Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Felsphänomene
deja
1.November.2006, 19:34
Wo wir grad bei merkwürdigen Erscheinungen sind:
Wir wissen ja, daß Kreta gekippt ist, im Westen sich gehoben, im Osten gesenkt hat. Und daß das nicht in urgrauer Vorzeit zwischen Amöben und Dinosauriern passiert ist, sondern in historischer Zeit, als es z.B. in Falassarna einen Hafen und in Olous Gebäude gab.
Zwei Dinge verstehe ich dabei (mindestens) nicht:
1. Mir scheint, daß über dieses Ereignis wenig berichtet/geforscht/beschrieben wird. Jedenfalls weniger als z.B. über das Erdbeben oder den Vulkanausbruch, von dem man annimmt, daß es/er die minoischen Paläste zerstört hat. Wieso eigentlich?
2. Noch schwerer fällt es mir, mir den Ablauf vorzustellen. Wenn das ein schleichender Prozess war mit, sagen wir mal, 1mm im Jahr, also 1m in 1.000Jahren, dann scheint mir ja noch einleuchtend, daß es nicht soviel Aufsehen erregt hat. Aber dann kapier ich nicht, wieso an den Felsen an der Küste eine so scharfe Linie zu sehen ist.
http://www.freepler.de/userdaten/61037335/bilder/krasi/krm060063th600a.jpg
Das sieht doch eher nach einem relativ abrupten Heben in ziemlich kurzem Zeitraum aus. Und sowas hätte doch mit einigen Zerstörungen auch im Inland einhergehen müssen und die wiederum wären doch wohl irgendwo dokumentiert worden.
Wer hat denn Erklärungen dafür und vielleicht auch seriöse Quellen?
simon-1978
1.November.2006, 19:55
Das war schon eine abrupte Geschichte, so weit ich mich erinnere während eines Bebens, sonst hätte sich ja definitiv keine Linie bilden können.
Ich werde morgen mal nachschauen....
Gruss, Simon
fliegerx
1.November.2006, 22:46
Also , ich bin sicher , die Linie stammt vom Wellenschlag . Besonders bei Sturm und in der Winterzeit ist der Wellenschlag oft sehr hoch und treibt das Wasser auf das Land zu .
Es gibt auch den Begriff im Baurecht : .... soweit die Winterwelle schlägt ....
Gruß Heinz
Gwg_49
2.November.2006, 08:25
Ich denke auch wie fliegerx, dass die Linie von den Wellen entstand.
Der ehemalige Hafen von Falassarna liegt heute einige Meter über dem Meeresspiegel
d.h. Westkreta ist in relativ kurzer Zeit (3000 Jahre) in die Höhe geschoben worden.
Vorher haben die Wellen über einige 100000 Jahre am Stein genagt.
Deutlich zu sehen ist es auf dem folgenden Foto links von der Mitte und am rechten Rand:
http://static.flickr.com/116/268481741_22673599d7_o.jpg
Östlich von Domata
Günter
stephan mausbach
2.November.2006, 08:54
Also , ich bin sicher , die Linie stammt vom Wellenschlag . Besonders bei Sturm und in der Winterzeit ist der Wellenschlag oft sehr hoch und treibt das Wasser auf das Land zu .
Seltsam ist halt nur,daß sich in einem ziemlich breiten Bereich eine fast gerade Linie gebildet hat.Wäre es bei Wellenschlag nicht logischer,das die Linie unregelmäßig wäre?
@Deja Ist das Bild bei Falassarna entstanden oder an der Südküste zwischen Roumeli und Sougia?Dort gibt es ähnliche Bereiche,oder?
Stephan:nuts:
fliegerx
2.November.2006, 09:18
Hallo und Kalimera ,
besonders die exakt gerade ausgerichtete Linie deutet auf den immer wiederkehrenden Wellenschlag hin. Besonders an der Südküste ist diese Linie an Steilwänden besonders ausgeprägt , da bei Süd - oder Südwest - Winden der Wasserspiegel ziemlich ansteigt. Da dieser Anstieg mit zugehörigen Wellen alle Jahre dasselbe Niveau erreicht , ist diese Linie auch exakt gerade , wie mit einer Wasserwaage gezogen.
Gruß Heinz
stephan mausbach
2.November.2006, 09:27
Wieder was dazu gelernt...:schild11:
Gruß,Stephan:nuts:
in-crete
2.November.2006, 11:21
die geomorphologische "Bearbeitung" Kretas ist in der Regel nicht graduell, wie in gemaessigten Klimaten, sondern fast immer ein Resultat katastrophaler Vorgaenge. Kreta hebt sich zwar staendig, aber solche Talterassen oder Wellenschlaglinien deuten auf massive und plotzelich eintretende Hebungen hin. Dass die so horizontal verlaufen, deutet darauf hin, dass das Wasser immer an der schwaechsten Stelle nagt, also an Schichtungsgrenzen im anstehenden Gestein.
Der Einbruch des Ierapetra Grabens, der zur Bildung der Kavousi und Monastiraki Schluchten gefuehrt hat, war ja auch relativ rezent, bei einer graduellen Erosion und Denudation waren diese Schluchten nicht unten so eng und kantig.
Auch die extremen Temperaturschwankungen, wie sie in allen mediterranen und subtropischen Klimaten ueblich sind, fuehren zu solch scharfkantigen Gelaendeformen, waehrend z.B. in den Alpen die lang andauernde Taetigkeit der Inlandvereisung und die haeufigen, aber maessigen Regenfaelle haeufig viel weichere Formen hinterlassen.
Hinzu kommt, dass das anstehende Gestein derartig ist, dass es zu dolomitischen Oberflaechenformen kommt, die aber aus historischer Zeit stammen, als naemlich die urspruenglich bewaldete Insel abgeholzt, aber nicht wieder aufgeforstet wurde. Dolinen, Poljes und Tropfsteinhoehlen sind hier deswegen genauso haeufig wie in ex-Jugoslawien, und auch die scharfkantigen Bloecke, die ueberall herumliegen, zeugen hiervon.
Das Erosionsprodukt, die roetliche Erde, ist relativ fruchtbar, aber aufgrund der rezenten Erosion nicht ueberall und vor allem nicht besonders dick.
in-crete
2.November.2006, 11:34
eine komplett andere Gesteinsform habe ich vor einiger Zeit am Ostrand des Ierapetra Grabens gefunden, hierbei handelt es sich um eine vulkanische Bombe, die, wie man in den Bildern sieht, auf das senkrecht anstehende geshichtete Gestein mit einiger Wucht geknallt ist, vermutlich aus grosser Hoehe, und spaeter dann von Erde (aus der Hangerosion und -denudation bedeckt wurde. Die Bombe (so heissen solche Teile) wurde bei dem Planieren der Strasse freigelegt. Aus der Tiefe der Erdschicht ueber der Bombe kann man davon ausgesehen, das diese Bombe wahrscheinlich in historischer bzw. gerade eben praehistorischer Zeit auf Kreta gefallen ist, evtl. bei der Explosion von Santorini. Auf einem Foto ist ein Taschenmesser als Groessenvergleich, da kann man davon ausgehen, dass das Teil etwa einige hundert Kilo gewogen hat. Wenn so was auf jemanden herunterregnet, denn es wird nicht nur eine gewesen sein, kann man sich gut vorstellen, warum die minoische Kultur so ein ploetzliches Ende gefunden hat.
