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Thema: ein Jahr Kreta 1980

  1. #41
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Manniki
    Ein Kumpel von mir hat bei unserem letzten Besuch mit seiner Kamera das Häuschen gefilmt. Aber wir sind beide computertechnisch gesehen vollkommene Laien. Es reicht gerade mal um die Tastatur zu betätigen. Muß mal meinen Sohn fragen, aber er hat im Moment Abschlußprüfungsstress seines Medizinstudiums und ist gerade sehr mißgelaunt. Im Mai ist er fertig (mit den Nerven?). Dann frag ich ihn mal. Er ist sozusagen Profi auf dem Gebiet.
    Gruss Robert

  2. #42
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Mich interessiert schon jetzt das Ende der Geschichte: warum du nicht dortgeblieben bist? Und wie war´s überhaupt mit der Verständigung, du konntest doch keine Griechisch? Oder konnten die Griechen englisch?

    Dorli
    Und gingest Du bis ans Ende der Welt, Du findest keine Insel wie diese!

    N.Kazantzakis

  3. #43
    spotty Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hey Dorli ... Du wirst doch wohl bei Büchern auch nicht erst das Ende lesen, oder? Wünschen wir uns doch, dass es noch lange dauert und spannend bleibt!

    In diesem Sinne trotzdem viel Spaß an einem gräulich verregneten Vormittag!

    Spotty

  4. #44
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Liebe Dorli, das dicke Ende kommt bestimmt, mußt Dich noch ein bißchen gedulden. Wenn mein Monitor durchhält würd ich gerne noch ein wenig weiter erzählen, (das Bild wird immer kleiner und die schwarzen Ränder immer größer) von Traubenernte, "Urlaub in Pale", vom "garden of heavently peace etc.
    Mit englisch sind wir immer gut durchgekommen, wir waren ja damals noch relativ jung und zumeist mit jungen Griechen zusammen. Mit den älteren Kretern war es schon schwieriger sich zu verständigen. Aber der Wortschatz des griechischen nahm ja auch immer mehr zu. Am meisten ärgert mich heute noch ein Angebot eines Hirten nicht angenommen zu haben, mit ihm den Sommer auf den Weiden der Lefka Ori als Helfer zu verbringen, dann sähe es heute ein wenig besser mit meinen Griechischkenntnissen aus, und wahrscheinlich könnte ich meinen Käse jetzt selber herstellen.

  5. #45
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Guten Morgen Robert,

    bin erst heut' Morgen zum Lesen gekommen - sehr schön geschrieben ... :hack:... :clap:
    ... Kreta vor 28 Jahren .... klasse .... freue mich, wenn die Reise in der/ die Vergangenheit weitergeht ...
    ... ich hoffe, Du läßt uns noch an vielen Deiner Erinnerungen teilhaben ... danke
    ~ ulla

  6. #46
    Otto Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Zitat Zitat von charalambos Beitrag anzeigen
    ............. Am meisten ärgert mich heute noch ein Angebot eines Hirten nicht angenommen zu haben, mit ihm den Sommer auf den Weiden der Lefka Ori als Helfer zu verbringen, dann sähe es heute ein wenig besser mit meinen Griechischkenntnissen aus, und wahrscheinlich könnte ich meinen Käse jetzt selber herstellen.......
    Die Erfahrung kannst du ja nachholen:)

    Gruß Otto

  7. #47
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Heute ein ganz persönlicher Stimmungsbericht. Hab mir lang überlegt, ob sowas für die Öffentlichkeit bestimmt ist, aber es zeigt meine besonderen Gefühle für diese Insel, ist ja nichts Schlimmes.

