertragen werden.
In Kissamos und nach dem dritten Bus des Tages überwinden wir die steile Abfahrt zum Campingplatz und können unser Zelt auf einer unwirklich grünen Rasenfläche aufbauen. Die Kinder haben auch gleich den Pool (! ) entdeckt - und natürlich ausgiebig getestet. Sie finden den Pool toll – trotz Meer! Es gibt eine Küche mit Kühlschrank und Gefrierfach (!),eine Snack-Bar und kleine Mietzelte. Eins steht direkt in unserer Nähe. Im Verlauf der nächsten Tage kommen immer mal wieder andere Leute aus diesem Mini-Zelt, bis mir klar wurde, dass man diese Zelte quasi wie ein Zimmer mieten kann.
Es ist der 17. August , gerade mal zwei Tage nach Maria Himmelfahrt. Griechische Hauptferienzeit also.
In Kissamos steppt der Bär. Die Tavernen sind gefüllt, je später desto voller und fast nur griechisches Publikum. Es gibt Life Musik und einen prächtigen Markt entlang der Strandpromenade. Kretische Produkte direkt vom Erzeuger. Honig, Raki, köstlichen Käse, Sesammandeln … und alles zum Probieren. Ich verfalle in Kaufrausch. Im Tragen von Lasten sind wir ja geübt. Man braucht ja schließlich Vorräte für eine lange Bootstour. Nach der zweiten Raki-Falsche und dem Arm voller Tüten meint mein Mann, es würde jetzt reichen, wir sollten Essen gehen.
Angekommen - der erste Abend auf Kreta und der „Urlaubskuchen“ noch fast unberührt.