Teil 1:
So, nun hatte ich mal kurz Zeit ein paar Impressionen aufzuschreiben.
Wir waren ja wieder mal kurz weg. Wie ich schon berichtete, diesmal in SüdSüdSüdSüd-Kreta. Libyen war diesmal unser Ziel.
Na und so weit weg von Kreta ist das ja gar nicht. Südkreta liegt wohl näher an Libyens Nordküste als bei Athen. Uns hat es allerdings noch mal gut und gern fast 2000 km weiter in den Süden verschlagen, zu unserem Lieblingsziel --- der Wüste Sahara !
Samstag, 02. Febr. 2008: Spätnachmittags fliegen wir von Frankfurt nach Djerba in Tunesien, übernachten dort und fahren Sonntag früh mit dem Bus die etwa 120 km zur tunesisch-libyschen Grenze bei Ras Ajdir.
Der Grenzübertritt ist etwas abenteuerlich.
Noch in Tunesien etwas libysche Dinar eintauschen, dann die Ausreiseformalitäten aus Tunesien (die gehen ja noch relativ flott), und anschließend die Einreise nach Libyen.
Nachdem wir schon in D unseren Reisepass ins Arabische übersetzen und beglaubigen lassen mussten, keine „falschen“ Stempel drin haben dürfen und mindestens 700 Euro Bares bei uns zu tragen haben (kontrolliert hat es jedoch niemand !), werden nun die Visa eingestempelt, kontrolliert, bestätigt, noch mal kontrolliert, wieder bestätigt und ........ Adham, unser libyscher Reisebegleiter managt das jedoch alles routiniert, so dass nach etwa 1 Stunde alles erledigt ist und wir einreisen können.
Mit einer gönnerhaften Geste begrüßt uns der große Revolutionsführer von haushohen Wandbildern (Bild 1) und stellt uns ab sofort einen (allerdings wirklich netten und umgänglichen Zivil-) Polizisten zur Seite, der uns die nächsten zwei Wochen bis zu unserer Ausreise begleiten wird.
Bald schon verlassen wir die mediterrane Zone (kommt klimatisch Kreta recht nahe) und fahren noch knappe 700 km relativ brauchbare Asphaltstraße, immer Richtung Süden. In Nalut machen wir einen Stop und sehen uns die historische Altstadt mit ihrer tollen Speicherburg (Bild 2) an.
Am späten Abend treffen wir im ehemaligen Karawanenstädtchen Ghadames ein.
Ghadames, das Tor zur Wüste. Eine letzte Hotelübernachtung, Sonnenaufgang gegen sieben Uhr, der Morgen ist recht frisch, man kann die nahe Wüste förmlich riechen.
Nach dem Frühstück zeigt uns ein Stadtführer („Ich habe vor 20 Jahren in Dresden Fernmeldetechnik studiert !“) die wirklich sehenswerte (und recht gut erhaltene, UNESCO geschützte) Altstadt mit ihrer Lehmarchitektur, den engen kühlen Gassen, den hellen sonnenbeschienen Dächern und den herrlichen Palmengärten dazwischen. (Bild 3)
Gegen Mittag zurück zum Hotel. Dort treffen wir unsere neue Crew, (Bild 4) die uns die nächsten 10 Tage mit den Geländewagen ca. 1700 km durch die Einsamkeit der Wüste führen wird.
Raus aus der Stadt, die Müllberge lassen wir bald hinter uns und dann sind wir da.
Es gibt keine Straßen mehr, keine anderen Autos, keine Menschen, nur noch unsere Begleiter, die Wüste in ihrer ganzen Herrlichkeit, und uns.
Abends wird es so gegen sieben dunkel, also lagern wir ab sofort meist so gegen 5 in der herrlichen Spätnachmittagssonne, es bleibt Zeit zum Einrichten, Zeltbau, einen kleinen Abendspaziergang in der Nähe oder auf die nächste Düne, für ein paar digitale Erinnerungen, einen herrlichen Tee oder Kaffee.
Und so bald die Sonne hinter dem Horizont versinkt, wird es schnell dunkel und schlagartig kalt (um nicht zu sagen „ar...kalt“ !).
Unser Koch zaubert uns jeden Abend ein tolles Essen, Cous-Cous, Reis mit Gemüse, Spaghetti oder ähnliches. Allen Respekt, was er so täglich mit den wenigen Möglichkeiten, die ihm gegeben sind, für uns aus dem Hut zaubert.
Essen gegen halb acht, dann erzählt uns Uwe, unser Reiseleiter meist eine halbe Stunde Wissenswertes über die Region, das Land, die Geschichte, den Islam, die Tuareg, - immer sehr informativ und auch unterhaltsam.