    Der Frühling hält Einzug in Kreta! Es ist Anfang März. Jetzt zeigt sich die Kraft der Sonne mit aller Stärke. Endlich ist auch der ewig matschige Boden vor unserem Häuschen aufgetrocknet. Die Winterklamotten werden in die Ecke gelegt.
    Es ist unglaublich, welche Auswirkungen der Frühling auf Mensch und Natur hat. Selbst Hector scheint die Wärme herbeigesehnt zu haben, er ist nicht mehr zu halten und büchst ständig aus.
    Die Abende verbringen wir von nun ab zumeist vor unserer Hütte. Immer wieder bekommen wir Besuch von anderen Freaks. Es herrscht tolle Stimmung, nicht nur wegen Raki und Hellas Fix.
    Die Sonntage sind mit wahren Gewaltmärschen zum Fuß der Lefka Ori ausgefüllt.
    Es ist Ende März. Vereinzelt sehen wir schon hin und wieder einige Wandertouristen.
    Wir feiern mit Giorgos, dem Sohn des Bürgermeisters, dessen Geburtstag. Seine Familie hat auf einem Hügel zwischen Fournes und Meskla eine Art Lagerhaus, bei dem die Party im Gange ist. Mit der Dorfjugend und uns sind wir so ca. 40 Leute. Es ist eine Unmenge an Tsikoudia, Bier und Essen bereitgestellt. Giorgos hat seine wahrhaft umfangreiche Cassetensammlung an Rockmusik dabei.
    Die Lautsprecher beschallen das ganze Tal . Es ist einfach der Wahnsinn!
    Es ist schon dunkel und ich entferne mich ein gutes Stück vom Lagerfeuer. Ich will einfach ein wenig alleine sein und sinnieren. So sitze ich einsam, es spielt gerade stairway to heaven, das Echo hallt von den gegenüberliegenden Berghängen zurück. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl in mir und ich fange kurz an zu weinen. In diesem Augenblick beschließe ich für immer auf Kreta zu bleiben.
    Noch ganz in Gedanken versunken setzt sich Florence neben mich. Wir reden über Gefühle und umarmen uns.
    Irgendwann wird es hell.
    An diesen Montag arbeitet keiner.

  8. #48
    Heidi Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Bitte weiter!!! Total schön!!!:

    freu:

  9. #49
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Es war inzwischen Mai geworden und ich bewohnte inzwischen mein neues Steinhaus ganz stolz. Da die Arbeit in den Plantagen inzwischen schon weniger geworden war beschloßen Dave und ich mit Hector durch die Samariaschlucht zum Libyschen Meer zu wandern. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube es war schon verboten darin zu übernachten.
    In Anbetracht der Touristenmassen, welche tagsüber mit den Bussen durch Fournes nach Omalos gekarrt wurden, beschloßen wir den letzten Linienbus dorthin zu nehmen, um abends noch in die Schlucht einzusteigen und dann zu übernachten.
    Ausgerüstet mit Schlafsack,Tomaten, Feta, Brot und Wurst für Hector stiegen wir in den letzten Bus nach Omalos ein. Aber als Hector das Treppchen hinaufsprang gab ihm der Schaffner einen Fußtritt und er flog wieder hinaus. Mit meinen bereits im Laufe der Zeit gelernten griechischen Flüchen gab ich dem Kontrolleur zu verstehen was ich von ihm hielt und wir folgten meinem vierbeinigen Freund wieder nach Draußen.
    So verschoben wir das Unternehmen auf den nächsten Morgen. Manoli nahm uns bis Lakki mit, da er sowieso nach Zourva fahren mußte. Den Rest der Strecke gingen wir zu Fuß und übernachteten auf der Hochebene. Am Spätnachmittag stiegen wir dann noch das erste steile Teilstück der Schlucht nach unten und suchten uns einen gemütlichen Schlafplatz. Wir genoßen das Alleinsein in der prächtigen Natur.
    Um den Touristenmassen zu entgehen gingen wir kurz nach Sonnenaufgang weiter. Am Libyschen Meer angelangt nahm ich dann mein erstes richtig ausgedehntes Bad auf Kreta bis die Haut ganz schrumpelig wurde. Wir trafen dort ein paar nackte Hippies mit denen wir die Nacht verbrachten.
    Durch die Schönheit der Landschaft inspiriert entschieden Dave und ich zu Fuß nach Chora Sfakia zu gehen.
    Ein bißchen Proviant aufgefüllt gingen wir am frühen Morgen los. Die erste Zeit führte der Pfad durch fast unüberwindliches Dornengestrüpp immer bergauf.( Vielleicht hatten wir damals einen falschen Weg eingeschlagen)
    Wir mußten Hector stellenweise tragen, denn er sollte ja nicht als Igel ankommen. Hin und wieder schreckten wir auch Schlangen auf (oder auch umgekehrt), die sich scheinbar an der steinigen Küste wohlfühlten. Wir hatten höchsten Respekt vor ihnen.
    Ich glaube die ganze Strecke wanderten wir in Begleitung der unbarmherzig auf uns niederbrennenden Sonne und es stellte sich heraus, daß wir definitiv zu wenig an Wasservorräten mitgenommen hatten. Wir waren heilfroh als wir mit heraushängender Zunge und halb verbrannt Loutro erreichten