Die Bilder folgen, weil es im Moment nicht klappt.
Kretamum
2.November.2006, 11:55
Folgende Antwort habe ich soeben von der Uni Iraklio bekommen:
As far as I could understood the question was about this straight line on the coastal cliffs.
This is actually a marine notch, a carve usually made on limestone by dissolution of calcium carbonate at the level by the wave activity. So these notches represent sea level of past times.
If the picture is from western Crete then this notch represents the sea level prior to the 365 AD earthquake.
That earthquake was of about 8.2 M (Richter scale) and rose up western Crete at a maximum of 9 meters in the area of Paleochora. The ancient Classical harbor of Falasarna was risen up 6 meters and was destroyed by a later tsunami. The notches of this earthquake can be traced all over western Crete till the Agios Pavlos beach in Rethimno (even in Amoudi in Plakias the notch is present).
Furthermore, it is not true that Crete is rising at the west and sinking at the east. Zakros area in eastern coast is rising too. There are individual blocks of Crete that either rise or sink.
Sincerely
Fassoulas Babbis
Dr Geologist,
Head of Geodiversity Dep.
Natural History Museum of Crete
University of Crete
fassoulas@nhmc.uoc.gr
Die Übersetzung kommt später - soo viel Zeit kann ich im Büro gerade nicht "abzwicken" ... :biggthump
stephan mausbach
2.November.2006, 14:45
Ich denke,daß erklärt doch einiges...ein interessantes Gebiet,über das ich mir ehrlich gesagt noch nicht wirklich Gedanken gemacht hatte!:biggthump
Stephan:nuts:
in-crete
2.November.2006, 15:46
so. vielleicht klappen jetzt die Bilder von der Bombe, nee doch nicht
in-crete
2.November.2006, 16:03
na, vielleicht jetzt....:fluch: nee doch nicht....
Alepu
2.November.2006, 18:03
sehr interessanten thema!!
die untersuchung der uni hieraklion beschreibt auch die wellentheorie sowie das erdbeben mit 8,2 richterskala.
während in-crete auch von dieser sogennannten bombe spricht, es könnte sich ja theoretisch auch um einen meteoriteneinschlag bei der bombe handeln?
das müßte anhand der radio-carbon methode nachweisbar sein? ein eventueller grund mehr für den untergang der minoischen kultur, es gibt auf der ganzen welt ähnliche beispiele, wo vieles durch meteoriten ausgelöst wurde( damit meine ich nicht nur die dinosaurier). übrigens ist bei agios pavlos auch dieser rand im gestein!!
in-crete
3.November.2006, 08:01
bei der von mir erwaehnten Bombe handelt es sich um erstarrtes vulkanisches Auswurfmaterial, das waehrend des Fluges als Kugel erkaltet und dann als sog. Bombe aufschlaegt. Dabei handelt es sich nicht um ausserirdisches Material, denn wenn ein Meteor einschlaegt hinterlaesst er einen Krater, waehrend bei Bomben eigentlich nur so etwas wie eine Kanonenkugel landet. Das sieht man auch in den Bildern, wenn ich sie denn mal hochgeladen bekomme, dass das anstehende Gestein am Aufschlagsort nicht explodiert und verkratert wurde, sondern wie ein Buch, auf das man an der Oberschnittkante mit einem Hammer draufhaut, einknittert und bricht.
http://www.in-crete.co.uk/bombe01.jpg
http://www.in-crete.co.uk/bombe05.jpg
Das schwarze Ding ist ein Taschenmesser zum Groessenvergleich.
http://www.in-crete.co.uk/bombe03.jpg
in-crete
3.November.2006, 08:14
Hier mal ein Literaturhinweis: Rackman, Oliver, and Jennifer Moody: The making of the Cretan landscape, Manchester University Press 1996, ISBN 0-7190-3647-X; Preis auf Kreta Euro 50.90
Kauzig geschrieben, aber voller interessanter Details und auch guter Photos
Justussi2
3.November.2006, 12:26
Hi, echt super was man hier alles erfährt.
Ihr seid echt phänomenal!
:)
justussi2
deja
3.November.2006, 22:53
Erst schonmal besten Dank fürs Mitmachen und Recherchieren. Sind ja schon spannenden Infos. Ich werd mir die am Wochenende mal in aller Ruhe zu Gemüte führen. :jo: :biggthump
Ist das Bild bei Falassarna entstanden oder an der Südküste zwischen Roumeli und Sougia?
An der Südküste, zwischen Marmaro und Roumeli. Aber die Linie sieht man wirklich an vielen Stellen.
Wolfgang
3.November.2006, 23:00
Noch ein Büchlein,
von dem oben zitierten Charalambos Fassoulas geschrieben:
http://cretashop.gr/br/productsbr/booksbr/9603670073br.htm
Da steht mit Sicherheit mehr drin über die erwähnten Felskerben.
Habs leider auf Kreta gelassen, sonst könnte ich jetzt klug zitieren. :wut:
Übrigens:
Mit der Radio-Karbon-Methode kann man das Alter von Holz bestimmen, nicht aber das von Gestein.
Ob die Bombe von Santorin stammt, kann u.a. mit chemischer Analyse nachgewiesen werden
.
in-crete
3.November.2006, 23:53
Ob die Bombe von Santorin stammt, kann u.a. mit chemischer Analyse nachgewiesen werden
.
Sehr wahrscheinlich, denn die Erosionsablagerungen (Dicke, Beschaffenheit) darueber deuten darauf hin, dass sie in den letzten 3 bis 3,5 Tausend Jahren dort abgelagert wurden. Zu der Zeit gab es nur eine Explosion vulkanischer Art, wo so Dinger herausgeschleudert wurden. Eine chemische Analyse dieser speziellen Bombe wurde noch nicht durchgefuehrt, da von den Unis keiner bereit war, sich auf den etwas beschwerlichen Weg zu begeben, um diese zu untersuchen. Ausserdem waere sie auch ueberfluessig, weil sie zeitmaessig nur zu einer Explosion/Ausbruch passt.
Alepu
4.November.2006, 13:57
Übrigens:
Mit der Radio-Karbon-Methode kann man das Alter von Holz bestimmen, nicht aber das von Gestein.
tschuldigung wolfgang ich war wieder unaufmerksam, :redf: wohl verwechselt--trotzdem sind solche themen hochinteressant!!
vor allem was da auf kreta noch alles unentdeckt in der erde ruht!!
