Platamonas - oder eine Odyssee
Einen kurzen Schwank aus 1977 hätte ich da auch zum Erzählen :grin:
Platamonas, ein heißer Augusttag neigt sich dem Ende zu. Beim Abendessen in der Strandtaverne werden Pläne für einen Disco-Besuch geschmiedet. Wir – drei Pärchen – allesamt unmotorisiert, haben uns den Besuch der 3 km außerhalb gelegenen Open-Air Disco „Hot Spot“ in den Kopf gesetzt. Treffpunkt dort um 23.00 Uhr. Mein Begleiter, nennen wir ihn Odysseas, will sich von einem Bekannten einen fahrbaren Untersatz leihen. Um 22.30 Uhr, ich bin bereits fertig „gestylt“ für eine heiße Disco-Nacht, ertönt unter meinem Balkon (nein, das wird keine Szene aus Romeo und Julia) ein nervöses, heiseres Gehupe .... Odysseas ist mit einem schon etwas in die Jahre gekommenen Motorrad vorgefahren. Heute würde ich übrigens schlicht und einfach „Rostlaube“ dazu sagen, damals, als ich noch jung war, erschien sie mir wie eine heiße Harley.
Als ich kaum am Rücksitz Platz genommen hatte, drückte mir Odysseas eine riesige Taschenlampe in die Hand, ich musste nämlich unseren Fahrweg beleuchten, der Scheinwerfer war schon länger „hinüber“ gewesen, Besuch in der Schattenwelt also. Unter großem Gelächter ging es los – gerade einmal so knappe 500 m bis zu den Bahngleisen. Nach deren Überquerung zwang uns ein sehr seltsames Motorgestottere zum Stehenbleiben. Kein Treibstoff! ... Oh, der Ledersack des Aeolos war leer ... Ach, Odysseas, ein wahrlich heißer Stuhl! Also hieß es etwa einen halben Kilometer weit bis zur Tankstelle an der Durchzugsstraße Richtung Larissa laufen. Wer sein Motorrad liebt, der schiebt. Der Weg war wegen meiner hohen Stöckelschuhe nicht sehr einfach und bequem, aber letztlich doch eine überwindbare Distanz. Frisch aufgetankt - Bewirtung bei Menelaos - ging es dann endlich diretissima weiter zum Tanzschuppen.
Aber, so als hätten sich Scylla und Charybdis am Straßenrand versteckt, die uns an der Weiterfahrt hindern wollten, ertönten plötzlich eigenartige gummi-quatschende Laute und das Vorderrad fing an zu eiern ..... war das am Ende gar ein Angriff des Polyphem? .... jawohl, jetzt hatten wir auf etwa halber Strecke einen Patschen (Platten). Nach vor oder zurück? – das war dann die Frage. Ich nahm kurz entschlossen meine Stöckelschuhe in die Hand und wir marschierten den restlichen Weg zur Disco zu Fuß ... so ganz nach dem Motto, wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt. Unsere Bekannten, die per Autostopp unterwegs gewesen waren, empfingen uns (kurz nach Mitternacht) mit einem lauten Hallo. Mit meinen ohnehin schon asphalt-schwarzen Fußsohlen tanzte ich dann natürlich barfuss, ausgelassen bis zum Morgengrauen. Nur der Heimweg war etwas beschwerlich ... drei Kilometer zu Fuß nach einer aufregenden, durchtanzten Disco-Nacht, am Strand angekommen, stürzten wir uns in die Fluten der Ägäis ... aber, hoppla, das ist dann eine andere Geschichte :ANGEL:
LG Reinhilde
Wenn du nicht kämpfst, dich nicht bemühst, hast du nicht das Recht zu hoffen.