    Es geht noch ein wenig weiter, aber später.
    Sehe gerade, der Anfang ist nicht gerade eine schriftstellerische Offenbarung, aber wie schon gesagt - denbirasi

  10. #50
    MaNischma Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Ich bleibe bei menem ersten Eindruck: Du berichtest aus einer ganz eigenen Perspektive. Das ist für mich und vermutlich auch für andere hier im Forum eine sehr schöne Bereicherung. Dankeschön.

  11. #51
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Zitat Zitat von MaNischma Beitrag anzeigen
    Ich bleibe bei menem ersten Eindruck: Du berichtest aus einer ganz eigenen Perspektive. Das ist für mich und vermutlich auch für andere hier im Forum eine sehr schöne Bereicherung. Dankeschön.
    Robert,
    so empfinde ich es auch .... danke schön :Knuddel:
    ~ ulla

  12. #52
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Schön das zu hören
    Ich würdre mal für mich b ehauprtenhttp://de.youtube.com/watch?v=dxBL3PR53a8

  13. #53
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980


  14. #54
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Denbirasi
    http://de.youtube.com/watch?v=YJ5W6T...eature=related
    Ich weiß, es mußte jetzt sein

  15. #55
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Fournes läßt mir keine Ruhe
    Alles was ich im Internet gefunden habe
    http://www.villa-ioanna.gr/Photos.htm
    Wenn Ihr bis zum Schluss durchhaltet kommen noch 3 oder 4 Bilder von fournes:
    Im Übrigen auch von meinere Badewanne.

  16. #56
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Ich finde deine Geschichten sehr ruehrend, mach weiter!!!!!!!!!!!
    Kallia

    Πάντα η κρήτη διαφορά έχει από τους άλλους τόπους,
    γιατί έχει αντάρτικη ψυχή και κουζουλούς ανθρώπους

  17. #57
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Zitat Zitat von charalambos Beitrag anzeigen
    Fournes läßt mir keine Ruhe

    Wenn Ihr bis zum Schluss durchhaltet kommen noch 3 oder 4 Bilder von fournes:
    Im Übrigen auch von meinere Badewanne.
    Wir halten durch und freuen uns schon. :smiley71:


