Forchheim, 01.01.2010
Es ist 15 Uhr und draußen schneit es. Dicke weiße Flocken. Sieht sehr schön aus und ich sitze vor der warmen Heizung und schaue seit dem frühen Mittag auf Phönix „100 Jahre“. 100 Jahre Weltgeschichte, unglaublich interessant, dauert stundenlang diese Sendung und mir fällt es schwer, hier auf der Couch die ganze Zeit nur ruhig zu sitzen und zu schauen. Nach einiger Zeit hole ich meinen Laptop und schreibe meine Gedanken auf, die mir zu meiner Kretareise 2009 einfallen.
Es ist Forchheim, am 09.09.2009
Ist es nicht schön, morgens die Augen zu öffnen und zu wissen, am Abend bist Du auf Kreta, wirst am Meer sitzen, unter Tamarisken, kretisches Essen genießen und beim Rauschen der Wellen einfach nur den Gedanken nachhängen.
So geht es mir heute Morgen beim Aufwachen.
Gegen 10 Uhr starten wir mit dem Zug nach Nürnberg, von dort aus weiter mit der S-Bahn zum Flughafen. Alles geht planmäßig und am späten Nachmittag landen wir auf Kreta. Als ich die Treppe vom Flugzeug runtergehe, die letzten Stufe zum kretischen Boden, atme ich tief ein, aber diesmal riecht es nicht nach Thymian oder Oregano sondern nach Kerosin und außerdem flimmert die Luft nicht vor Hitze, es ist kalt hier auf Kreta.
Zum ersten Mal lasse ich meine warme Kleidung an, ein bisschen Enttäuschung auf dem Weg zur Kofferabholungshalle. Egal, wird schon noch wärmer werden. Koffer abholen und auf zur Autovermietung, bei der wir für die nächsten 2 Wochen ein Auto gemietet haben.
Von weitem schon ruft Sonja meinen Nachnamen und winkt mich ran. „Ah, Vanny,“ sagt sie, „kannst Du die ersten Tage diesen hier nehmen?“ und deutet, ohne wirklich selber hinzuschauen, auf einen grauen Kleinbus, indem eine Großfamilie gut 2 Wochen über die Insel kutschieren könnte. „Öhm, Sonja, ….“ versuche ich einzuwenden, aber Sonja kümmert sich schon um ein paar andere Kunden. Anscheinend hat sie aber doch meinen Einwand, evtl auch meinen Gesichtsausdruck beim Anblick des Kleinbusses, mitbekommen, denn nun steigen schon zwei andere Kretafreunde selig lächelnd in den Bus. Sonja währenddessen ruft lautstark nach Petros. Petros kommt nach kurzer Zeit mit einem kleinen roten Auto vorgefahren, Sonja fragt uns, ob wir mit dem zufrieden sind. Ja na klar, sind wir das und so fahren wir gegen 18 Uhr unserem ersten Ziel entgegen, dass da Kalamaki an der Südküste heißt. Wir suchen uns ein Quartier für 3 Nächte und abends, endlich, sitzen wir direkt am Strand unter Tamarisken und schauen auf’s Meer.
Kalamaki, 10.09.2009
Am Morgen laufen wir von Kalamaki aus rechts am Strand entlang, die Sonne geht gerade auf. Nach einer Stunde kehren wir um, frühstücken und machen uns auf, die Gegend per Auto zu erkunden.
1. Ziel: Agia Triada, Überreste einer minoischer Palastanlage, ca. 1550 v. Chr. erbaut
2. Ziel: Vori, ein Ort, unweit der Ausgrabungsstätte von Agia Triada in der Messara-Ebene. Dort besuchen wir das volkskundliche Museum in einem alten Gutshof. Es entführt uns mit seinen Exponaten - Haushaltsgegenstände, Musikinstrumente, Arbeitsgeräte und Waffen - in den kretischen Alltag der vergangenen Jahrhunderte.