Alepu
4.November.2006, 17:02
noch ne frage ist zwar kein phänomen, also muschel und schnecken kann man ja auch mit der carbon methode bestimmen, vielleicht auch fossilien?
also die landzunge zwischen komos und matala der berg auf dem mystical view ist, ist das kalkgestein oder sedimenablagerungen, der stein ist ja porös sonst wären ja damals die matala höhlen nicht gegraben worden.
man findet versteinerungen, nach aussage eines anderen urlaubers ist dieses gestein bzw. die versteinerungen im vergleich zu anderen teilen kretas noch recht jung?? stimmt das?
in-crete, wolfgang oder andere, wer weiß mehr darüber?
ich finde das sehr interessant.
gondolella
4.November.2006, 22:33
bei der von mir erwaehnten Bombe handelt es sich um erstarrtes vulkanisches Auswurfmaterial, das waehrend des Fluges als Kugel erkaltet und dann als sog. Bombe aufschlaegt. Dabei handelt es sich nicht um ausserirdisches Material, denn wenn ein Meteor einschlaegt hinterlaesst er einen Krater, waehrend bei Bomben eigentlich nur so etwas wie eine Kanonenkugel landet. Das sieht man auch in den Bildern, wenn ich sie denn mal hochgeladen bekomme, dass das anstehende Gestein am Aufschlagsort nicht explodiert und verkratert wurde, sondern wie ein Buch, auf das man an der Oberschnittkante mit einem Hammer draufhaut, einknittert und bricht.
http://www.in-crete.co.uk/bombe01.jpg
http://www.in-crete.co.uk/bombe05.jpg
Das schwarze Ding ist ein Taschenmesser zum Groessenvergleich.
http://www.in-crete.co.uk/bombe03.jpg
Hallöchen,
mit großem Interesse lese ich alle Beiträge zu der "Felserscheinung". Bei der Diskussion, ob es sich um eine vulkanische "Bombe" handelt, würde ich gern einmal fragen, welche Minerale man denn mit einer Lupe an einem frisch angeschlagenen Stein erkennen kann. Dieser Fund wäre die erste "vulkanische Bombe" jüngsten Datums auf Kreta. Aus Santorini (Thera) kann sie nicht kommen, weil sie soviel Energie bei dem Ausbruch nicht mit auf die Reise bekommen haben kann. Man findet wohl Reste des Ausbruchs auf Kreta: an der Nordküste finden sich in den Strandsänden, besonders in Buchten, Bimssteine, die von Santorini stammen. Da sie sehr leicht sind, schwammen sie praktisch mit der Meeresströmung nach dem Ausbruch gen Süden. Vergeblich jedoch haben bisher alle geologisch orientierten Forscher nach Ascheablagerungen auf Kreta gesucht. Selbst in Senken und Dolinen finden sich fast keine Relikte des Santorini-Ausbruchs. Doch zurück zur Bombe: es wäre gut, wenn ein Ausschnitt eines frischen Bruchstückes photographiert werden könnte. Ich habe schon Geophysiker aus Bremen in den Levka Ori getroffen, die mir die oberkretazischen, grauschwarzen Dolomite als Lava und Aschen verkaufen wollten. Ich habe sie also reden lassen, weil das Geologenleben nicht immer nur schöne Momente bringt; so hatte ich einmal viel in mich hinein zu lachen. Zur Beruhigung: ich habe sie dann schon aufgeklärt. Bei unserer "Bombe" nun fällt mir im Photo eine seltsam graue Farbe auf, die zerbrechende Dolomitkalke zeigen. Und soweit das Photo verrät, ist die Umgebung der Bombe eher kein vulkanisches Auswurfgestein.
Vorschlag: Hammer nehmen, ein Stückchen abschlagen (5x5x5 cm) und mit der Lupe betrachten. Ach noch eines: bevor man einen frisch angeschlagenen Stein betrachtet, um Minerale oder Strukturen zu erkennen, sollte man ihn immer ablecken (so machen es Geowissenschaftler) oder anderweitig befeuchten. Dann sieht man meist schon viele seiner Geheimnisse.
Glückauf
Und noch ein Zusatz. Ich hatte ursprünglich nicht gelesen, daß die "Bombe" östlich des Grabens von Ierapetra gefunden worden ist. Ich habe mir die Bilder nochmals genauer angeschaut und vermute aufgrund der Sedimentstruktur und Farbe, daß es sich um Gesteine aus der sogenannten Pindos-Decke handelt. Das ist ein Gesteinspaket, daß relativ weit oben im Gesteinsstapel Kretas liegt. Dann könnte es sich um ein vulkanisches Gestein handeln. Dabei kommen aber nur 3 folgende Alter in Frage: a) ca. 230 Millionen Jahre (Mittel- bis Obertrias), aber sehr sehr unwahrscheinlich, b) um die 170 Millionen Jahre (Jura) oder c) 70-80 Millionen Jahre (Oberkreide). Mit Sicherheit hat dies aber nichts mit dem junden, rezenten Vulkanismus in der südlichen Ägäis zu tun.
Glückauf bei der genauen Gesteinsbestimmng (s.o.)
gondolella
4.November.2006, 22:59
Wo wir grad bei merkwürdigen Erscheinungen sind:
Wir wissen ja, daß Kreta gekippt ist, im Westen sich gehoben, im Osten gesenkt hat. Und daß das nicht in urgrauer Vorzeit zwischen Amöben und Dinosauriern passiert ist, sondern in historischer Zeit, als es z.B. in Falassarna einen Hafen und in Olous Gebäude gab.
Zwei Dinge verstehe ich dabei (mindestens) nicht:
1. Mir scheint, daß über dieses Ereignis wenig berichtet/geforscht/beschrieben wird. Jedenfalls weniger als z.B. über das Erdbeben oder den Vulkanausbruch, von dem man annimmt, daß es/er die minoischen Paläste zerstört hat. Wieso eigentlich?
2. Noch schwerer fällt es mir, mir den Ablauf vorzustellen. Wenn das ein schleichender Prozess war mit, sagen wir mal, 1mm im Jahr, also 1m in 1.000Jahren, dann scheint mir ja noch einleuchtend, daß es nicht soviel Aufsehen erregt hat. Aber dann kapier ich nicht, wieso an den Felsen an der Küste eine so scharfe Linie zu sehen ist.
http://www.freepler.de/userdaten/61037335/bilder/krasi/krm060063th600a.jpg
Das sieht doch eher nach einem relativ abrupten Heben in ziemlich kurzem Zeitraum aus. Und sowas hätte doch mit einigen Zerstörungen auch im Inland einhergehen müssen und die wiederum wären doch wohl irgendwo dokumentiert worden.
Wer hat denn Erklärungen dafür und vielleicht auch seriöse Quellen?