    Gruß Karola

  18. #58
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    So erreichten wir also endlich Loutro, und wir waren hellauf begeistert von diesem "schnuckeligen" Ort. Ich glaube damals standen nur Häuser an der Seite bei der Schiffsanlegestelle, jedenfalls habe ich das so in Erinnerung.
    So entwickelten sich bei uns richtige Urlaubsgefühle. Die Stille der Bucht, nur unterbrochen von dem kurzen regen Treiben bei der Ankunft und Abfahrt der Fähre hinterließen einen bleibenden Eindruck. Ansonsten war es traumhaft ruhig in dem winzigen Ort. Die meisten Touristen blieben gerade mal 2 Stunden.
    Zu der Zeit war eine relativ große Aussteigergemeinde in Loutro. Wir schloßen uns ihnen ein paar Tage an und genossen unsere freien Tage ausgiebig.
    In der verfallenen Ruine des venezianischen Kastells war unser aller Schlafplatz.
    Am alten Eingangssteinbogen empfing uns das liebevoll mit Blumen bemalte Holzschild mit der Aufschrift "The garden of heavently peace".
    Der Name drückte exakt das aus was hier herrschte: Eine unheimlich friedvolle Atmosphäre untereinander mit wenig Worten.
    Ein Erlebnis fällt mir dazu noch ein. Mein Freund Helmut brachte mir in den langen Nächten in Fournes das Herstellen von "Schmuck" bei. So hatte ich eine stattliche Anzahl von Ketten und Ohrringen dabei. Sie bestanden aus wirklich schönen Muscheln vom Peloponnes und speziellen Draht und Lederschnüren. Helmut hatte sich auf dieses "Handwerk" spezialisiert von dem er in den Sommermonaten auf dem Peloponnes lebte.
    Nun konnte ich mal testen ob ich mich als Selbstständiger Unternehmer eignen würde. So breitete ich jedesmal bei der Schiffsankunft meine Ware auf einer Decke an der Anlegestelle aus. Einmal zeigte sich ein Belgier bei seiner Ankunft sehr interessiert, aber er wollte meinen Preis partout nicht akzeptieren. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht auf Geld angewiesen, was sich aber später ändern sollte. So blieb ich sehr beharrlich und gab nicht nach. Zwei Stunden später, er war schon wieder auf der Fähre, lief er noch kurz vor dem Ablegen zu mir und bot mir an Alles für 50 Mark( umgerechnet) zu erwerben. So gab ich ihm die mühsam hergestellten Stücke samt Decke und wir waren beide zufrieden. Wie gesagt ernährte uns später einmal diese Art von Geschäft.
    Nach wunderschönen Tagen bekam ich schön langsam ein schlechtes Gewissen Manoli gegenüber. Inzwischen zählte er ja schon ganz fest auf meine Arbeitskraft. Wir fuhren mit dem Schiff bis Chora Sfakia und von dort mit dem Bus bis Vrisses. Von dort gings per Autostopp nach Fournes, wo Manoli schon mit Arbeit wartete. So hatte ich meinen ersten "Urlaub" auf Kreta. Später folgten dann noch 14 feuchte Tage in Paleochora.
    Hier noch ein kleines Video von Loutro
    http://www.loutro.net/

  19. #59
    pale-norbert Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Der Name drückte exakt das aus was hier herrschte: Eine unheimlich friedvolle Atmosphäre untereinander mit wenig Worten.
    Genau. Das war es was die Zeit (70er +/- x) und die Orte auf allen möglichen Inseln damals so besonders machte. Da sollte was beginnen. Nur leider waren wir so friedlich und verschlafen, dass der Rest der Welt sich beschleunigt zu dem entwickeln konnte was wir heute haben. Heute "reist" man eben folgerichtig nach Afghanistan.....

    Aber schön war es doch, und prägend.

    Gruß Norbert

  20. #60
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    122

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Wunderschöner Bericht!

  21. #61
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Jetzt ist es ein weniger ruhiger geworden in dieser Rubrik.
    Na, dann werd ich mal wieder ein bißchen erzählen.