3. Ziel: Moni Kardiotissa, weitgehend zerstörte Gebäude eines alten Klosters.
Immer wenn ich so alte, zum Teil verfallene Gebäude mir ansehe, denke ich darüber nach, wer hier schon alles gewohnt hat
4. Ziel: Moni Kaliviani, irgendwie eine Stadt für sich, eine üppige Pflanzenwelt und ein eigener Laden indem eigene Handarbeit verkauft wird. Die angebotene Handarbeit erinnert mich an meine Grundschulzeit, dort wurden in der 3. Klasse Kraken gehäkelt, aus Restewolle.
In einem Nebengebäude befinden sich Vitrinen mit menschlichen Knochen. Vitrinen voll menschlicher Schädel. Der Anblick lässt mich einige Zeit starr stehen. Ich versuche in den Bilder über den Vitrinen zu lesen, was es mit diesen Knochen auf sich hat. So richtig werde ich nicht schlau.
Über Kousses und Sivas fahren wir zurück nach Kalamaki.
Abends, nach dem Essen, beginnt es zu regnen. Wir flachsen noch rum, besser es regnet jetzt in der Nacht, als morgen früh, denn dann wollen wir bis Moni Odigitrias fahren und von dort die Schlucht runterwandern bis zum Meer.
Nachts werde ich öfters wach, denn Regen trommelt stundenlang lautstark auf die Dächer der Tavernen am Meer.
Kalamaki, 11.09.2009
Morgens regnet es immer noch, Wolken hängen über Kalamaki und dem schräg gegenüberliegenden Galini. Wir sind trotzdem optimistisch heute noch die Schlucht südlich von Moni Odigitrias gehen zu können. Auf dem Weg nach Sivas bekommen wir einen Eindruck davon, was Unwetter auf Kreta bedeutet. Keine Frage mehr, heute können wir auf keinen Fall eine Schlucht runtergehen. Auf den Strassen kommen uns wellenartig Wassermassen entgegen. Einige Zeit bleiben wir noch in Sivas stehen, warten vergebens auf Besserung, dann setzten wir uns ins Auto. Es wird immer schlimmer. Die Schluchtwanderung schließen wir nun endgültig aus.
Wir fahren nach Kousses, um dort den Kräuterladen zu besuchen, auf den wir durch „Zu Tisch auf Kreta“ aufmerksam geworden sind. Schon als wir den Laden betreten, sind wir uns bewusst, dass sich dieser Besuch allemal lohnt. Iannis, der Besitzer des Ladens begrüßt uns freundlich mit einem heißen Mangotee. Den trinken wir in Ruhe und lassen den Kräuter- und Gewürzladen auf uns wirken. Draußen prasselt der Regen und stürzt sich die engen Gassen hinunter ins Tal.
Nach einiger Zeit haben wir uns erwärmt und schauen uns im Laden um, sind begeistert, nicht nur wegen der tollen, so vielfältigen Gewürze, sondern auch von der ganze Ausstattung im Laden, Bilder, Steine, Tassen und und und…
Es gibt soviel zu sehen.
Vollgepackt mit Gewürzen verlassen wir Kousses. Über Mires fahren wir wieder zurück nach Kalamaki. Die Strasses sind teilweise überflutet.
Zurück in Kalamaki setzten wir uns in unser Zimmer und essen etwas, bis wir merken, dass es sogar ins Zimmer reinregnet. Dicke Pfützen haben sich schon auf dem Boden gebildet. Gut, also Sachen zusammenpacken und jemanden finden, der uns ein trockenes Zimmer bieten kann.
Am Nachmittag bricht langsam der Himmel auf, ich glaube, wir sind die ersten, die wieder draußen sind. Erstmal ins Meer springen und einige Meter schwimmen, danach ein Spaziergang in Richtung Komos Beach. Hier sieht man deutlich die Spuren, die die Wassermassen hinterlassen haben.
Wolken und Sonne im Wechsel lassen das Meer und den Himmel in verschiedensten Farben scheinen und glitzern.