Hallo Anette,
richtige Freude kommt bei mir auf, wenn sich liebe Mitmenschen mit scharfen Augen in die Natur trauen und sie befragen. Vielleicht kann ich zur weiteren Anspornung einige Bemerkungen loswerden.
1. Zur Hebung Kretas Wie ganz richtig in Beiträgen bemerkt, hebt und senkt sich Kreta verschiedenen Ortes. In Westkreta ist Falassarna das wohl schönste Beispiel für die Hebung. Zu den Werten kann ich aus freiem Gedächtnis nur folgendes sagen: die Hebbungswerte sind nicht kontinuierlich jeden Tag meßbar, sondern erfolgen schubweise, was zu einem Durchschnittswert von etwa 2 mm pro Jahr führt. Warum? Afrika schiebt sich von Südwesten mit ca. 1,5 cm pro Jahr unter Europa und Europa von Nordosten mit ca. 3 cm pro Jahr über Afrika. Man sagt auch: die afrikanische Platte wird unter die europäische Platte subduziert, d.h. unterschoben. Das führt über sehr komplexe Vorgänge zum Vulkanismus von Milos, Santorini und dem vielleicht bald ausbrechenden Vulkan Columbus östlich von Santorini. Der Untergang der minoischen Kultur ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit dem Ausbruch von Santorini in Zusammenhang zu bringen. Zum einen gibt es keine direkten vulkanischen Zeugen auf Kreta, bis auf ein paar Bimssteine an den Stränden von Nordkreta. Zum anderen deuten die Daten von Vulkanausbruch und Verfall von Knossos auf eine Differenz von wenigstens 300 Jahren hin. Aber wie immer: das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Wahrscheinlicher für den Untergang des minoischen Reiches ist wohl die soziopolitische Entwicklung im östlichen Mittelmeer zu jener Zeit.
2. Zu den Küstenlinien: Es fällt mir von Korsika bis nach Zypern auf, daß fast im gleichen Niveau diese markante Linie zu beobachten ist. Und wenn das Phänomen im Mittelmeer allgemein vorherrscht, dann hat das wohl eher mit der Großwetterlage zu tun. Was will der Forscher damit sagen? Wir hatten wohl ein höheren Wasserstand im gesamten Mittelmeer und relativ gesehen eine höhere Lösungsgeschwindigkeit der - meistens - leicht löslichen karbonatischen Gesteine oder eine längere Lösungsdauer bei diesem höheren Wasserstand. Aber darüber finden sich sicherlich wissenschaftlicher Untersuchungen. Mal sehen, ob ich im google scholar etwas ausfindig machen kann.
Wenn es mehr Interesse zur Entstehung der Insel geben sollte, kann ich gern einiges erzählen. Übrigens: die Insel in ihrer heutigen Form ist er etwa 17-18 Millionen Jahre alt. Davor befanden sich die Einzelteil verstreut und über 100-200 km entfernt voneinander genau in der Knautschzone zwischen Afrika und Europa. Was heute in Kreta übereinander liegt, lag zumindest vor mehr als 18 Millionen Jahren also noch nebeneinander. Unklar bis heute ist, wo viele der wunderbaren Gesteine genau entstanden sind, bevor sie von Papa Zeus als "Kreta" zusammengestapelt worden sind.
Glückauf Anette, weiter so.....
gondolella
4.November.2006, 23:55
noch ne frage ist zwar kein phänomen, also muschel und schnecken kann man ja auch mit der carbon methode bestimmen, vielleicht auch fossilien?
also die landzunge zwischen komos und matala der berg auf dem mystical view ist, ist das kalkgestein oder sedimenablagerungen, der stein ist ja porös sonst wären ja damals die matala höhlen nicht gegraben worden.
man findet versteinerungen, nach aussage eines anderen urlaubers ist dieses gestein bzw. die versteinerungen im vergleich zu anderen teilen kretas noch recht jung?? stimmt das?
in-crete, wolfgang oder andere, wer weiß mehr darüber?
ich finde das sehr interessant.
Hallo Hasenmama,
und nochmals heute meine Freude, daß es naturinteressierte Mamas gibt. Finde ich gut.
Ganz allgemein will ich Dir gern die gängigen Methoden zur Alterbestimmung aufzählen.
1. Eine der ältesten Methoden ist die Abzählung von Sedimentschichten. Wenn zum Beispiel in einem Gebiet in jedem Frühjahr besonders viel Material ins Meer geschwemmt wird, kann ich die Jahre später im Gestein einfach zählen.
2. Besser schon ist die Fossilmethode. Lange Forschung hat eine relative Altersskala ergeben, bei denen die versteinerten Tiere oder Tierchen oder Pflanzenteile relativ zugeordnet wurden; die in den untersten Schichten waren die ältesten und in den obersten Schichten die jüngsten Fossilien. Mit der Zeit konnte man die relativen Alter in einer Skala zusammenfassen. Das Fazit: in internationalen Gremien bemüht man sich ständig, diese relativen Alter durch immer präzisere Forschung den "echten", also den absoluten Altern anzupassen.
3. Die radiogene Alter. Hierbei nutzt man aus, das einige Elemente mit der Zeit in andere Elemente zerfallen. Man analysiert dann die Menge der neu entstandenen Elemente und rechnet zurück, vor wie vielen Jahren dieser Zerfallsprozeß begonnen hat. Damit bekommt man die radiogenen Alter. Einige Kollegen meinen, die wären absolut - als die richtigen - und verschweigen dabei die Unzulänglichkeiten der Natur und unserer Laboratorien. Warum? Weil die Menge der neu enstandenen Elemente so gut wie immer verfälscht wird. Ein Teil wird von Wasser ausgewaschen, ein Teil falsch analysiert, und so weiter. Letztlich aber hat sich gezeigt, daß die Fossilalter und die radiogenen Alter sehr gut zusammenpassen. Und die Karbonmethode speziell ist eine Methode mit dem Isotop 14 des Kohlenstoffs mit einer relativ kurzen Zerfallszeit; das eignet sich für Altersbestimmungen bis zu etwa 40.000 Jahren.
Im Anhang klebe ich einmal 3 Abbildungen bei: eine Gondolella von etwa 280 Millionen Jahren, einen Brachiopoden von 225 my, eine Foraminifere von von 90-100 my.