    Wie gesagt, es war nun Mai-Juni-Juli und die Arbeit in den Orangenhainen beschränkte sich fast nur noch auf die Pflege der Bäume. Die meisten Freaks waren in Ermangelung an Arbeit weitergezogen. Wir waren eigentlich in diesen Sommermonaten nur noch zu viert. Der Kanadier hatte bei seinem Auszug eine nicht unbeträchtliche Summe an Drachmen von uns Vieren mitgehen lassen, welche wir alle in meinem Haus gebunkert hatten. Wir dachten, untereinander vertrauen zu können, aber so kann man sich täuschen.
    So arbeitete ich mit Dave oft auch in anderen Bereichen. Unvergesslich ist mir im Gedächtnis geblieben, wie wir bei 40 Grad im Schatten die Dorfstraße geteert haben. Ein paar mal am Tag kam ein Teerlaster aus Chania und ließ den dampfend heissen Teer ab, den wir bei der Gluthitze, selbst schon dampfend, verteilten, immer unter Beobachtung der gemütlich im Kafenion sitzenden einheimischen Bevölkerung. Solltet ihr mal durch Fournes fahren, bitte gleitet mit Andacht über den Asphalt! (Falls es noch der alte ist).
    Auch hoben wir ellenlange Gräben in den Orangenfeldern aus, in denen dann Rohre für die Bewässerung der Bäume verlegt wurden. Irgendwie blieben wir damals schlank. Wir brannten hin und wieder mal einen Hain nieder. Ich glaube das mußte so alle paar Jahre (Wieviel weiß ich nicht mehr) gemacht werden, um den Boden fruchtbar zu Halten.
    Dann bekam ich überraschenden Besuch. Wir saßen gerade In Eleftherias Kafenion, als an der Bushaltestelle, welche direkt davor war, Uli und Gabi aus Regensburg ausstiegen! Die beiden Mädels, damals 17 und 18 Jahre alt, waren mit mir in der Berufsschule, der ich ja praktisch über Nacht den Rücken kehrte.
    Sie hatten meinen Aufenthaltsort über einen Freund in Regensburg herausbekommen mit dem ich in Briefkontakt stand und der mir immer ein paar Päckchen "Schwarzer Krauser" schickte. Die Freude war riesig und wir verbrachten einige wunderbare Tage und Nächte.
    Irgendwie kamen wir auf die Schnapsidee nach Ägypten zu fliegen, was zu der Zeit sehr sehr billig war. So fuhren wir mit der Fähre nach Athen und flogen für 4 Tage nach Kairo.
    Dort hatten wir teilweise sehr schlimme Erlebnisse, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
    Nach 4 Tagen kamen wir total abgebrannt mit Mühe und Not wieder in Athen an. Die Mädchen, die mit dem Zug angereist waren, mußten jetzt wieder in ihre Arbeit. Zusammen hatten wir keine 100 Mark mehr in den Taschen.
    Damals gab es bei der Einreise nach Griechenland nur eine 3monatige Aufenthaltserlaubnis, was die meisten durch einen Kurztrip in die Türkei "verlängerten". Da ich schon lange überzogen hatte und die Beiden auf keinen Fall alleine durch Jugoslawien trampen lassen wollte, was anderes blieb jetzt nicht mehr übrig, beschloß ich spontan sie zu begleiten. Ich konnte ja damals im Regensburger Hafen kurz arbeiten, um mir das Geld für die Rückkehr zu verdienen und meine Eltern wiedersehen.
    Am Abend erreichten wir Saloniki. Wir schliefen unter einer Brücke und am nächsten Tag konnte ich die Beiden (für mich war leider kein Platz) bei einem griechischen Truckfahrer unterbringen, der sie bis nach Deutschland mitnehmen wollte. Es stellte sich heraus, daß er Wort hielt und anständig war.
    Ich behielt den größten Teil der Geldsumme. Wir verabredeten uns in 3 Tagen im "Jenseits" um 6 Uhr abends, einem regensburger szenelokal zu treffen.
    Ichz kam noch bis zur jugoslawischen Grenze per Autostop, aber dann war Sense mit mitgenommen werden. So verbrauchte ich das letzte Geld für den Bus durch Jugoslawien. Ich kam total zerlumpt und hungrig ohne Kohle an der österreichischen Grenze in Jesenice an. Ich ging zu Fuß rüber und mußte alles ausziehen, sogar in den Allerwertesten wurde nachgeschaut. Ohne Geld wollten mich die Ösis nicht reinlassen. Nach langem betteln wurde mir eine maximale Aufenthaltsdauer von 24 Stunden gewährt, was sogar in meinen Pass eingetragen wurde. (Es lebe die EU!). Ich sprach ein Pärchen in ihren mit Blumen bemalten VW Bus direkt an der Grenze an. Sie nahmen mich bis München mit. Meine Weiterfahrt nahmen die Grenzposten mit Erleichterung an, das konnte man förmlich an ihren Gesichtsausdruck erkennen.
    Von da war`s ein Katzensprung nach Regensburg. Trotz 2stündiger Verspätung gab`s ein riesiges Hallo in der Kneipe und dann endlich ein Bad.
    Wie`s weiterging ein andernmal. Nur soviel, ich war tatsächlich 2 Wochen später wieder in meinem Fournes.