Für ein langes Stelldichein am Lagerfeuer (Bild 5) fehlt uns zumindest in den ersten Tagen der Mumm, es ist wirklich extrem kalt, so dass wir froh sind, wenn wir uns in unseren warmen Schlafsack rollen und dem nächsten Tag entgegenträumen können.
So ist die Wüste eben:
Am Tag brennt die Sonne gnadenlos vom stahlblauen, wolkenlosen Himmel, (Bild 6) und obwohl die Luft manchmal sogar kalt daherkommen kann (ist ja schließlich auch dort Winter) verbrennt sie innerhalb kürzester Zeit die Haut, hauptsächlich die Nase, die Lippen, wer sich hier nicht schützt hat verloren.
Die Nacht ist herrlich klar, Millionen von Sterne verwandeln den Himmel in ein unbeschreibliches Spektakel. Auch bei Neumond leuchten die Sterne immer noch so hell, dass man durchaus Gegenstände ganz gut erkennen kann. Später dann, als die liegende Mondsichel zum Vorschein kommt, wirkt alles manchmal fast kitschig, klischeehaft, wie aus einem schlechten Film. --- Aber es ist tatsächlich so, alles ist real !
Das merkt man spätestens in der ersten Nacht im Freien.
Gnadenlose sechs Grad minus !
Noch vor Sonnenaufgang ist Wecken, es ist mir täglich ein Gräuel aus dem angenehm warmen Schlafsack hinaus in die Kälte zu gehen. Aber wat mut, dat mut !
Anziehen, packen, Zelt abbauen, Auto beladen. Wir machen das wirklich gerne, uns wird schön warm durch die Bewegung.
Dann Frühstück gegen halb acht. (Bild 7)
Sehnsüchtig warten wir alle auf die wärmenden Sonnenstrahlen.
Und je nach Lagerplatz und Höhe der Dünen kommt sie ein wenig früher oder auch manchmal später, dann verziehen sich manche mit ihrem Morgenkaffee auf die nächste Düne, wo sie schon scheint.
Und dann geht es schlagartig; Ist die Sonne erst mal da, wird es sofort angenehm warm auf dem Körper und schon nach wenigen Minuten kann man Stück um Stück seiner Zwiebelschale ablegen, Parka, Wollmütze, Handschuhe, Norwegervlies.
Kurz nach dem Frühstück brechen wir auf.
Täglich gehen wir frühs etwa eine bis eineinhalb Stunden zu Fuß durch die Wüste, (Bild 8) bis uns die Fahrzeuge eingeholt haben und wir weiterfahren.
Das ist toll, gehen in der Wüste ist Meditation.
Dazu spürt man, wie langsam das Leben in einem zurückkehrt, wie es schön warm wird, und so gegen 10, bevor wir in die Autos steigen ist dann Sommer angesagt, Hemd, T-Shirt, Sandalen, bald schnellt das Thermometer nach oben und erreicht die normale Winter-Tagestemperatur von 22 bis 26 Grad, weit im Süden auch schon mal bis 28.
Nach zwei bis drei Stunden Fahrt ist Mittagspause angesagt.
Dazu suchen unsere Fahrer normalerweise schöne sonnige Aussichtsplätze aus, allerdings mit der Möglichkeit, sich auch Schatten unter einer Akazie oder einem Felsen zu suchen, die Sonne sticht schon wieder gnadenlos.
Unser Koch zaubert ein herrliches Mittagsmahl, meist eine Salat/Gemüseplatte mit Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Oliven, Tomaten, Gurken, Eiern und Thunfisch oder Sardellen aus der Dose. Sieht immer toll aus und schmeckt auch so !
Gut essen, ein kleines Nickerchen in der Sonne, nach zwei Stunden Pause geht die Fahrt weiter bis abends gegen 5 zum nächsten Nachtlager irgendwo in der Wüste.
So fahren wir 10 Tage durch die herrlichsten Gegenden Libyens, ja eigentlich der ganzen Sahara. Wir haben schon viele unterschiedliche Gegenden der Sahara gesehen, Ägypten, Algerien, Marokko, Mauretanien, aber auch andere Wüsten dieser Welt, - alle waren wunderschön.
Aber Libyen hat alles bisher Gesehene einfach noch einmal übertroffen ! (Bilder 9 - 14)
Einzelne Stationen unserer Reise und ein paar schöne Bilder dazu dann im zweiten Teil.
Viel Spaß dabei.
Gruß hermann