Glückauf
gondolella
Christina
5.November.2006, 09:39
Vielleicht hilft das hier auch weiter:
bitte anklicken: Exkurs: "Die holozäne Wasserstandsmarke" (http://www.kritimou.de/ind_crui.htm)
Alepu
5.November.2006, 14:01
hallo gondolella,
das ist ja super was du alles weißt, laß mich raten bist du geologe/in?
brachiopode also die versteinerung von 225 millionen jahren, ich glaube sowas ist bei meinen funden dabei, sieht eigentlich wie ganz grober bimsstein aus?
ist das dann etwa ein tier,eine korallenart(die sehen von der struktur ja ähnlich aus) oder ein vorgänger dessen?
könnte dann die matala/Komos landzunge so alt sein?
neu ist für mich auch das kreta ja sozusagen in einzelteilen als einzelne erdplatten bzw. inselchen vor sich hingetrifftet ist, bis es durch verschiebungen, drift zu unserem heutigen lieblingsurlaubsinselchen wurde.
es ist wirklich immer wieder ein erlebnis die einzelnen erdschichten, gesteinsformationen zu betrachten. man muß ja nur am strand lang laufen und die vielen verschieden farbigen steine begutachten die immer mit nach hause wollen.
oh ja auch hasenmama´s haben nichthasige interessen:icon_lol:
LG
Alepu
gondolella
6.November.2006, 18:11
Hallöchen Hasenmama,
ich helfe gerne weiter. So weit ich Deinen Beschreibungen entnehmen kann, wirst Du bei Matala sehr junge Fossilien gefunden haben. Vielleicht 5-10 Millionen Jahre nur. Ich müßte schon ein Bildchen sehen können.
Deine Vermutung meines Backgrounds ist nicht ganz falsch. "Geo" ist schon richtig, jedoch von Haus aus Mineraloge. Was mein bisheriger Beitrag zur Geologie Kretas war und noch ist, verbirgt sich in der Entdeckung eines Teil des alten Panthalassa-Ozeans, einem Vorläufer von Pazifik und Indischem Ozean. Das war bis zu meinen Arbeiten (1982 bis heute) unbekannt. So habe ich tonnenweise Gestein gehämmert, mit Säuren Fossilien präpariert und sie von klugen Kollegen bestimmen lassen. Daraus hat sich dann in einem Modell die Entstehung eines Teiles von Kreta sehr gut rekonstruieren lassen.
Mal sehen, was ich noch alles finden werde. Was fehlt, sind Sponsoren für die aufwendigen Reisen und Arbeiten. Da ich in den letzten 22 Jahren alles privat finanziert habe, ist mir nicht viel zum Leben geblieben. Mit der Geologie ist es halt nicht wie mit der Formel 1 oder mit der Tour de France, wo das Geld in Säcken zum Happening getragen wird.
Alepu
7.November.2006, 11:26
hallo gondolella,
wirklich super,
weniger das du alles selbst finanzieren mußt,
gibts da keinen wissenschaftlichen fond oder forschungsaufträge wo man vielleicht bißchen unterstützung findet?
bei solch einem interessanten thema !!
leider habe ich von meinen versteinerungen kein foto, da meine digitalkamera ganz neu ist.
und wie du weißt darf man keine fossilien ausführen, oder:redf:
auf jeden fall waren auch so riesige längliche muscheln dabei mind. 15 cm länge, die liegen sogar an der strasse zu matala rum. dann noch die kleinen geriffelten die es heute noch gibt und diese brachio.... zumindest von diesem porösen aussehn.
du warst wohl noch nicht dort in der gegend, oder? bestimmt auch interessant für dich, oder ist die gegend zu jung?
was ist deiner meinung nach der älteste teil kreta´s?
fragen über fragen....:schild11:
gondolella
7.November.2006, 18:42
hallo gondolella,
wirklich super,
weniger das du alles selbst finanzieren mußt,
gibts da keinen wissenschaftlichen fond oder forschungsaufträge wo man vielleicht bißchen unterstützung findet?
bei solch einem interessanten thema !!
leider habe ich von meinen versteinerungen kein foto, da meine digitalkamera ganz neu ist.
und wie du weißt darf man keine fossilien ausführen, oder:redf:
auf jeden fall waren auch so riesige längliche muscheln dabei mind. 15 cm länge, die liegen sogar an der strasse zu matala rum. dann noch die kleinen geriffelten die es heute noch gibt und diese brachio.... zumindest von diesem porösen aussehn.
du warst wohl noch nicht dort in der gegend, oder? bestimmt auch interessant für dich, oder ist die gegend zu jung?
was ist deiner meinung nach der älteste teil kreta´s?
fragen über fragen....:schild11:
Ach Hasenmama,
Dein smiley tut mir weh, denn niemand ist dumm, sondern jeder kann laufend bis zur Kiste dazulernen. Das ist zumindest ein Traum für mich selbst.
Zu den Fossilien: zu den großen 15cm langen fällt mir abrupt nur "Austern" ein. Die geriffelten sind sicher Muscheln irgendeiner Art. Und bei den Brachiopoden müßte man schon genau hinschauen. Aber mit einem liegst Du richtig: dieses junge Fossiliengemüse erfreut mich zwar immer, doch habe ich es höchstens zum Verschenken aufgehoben. "Junges Gemüse" mag ich natürlich schon, denn es hält den Menschen gesund. Natürlich darfst Du Dir Exemplare einrucksacken und mit nach Hause nehmen. Nur archäologisches Fundgut solltest Du garnicht gesehen haben, weil Du bei den Griechen mit Deinem Hinschauen allein schon eine Straftat begangen hast. Und Kreta ist voll von Scherben und Fundstücken. Also im Gelände die Augen auf, die Hände in der Hosentasche belassen und hoffen, daß Dich niemand an einem Fundstück gesehen hat. Ich habe zweimal in der Mesara-Ebene Autokontrolle erlebt, weil wohl irgendwelche Diebe der Polizei avisiert worden sind.
Zu den Geldern ist meine Bemerkung ganz einfach. Als Privatmensch hat man keinen Zugang zu den Forschungsgeldern. Man muß da schon eine filigrane Instituts- und Paten-Beziehung haben, um an Gelder heranzukommen. Und dann ist das System in Deutschland nicht unbedingt objektabhängig, sondern beziehungsabhängig. Wenn Du also mit den falslchen Leuten Kontakt hast, lesen sie zwar Deinen Antrag, klauen Dir aber im selben Moment die Ideen. Du staunst dann nach 4-5 Jahren nur, daß plötzlich eine Dissertation (Doktorarbeit) oder Veröffentlichung erscheint, in der Deine ursprünglichen Raki-Eingebungen wieder auftauchen. Oder aber man sieht Dich mit Kollegen der Konkurrenz, denen man nun garnischt gönnen möchte, über ein fruchtbares Thema reden. Und schon finden die Gutachter 15 Gründe, Deinen Antrag abzulehnen. Das ist Deutschland. In USA, so hat mir ein Kollege mal erzählt, laufen Anträge auf Forschungsgelder anonym. Da hat man als Antragssteller wesentlich größere Chancen, an den Futternapf zu gelangen.