  22. #62
    rebe Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Es macht Freude, an Deinen Kreta-Erlebnissen teilzuhaben!
    Übrigens kam ich letzte Woche durch Fournes, ich glaube die haben schon länger neuen Asphalt.
    Viele Grüße Renate

  23. #63
    uts Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Tja, ich warte auch - wie gehts weiter mit deiner erlebten Geschichte???
    Ulrike

  24. #64
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Schön langsam muß ich mein Jahr mal zu Ende erzählen. Aber im Moment habe ich wieder einmal versucht griechisch zu erlernen, jetzt hänge ich schon wieder rum, einfach schrecklich.
    Bis bald, Babis

  25. #65
    spotty Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Glücklich, wer solche Erlebnisse nicht nur nachlesen darf ... aber trotzdem schön und höchst interessant, wenn man wenigstens das kann.
    Ich hoffe, und nicht nur ich, dass Du nun ein wenig "Blut geleckt" hast und noch andere Erinnerungen aufleben lässt. Schöner Beginn meines Tages, da schmeckt der Kaffee irgendwie anders ...

    Gruss
    Spotty

    Und für die Ägyptenstory gibt es ja neuerdings einen *Spezialthread*!

  26. #66
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Jetzt hab ich schon wieder die Motivation zum Lernen verloren, also will ich mal ein wenig weitererzählen.

    Wie gesagt, es war sehr einfach zur damaligen Zeit einen Job im Hafen zu bekommen und so verlud ich einige Tage Schweinehälften von den LKWs in das Gefrierhaus für 6 Mark die Stunde. Solche und ähnliche Arbeiten dienten uns schon während der Schulzeit als Taschengeldaufbesserung indem wir immer wieder mal die Schule schwänzten.
    Es war wirklich schön meine Eltern und die Freunde wiederzusehen, aber ich hatte schon nach kürzester Zeit "Heimweh" nach der Insel: nach dem Klima, der Natur, den neuen Freunden und nicht zuletzt nach dem Gefühl der Freiheit.
    So hielt ich es bereits nach 10 Tagen nicht mehr aus und machte mich wieder auf die Socken. Frisch eingekleidet und einer Menge Schwarzer Krauser im dürftigen Gepäck trampte ich wieder los. Hinter der jugoslawischen Grenze bestieg ich den Zug und fuhr bis Piräus, denn ich wollte so schnell wie möglich wieder auf meiner Insel sein. Allein die Zugfahrt durch Nordgriechenland war ein schönes Erlebnis und ich konnte mich mit meinen paar "Griechischbrocken" mit anderen Fahrgästen so leidlich verständigen.
    Als bereits erfahrener Fährenprofi nahm ich mir den besten Schlafplatz an Deck. Im Gegensatz zu meiner ersten Überfahrt im Winter hatte ich dises Mal eine ruhige und entspannte Gemütslage. Mit jeder Seemeile, welcher sich der Pott Kreta näherte stieg meine Vorfreude. Der Wein, die angenehmen Temperaturen und die ruhige See trugen zu einem wohligen Glücksgefühl bei. Ich schlief kaum und betrachtete auf dem Schlafsack liegend den klaren Sternenhimmel bis die Schiffssirene die baldige Ankunft in Souda ankündigte. Dann betrat ich nach knapp drei Wochen wieder "Heimaterde".
    Inzwischen kannte ich ja die Örtlichkeiten und Busverbindungen und so kam ich schon früh in Chania an. Dort verbrachte ich am Hafen in meinem Stammcafe den Vormittag um mich erst mal wieder zu aklimatisieren. Dann nahm ich den Bus nach Omalos, welcher diesmal hauptsächlich mit Touristen besetzt war, stieg in Fournes aus und kehrte bei Eleftherias ein. David saß an einem der Tische und begrüßte mich voller Freude. Er meinte, Manoli würde mich schon vermissen, da ja niemand wusste, wo ich die letzten Tage abgeblieben war. Am Abend traf ich dann Manoli und er freute sich aufrichtig mich wiederzusehen. Er ließ mir keine Ruhe bis ich mit ihm zu sich nach Hause ging. Auch die anderen Familienmitglieder waren erfreut und es wurde eine lange Nacht mit viel Wein, Tsikoudia und Glyka.
    Die folgenden Wochen vergingen mit den verschiedensten Tätigkeiten, wobei aber die Arbeit immer weniger wurde. Dave hatte manchmal gar nichts zu tun, da er keinen festen Arbeitgeber hatte. Bei Manoli hatte ich zumeist wenigstens irgendwelche Kleinigkeiten zu verrichten.
    So beschlossen Dave und ich 14 Tage "Urlaub" in Paleochora zu machen. Von diesem Ort hatten wir schon des öfteren von durchreisenden Freaks gehört, es mußte sich um etwas Besonderes handeln und wir waren schon lange neugierig auf diese Ansiedlung.
    Diesmal meldete ich mich bei Manoli artig ab und wir fuhren mit dem Bus über Chania und Kandanos nach Pale. Wir waren beide von Anfang an begeistert von diesem idyllischen Städtchen am Libyschen Meer. So genossen wir unsere freien Tage und richteten unseren Schlafplatz zwischen den grossen Steinen am Sandstrand ein. Es waren einfach nur erholsame Tage und vor Allem lange Nächte mit Baden und endlos langen Tavernenbesuchen.
    Dann wurde das liebe Geld knapp und wir machten uns ein wenig wehmütig auf den Rückweg nach Fournes um wieder etwas Kohle zu verdienen.

    Beim nächsten mal geht die Reise über Iraklion nach Archanes zur Traubenernte.
    Kali nichta wünscht Bob

  27. #67
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Robert,

    also ich bin ganz begeistert von Deiner Geschichte!
    Auf die Fortsetzung freue ich mich jetzt schon.
    Im Juni wollen wir auch nach Paleochora - bin gespannt, was uns dort erwartet.


    Viele Grüße,
    Romy

  28. #68
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Romy
    Schön daß Dir meine Erlebnisse gefallen. Pale hat sich seit diesen Jahren fast nicht verändert. Es gibt keine Hotelburgen und den Flair der 70ger und 80ger Jahren hat es weitestgehend behalten. Es ist seit Jahren mein festes Urlaubsdomizil für 4-5 Wochen im Jahr. Dort gefällt es Dir bestimmt.
    Hier mal ein paar Bilder von den Stränden in Pale und Umgebung.
    http://www.anthea-paleochora.gr/beac...gallery-de.jsp

  29. #69
    boneheads Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Wir fahren seit 1979 jedes jahar nach Kreta und haben 1999 ein altes Bauernhaus gekauft. Das Paradies! Deine Erlebnisse sind total interessant, schreib' weiter, Junge!

  30. #70
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Boneheads
    In welcher Gegend haust Ihr denn?

  31. #71
    pale-norbert Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Strahlemann

    Im Landesinneren, in einem traditionellen Kafeneion
    Das ist "Schleichers" legendärer Laden in Paleochora als es ihn noch gab mit ein paar alten Bekannten. Ganz gewiss nicht im Landesinnern. :klugschei

    Gruß Norbert

    "Schleicher"

  32. #72
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Schön langsam komme ich dazu, all das zu lesen, was während meines Urlaubes hier geschrieben wurde ... und das ist wahrlich nicht wenig.