Die ältesten Gesteine Kretas hat ein Kollege, den ich in Kreta während mehrerer Wochen in die Geologie eingeführt habe, inzwischen in Ostkreta zwischen Mochlos und Vai datiert. Das sind alte Gneise, Marmore, Amphibolite und andere mehr, die zu verschiedenen Zeiten entstanden sind und einem oder mehreren alten Kontinenten enstammen. Es sind darin Alter von Mineralien bestimmt worden in der Größe von 250-280 Millionen, 280-380 Millionen und letztlich von etwa 500-600 Millionen Jahren. Diese Gesteine entstammen alten Gebirgen, auf die dann jüngere Schichten sedimentierten. Diese jüngeren wurden dann in einer Tiefe von 20-30 km auch wieder umgewandelt unter höheren Drücken und Temperaturen, kamen zurück an die Oberfläche und bildeten die Grundlage für die Sedimente bei Matala mit den hübschen jungen Grazien. Einfach genug erklärt? Wenn nicht, dann frag, frag, frag......... die Kiste ist noch weit entfernt.
Glückauf
Alepu
8.November.2006, 11:53
danke gondolella,
ich nehm es zuerst zurück ich bin nicht:schild11: :)
kann nur wieder sagen deine kiste ist voller überraschungen, das mag jeder!!
es ist aber wirklich schade das,in den usa die forschungsgelder anonym vergeben werden und bei uns der "gedanken und ideenklau" umgeht.
so bleiben viele neue ideen,erkenntnisse und initiative einfach auf der strecke.
danke das du mir das junge gemüse so schön erklärt hast, was sind auch 5-10 mio.jahre gegen 600-800 Mio jahre, logisch!!
schreib, schreib !! erzähl uns von der insel
LG
Alepu
gondolella
8.November.2006, 18:22
danke gondolella,
ich nehm es zuerst zurück ich bin nicht:schild11: :)
kann nur wieder sagen deine kiste ist voller überraschungen, das mag jeder!!
es ist aber wirklich schade das,in den usa die forschungsgelder anonym vergeben werden und bei uns der "gedanken und ideenklau" umgeht.
so bleiben viele neue ideen,erkenntnisse und initiative einfach auf der strecke.
danke das du mir das junge gemüse so schön erklärt hast, was sind auch 5-10 mio.jahre gegen 600-800 Mio jahre, logisch!!
schreib, schreib !! erzähl uns von der insel
LG
Alepu
Oh Hasenmama,
ich danke für die Sahne auf mein Haupt. Was soll ich nur machen?http://www.kretaforum.info/images/smilies/confused.gif
:confused:
Ich weiß nur nicht so recht, ob meine Lamentierungen im allgemeinen Interesse sind. Wenn ich so die Beiträge lese, kann ich mir gut vorstellen, einigen auf den Keks zu gehen. Aber wenn es mich überkommt, etwas sagen zu wollen, werde ich es an die Forumstür schlagen. Du kannst mich privat anmailen, wenn es anderen lästig sein sollte.
5-10 Millionen Grüße
Jochen
joe
8.November.2006, 18:27
Das Thema finde ich ausgesprochen interessant und wichtiger als manche anderen Themen hier: deshalb bin ich für WEITERMACHEN, unbedingt!
Ilona
9.November.2006, 00:51
Ich bin auch für weitermachen, sehr interessant :jo:
deja
9.November.2006, 02:01
Es ein ja bißchen blöd von mir, eine Frage loszutreten und mich dann nicht mehr zu rühren. Ich finde die Antwort hochinteressant!
Ich komm nur zur Zeit und noch etwa 2 Wochen lang nicht dazu, mir das Ganze in Ruhe anzugucken. Aber es läuft ja nicht weg und ich bin gespannt auf Weiteres.
Hab ich das denn richtig verstanden, daß Santorin - Zerstörung der minoischen Paläste - Hebung Westkretas zeitlich zusammenhängen?
gondolella
9.November.2006, 13:26
Es ein ja bißchen blöd von mir, eine Frage loszutreten und mich dann nicht mehr zu rühren. Ich finde die Antwort hochinteressant!
Ich komm nur zur Zeit und noch etwa 2 Wochen lang nicht dazu, mir das Ganze in Ruhe anzugucken. Aber es läuft ja nicht weg und ich bin gespannt auf Weiteres.
Hab ich das denn richtig verstanden, daß Santorin - Zerstörung der minoischen Paläste - Hebung Westkretas zeitlich zusammenhängen?
Nette Annette,
danke für das weitere Interesse. Das motiviert mich natürlich auch.
Soweit meine Kenntnisse reichen, hat das Verschwinden - ich sage absichtlich nicht der Untergang - der minoischen Kultur nichts primäres mit Santorin, also dem letzten Ausbruch von Thekla zu tun. Eine Archäologengruppe unter griechischer Führung hat dazu vor etwa 2 Jahren einen review gebracht, daß es eine Diskrepanz von ca. 300 Jahren gibt. Und wie schon gesagt: auf Kreta gibt es fast keine Ablagerungen vulkanischer Gesteine von diesem Ausbruch. Nur an den Nordstränden, z.B. in der Fodele-Bucht, findet man Bimssteine, die auf diesen Ausbruch zurückgeführt werden. Ich habe 1976 eine kleine Probensammlung dem Geologen Keller nach Freiburg geschickt, aber leider nichts mehr davon gehört.
Die Hebung Kretas steht im Zusammenhang mit der relativen Bewegung von Afrika zu Europa. Afrika schiebt sich im Bereich Kretas unter die europäisch-asiatische Platte. Und an der Reibungszone bzw. darüber heizt sich nun das Gestein auf, schmilzt und wird als vulkanisches Gestein wieder an die Oberfläche befördert. Das sehen wir zur Zeit bei Milos, Santorin, dem im Untergrund lebhaften Vulkan Columbus bei Santorin. Dazu gab es vor einigen Monaten einen schönen ZDF-Beitrag. Und diese Vulkantätigkeit pflanzt sich in die Türkei fort. Nach Westen zu werden die Verhältnisse komplizierter. In Süditalien gibt es ähnliche Prozesse: Resultat sind die Vulkane des Strombolis und Nachbarn. Der Ätna jedoch wird von den Vulkanologen als sogenannter "hot spot" klassifiziert, also heißer Fleck, der von mindestens 2 Magmen aus noch größerer Tiefe gespeist wird.
Unter Kreta jedoch - wie schon in einem Beitrag betont - gibt es zur Zeit keine vulkanische Aktivität, die zu Ausbrüchen führen könnte.
Vielleicht mache ich einmal einige Skizzen, wie das da unten ausschaut.
Glückauf
deja
9.November.2006, 18:34
Und wie schon gesagt: auf Kreta gibt es fast keine Ablagerungen vulkanischer Gesteine von diesem Ausbruch.
Könnte das nicht auch auch durch begleitende Erdbeben des Vulkanausbruchs passiert sein. Und beides gemeinsame Ursachen haben, z.B. Erdplatten verschieben sich > Druck auf Vulkan steigt, er bricht aus > Erde wird erschüttert > Erdbeben, vielleicht auch Tsunami (> ggf. mit weiteren Rückwirkungen auf die Erdplatten?)
Ohne jetzt die These von 300 J. Unterschied zu berücksichtigen.
Vielleicht mache ich einmal einige Skizzen, wie das da unten ausschaut.
Prima, bin gespant. Und schönen Dank!
gondolella
9.November.2006, 18:59
Könnte das nicht auch auch durch begleitende Erdbeben des Vulkanausbruchs passiert sein. Und beides gemeinsame Ursachen haben, z.B. Erdplatten verschieben sich > Druck auf Vulkan steigt, er bricht aus > Erde wird erschüttert > Erdbeben, vielleicht auch Tsunami (> ggf. mit weiteren Rückwirkungen auf die Erdplatten?)
Ohne jetzt die These von 300 J. Unterschied zu berücksichtigen.
Prima, bin gespant. Und schönen Dank!
Sehr gut mitgedacht,
natürlich kann ein Zusammenhang bestehen. Dein "Tsunami" oder ein Erdbeben hoher Stärke ist natürlich bei vulkanischen Ereignissen nie auszuschließen. Tsunami haben wir in Indonesien gesehen, dramatische Erdbeben 7.0 oder größer kommen immer wieder vor. Das Entscheidende im Falle Minoer scheint aber nach archäologischen Befunden die zeitliche Verschiebung beim "Untergang" der einzelnen Lokalitäten zu sein. Vielleicht ist diese zeitliche Einordnung aber auch mit zu großem Fehler behaftet. Was bei Knossos oder Phaistos jedoch auszuscheiden scheint, sind eben Erdbeben. In den Resten sind keine Verwerfungen beschrieben, wie wir sie von Santorin kennen; gesprungene Mauern, eingestürzte Dächer, begrabene Leichen etc. Klassisches vulkanisches Beispiel bleibt wohl Pompeji. Dort sind die Menschen, die tagelang die Beben und Aschewolken des Vesuv erlebt haben, nicht geflohen und von einer glutheißen Aschewolke einfach zugedeckt worden. Gleiches hat neulich eine Forschergruppe vom Tambora in Indonesien sehr schön belegen können. Auch wenn Evans bei den Ausgrabungen in Knossos die nötige Vorsicht hat vermissen lassen, so wären doch einige Spuren sei es von heftigem Beben oder Tsunami zu sehen gewesen. In den Krügen und in den Räumen haben sich keine angeschwemmten Materialien gefunden. Man kann also die Möglichkeiten wohl ausschließen.
Ich habe bei einer Fahrt durch Anatolien auf einer Ebene einen kleinen Hügel gefunden, in den jemand einen Stollen gegraben hatte. Ich schaute mal neugierig nach und was fand sich dort: vulkanische Gesteinsreste, Reste behauener Steine, Scherben von Krügen und verfestigte Schlammreste. Das war wohl ein echter Lahar, das heißt ein Schlammstrom von durchweichtem vulkanischem Material und Erde. Aber all das fehlt auf Kreta. Die einzige Hoffnung die ich persönlich habe, wäre eine Bohrung im Lake Kournas. Dort könnte man praktisch die Ablagerungen der letzten 30000-50000 Jahre im Bohrkern studieren; vorausgesetzt natürlich, der See besteht schon solange als See und nicht als trockene Vertiefung.
Vielleicht bringen bezüglich der Minoer weitere Ausgrabungen in der Mesara mehr Klarheit. Auch die alten Höhlen auf Kreta haben schon einige Hinweise auf jene Zeit erbracht, aber wohl noch zu wenig für ein entscheidendes, abschließendes Urteil. Aber auch die Hochgebirgsregionen sollte man nicht ununtersucht lassen. Denn wenn die Minoer unter fremdem Druck standen, dann sollte man meinen, haben sie sich in die Berge geflüchtet und dort vielleicht noch Spuren hinterlassen.
Glückauf
Jochen
Alepu
9.November.2006, 19:56
Siehste Gondolella (ist das eigentlich ein Einzeller?)
hast doch fleißige mitleser, nicht nur mich.
Dejas Thema ist auch wirklich interessant und was Du uns alles beantworten kannst-Klasse:biggthump
Das Minoer Thema wirft auch viele Fragen auf, die Messara birgt bestimmt viele Geheimniss, ständig findet man Scherben, die wahrscheinlich jünger sind, aber normalerweise war es ja so, wo gesiedelt wurde wurde immer wieder neues gebaut. Bestes Beispiel sind Kirchen, als Beispiel das Totenorakel in Epirus, das anhand Aussagen in der Odysee lokalisiert werden konnte und wo fand man es? unter einer Kirche einem Friedhof.
Um auf die Minoer zurück zu kommen, wenn Sie sich wirklich in die Berge zurück gezogen haben, warum gibt es sowenige Funde?
Wahrscheinlich wieder ein Geldproblem, wer zahlt die Forschungen, die Ausgrabungen etc.
Vielleicht weißt Du auch was bei Matala (wenn man zum Red Beach wandert)die Ruinen mal waren ? Hab mal was von einer Töpferwerkstatt gelesen?
Gruß
Andrea
hermann
10.November.2006, 10:42
Denkt bitte nicht, daß hier nicht auch von anderen begeistert und angespannt gelesen wird. Ich tu´s auch.
Nur sagen kann ich nicht viel, ich habe einfach zu wenig Ahnung von der Materie.
Gruß hermann
tassia
10.November.2006, 12:08
Und hier mal ein Bild von der Insel Rhodos:
http://img243.imageshack.us/img243/166/horizontalelinieyi9.jpg (http://imageshack.us)
auch hier gibt es diese Linie, ich fand es allerdings nicht so ungewöhnlich, da ich diese Linie schon häufiger gesehen habe. Auf jeden Fall interessant hier zu lesen an welche GESCHICHTE man so ohne nachzudenken vorbeiläuft.
lg tassia
joe
10.November.2006, 13:57
Zitat gondolella:
"Was bei Knossos oder Phaistos jedoch auszuscheiden scheint, sind eben Erdbeben. In den Resten sind keine Verwerfungen beschrieben, wie wir sie von Santorin kennen .... Klassisches vulkanisches Beispiel bleibt wohl Pompeji. Dort sind die Menschen, die tagelang die Beben und Aschewolken des Vesuv erlebt haben, nicht geflohen und von einer glutheißen Aschewolke einfach zugedeckt worden...."
Ist dann die antike Stätte von Anemosphilia am Nordhang des Juchtas eine Ausnahme? Oder hat sich Sakellarakis vertan? Gruß Joe
gondolella
10.November.2006, 16:16
Denkt bitte nicht, daß hier nicht auch von anderen begeistert und angespannt gelesen wird. Ich tu´s auch.
Nur sagen kann ich nicht viel, ich habe einfach zu wenig Ahnung von der Materie.
Gruß hermann
Danke für den Kommentar. Dann müssen wir die Beiträge eben einfacher, vielleicht mit Bildern darstellen.