    So habe ich gestern in der Nacht Deine Erzählungen in einem Atemzug durchgelesen, lieber Charalambe .... Du berichtest von Erlebnissen, die ich mir für mich selber kaum vorstellen kann, die sich aber gut anfühlen und ein - nach der "Flucht" aus Deutschland - richtiges Gefühl von persönlicher Freiheit vermitteln (die jemand immer "angepasst" gewesener so gar nicht kennt), obwohl Du auf der anderen Seite natürlich schon auch dem Zwang des Verdienen müssens ausgesetzt warst. Durch die so bewußt und intensiv auf Kreta erlebte Zeit hast Du Dir natürlich einen ganz besonderen Zugang zu dieser Insel geschaffen. Schön

    Ich hoffe, da kommt noch mehr von Dir .... bin schon neugierig.
    LG Reinhilde

    Wenn du nicht kämpfst, dich nicht bemühst, hast du nicht das Recht zu hoffen.

  33. #73
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Norbert
    Irgendwie verstehe ich Deinen Beitrag nicht ganz? Habe ich was Verpaßt?
    Gruß Robert

  34. #74
    pale-norbert Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Na folg mal Deinem Link

    Hallo Romy
    Schön daß Dir meine Erlebnisse gefallen. Pale hat sich seit diesen Jahren fast nicht verändert. Es gibt keine Hotelburgen und den Flair der 70ger und 80ger Jahren hat es weitestgehend behalten. Es ist seit Jahren mein festes Urlaubsdomizil für 4-5 Wochen im Jahr. Dort gefällt es Dir bestimmt.
    Hier mal ein paar Bilder von den Stränden in Pale und Umgebung.
    http://www.anthea-paleochora.gr/beac...gallery-de.jsp
    Fotogalerie - Paleochora.

    Oder geh' gleich hier rein: http://www.anthea-paleochora.gr/pale...gallery-de.jsp

    Gruß Norbert

  35. #75
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Aha Norbert, war nur auf der ersten Bilderseite. Klar ist das in Pale
    Gruß Robert

  36. #76
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Moin,

    wow, Du hast das getan, was ich mich mit einem in Ansätzen ähnlichen Hintergrund zehn Jahre später nicht getraut habe - und ich habe Deinen Bericht förmlich verschlungen :biggthump

    Gruß
    Michael

  37. #77
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Also, ich bin auch immer wieder dabei, wenn es weitergeht!
    Und für die Ägyptenstory gibt es ja neuerdings einen *Spezialthread*!
    Schoen, dass nicht nur mich solche nebenbei eingestreuten Andeutungen verfolgen!
    LG,
    Ulli

  38. #78
    pale-norbert Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Robert

    Ich jubel zwar nicht so viel rum, warte aber begierig auf Deine authentischen Erzählungen. War schon geil damals.

    Aus den Erfahrungen aus den Jahren 1973 - 1982 ziehe ich heute noch die Kraft für das Leben in unserer heutigen, etwas erkalteten Welt und versuche das Beste draus zu machen. Die "Hippiezeit" ist zwar weg, hier in Germania gab's eh' nie welche, ein paar Herzen haben aber überlebt. Das war unsere Wende, wenn auch die anderen am Ende die Verhältnisse bestimmt haben. Das Gefühl kennen andere Wende-Menschen inzwischen auch :grin:.

    Norbert

  39. #79
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Es freut mich, wenn Euch dises für mich sehr prägende Jahr auch interessiert.
    Seit damals habe ich meine neu gefundene Einstellung zum Leben beibehalten. Dadurch bin ich allerdings in meinem Freundes- und Bekanntenkreis als kleiner Spinner verschrien, aber das ist ja das Besondere daran. Ich denke bei manchen Leuten spielt ein klein wenig Neid mit. Und meine Freundin liebt eben dies an mir.

    Morgen geht`s wieder weiter

  40. #80
    pale-norbert Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Kommt mir bekannt vor :na und:

    Norbert

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