Nochmals danke für den Hinweis.
gondolella
10.November.2006, 16:20
Zitat gondolella:
"Was bei Knossos oder Phaistos jedoch auszuscheiden scheint, sind eben Erdbeben. In den Resten sind keine Verwerfungen beschrieben, wie wir sie von Santorin kennen .... Klassisches vulkanisches Beispiel bleibt wohl Pompeji. Dort sind die Menschen, die tagelang die Beben und Aschewolken des Vesuv erlebt haben, nicht geflohen und von einer glutheißen Aschewolke einfach zugedeckt worden...."
Ist dann die antike Stätte von Anemosphilia am Nordhang des Juchtas eine Ausnahme? Oder hat sich Sakellarakis vertan? Gruß Joe
Ich kenne diese Stätte nicht. Gib mir einen Tip, wo ich mich schnell schlaumachen kann. Übrigens Kreta und Erdbeben: natürlich ist dies eine der erdbebenhäufigsten Gegenden in Europa. Im Durchschnitt sind sie nicht zu stark, dafür - geschichtlich gesehen - aber häufiger. Ich werde mal eine Karte suchen und mitmailen.
Glückauf
joe
10.November.2006, 16:33
Sorry, da war bei mir im Namen ein "h" zuviel drin. Diese Ausgrabungsstätte liegt auch nicht direkt am Meer, sondern in ca. 12/15 km Entfernung von der Nordküste, gehört aber zum Thema Erdbeben, ggf. Vulkanausbruch und möglicherweise auch zu dem Thema "Untergang der minoischen Kultur" ...
Weitere Infos zu der archäologischen Stätte, u.a.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anemospilia
http://en.wikipedia.org/wiki/Anemospilia
http://www.uk.digiserve.com/mentor/minoan/anemospilia.htm
http://basisreligion.reliprojekt.de/jouchtas.htm
und weitere bei Google
Gruß Joe
gondolella
10.November.2006, 16:50
Sorry, da war bei mir im Namen ein "h" zuviel drin. Diese Ausgrabungsstätte liegt auch nicht direkt am Meer, sondern in ca. 12/15 km Entfernung von der Nordküste, gehört aber zum Thema Erdbeben, ggf. Vulkanausbruch und möglicherweise auch zu dem Thema "Untergang der minoischen Kultur" ...
Weitere Infos zu der archäologischen Stätte, u.a.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anemospilia
http://en.wikipedia.org/wiki/Anemospilia
http://www.uk.digiserve.com/mentor/minoan/anemospilia.htm
http://basisreligion.reliprojekt.de/jouchtas.htm
und weitere bei Google
Gruß Joe
Ich bin von der Schnelligkeit erschlagen. Tausend Dank.
Zuerst zu den Erdbeben. Ich hefte mal zwei Karten von US Geological Survey an. Die bieten weltweit mit riesigem Abstand die besten aktuellen und historischen Informationen. Auf der einen Karte sieht man die Beben in der Ägäis. In der Reihenfolge "orange (0-35 km)> gelb (35-70 km)> grün (70-150 km)> blau (150-300 km)> violett (300-500 km)> rot (500-800 km)" nehmen die Tiefen, die sogenannten Herdtiefen, wo sich die Spannungen lösten, zu. Da sieht man von Kreta Richtung Norden eine leichte Zunahme der Herdtiefen. Deshalb auch der Vulkanismus erst auf der Linie Athen, Milos, Santorin.
Zur besseren Erklärung eine zweite Karte aus dem westlichen Pazifik, wo man eine kontinuierliche Zunahme von Osten nach Westen bis in 800 km Tiefe sieht. Dann ist Schluß, weil die harten Gesteine so hoch erhitzt sind und unter Druck stehen, daß sie keine Spannungen mehr schlagartig entladen (=Erdbeben).
Jetzt stelle ich fest, daß die Datein *.gif und *.jpg ein paar kb zu viel haben. Ich werde sie zu verkleinern versuchen und später senden.
gondolella
10.November.2006, 17:36
Hallo Joe,
anbei die 2 versprochenen Verkleinerungen von USGS Grafiken zu Erdbeben in der Ägäis und am Tonga-Graben.
Glückauf
gondolella
10.November.2006, 18:23
Hallo Hasenmama,
endlich habe ich ganz aktuell etwas zu den von mir erwähnten BIMSSTEINEN an der Nordküste von Kreta gefunden.
Du kannst die folgendes anschauen: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,447751,00.html
Ich hänge aber zwei Bildchen aus dem Artikel gleich an, wie Bimsstein auf dem Meer schwimmt und mit den Meeresströmungen dvongetragen wird. So war es auch beim Ausbruch von Thekla (Santorin).
Glückauf
Alepu
10.November.2006, 18:53
hallo jochen(gondolella)
die spiegel seite bleibt beim öffnen leer:jo: aber deine beigefügten bilder sind schon mal interessant.
da du so viel weißt und wissen willst(wie wir hier auch) du hast nicht zufällig gestern auf SWRRP odisso gesehen? es ging speziell über erdbeben die erdplatten verschiebungen(hab leider auch nur nen teil gesehen durch zufall) aber was für mich neu war, es gibt einen wissenschaftler in deutschland der ameisen untersucht, er hat in der eifel,rheinebene,schwarzwald (als beispiele) festgestellt das die ameisenbauten in der reihe genau über erdspalten,wo auch gase entweichen, gebaut werden,
es wurde auch auf karten dargestellt, echt der wahnsinn-jetzt untersuchen sie warum die krabbeltiere das tun.
übrigens ist inder oberpfalz(bayern)zur tschechischen grenze wahrscheinlich eine magmakammer, es gibt mikrobeben und giftige wasserlöcher auf tschechischer seite.
also nicht nur unser geliebtes kreta hat einiges zu bieten. ich habe noch nie auf kreta ameisenhügel gesehen, fehlt wohl der wald--ach es ist alles so interessant.
AndDei
10.November.2006, 20:03
Hallo zusammen
also ich lese jetzt hier seit ca 1 1/2 Jahren mit (ab und zu schreib ich auch mal was), aber das ist der interessanteste Thread (dank gondolella :biggthump ) den ich bis jetzt hier erlebt habe.
LG Andi
gondolella
10.November.2006, 22:31
hallo jochen(gondolella)
die spiegel seite bleibt beim öffnen leer:jo: aber deine beigefügten bilder sind schon mal interessant.
da du so viel weißt und wissen willst(wie wir hier auch) du hast nicht zufällig gestern auf SWRRP odisso gesehen? es ging speziell über erdbeben die erdplatten verschiebungen(hab leider auch nur nen teil gesehen durch zufall) aber was für mich neu war, es gibt einen wissenschaftler in deutschland der ameisen untersucht, er hat in der eifel,rheinebene,schwarzwald (als beispiele) festgestellt das die ameisenbauten in der reihe genau über erdspalten,wo auch gase entweichen, gebaut werden,
es wurde auch auf karten dargestellt, echt der wahnsinn-jetzt untersuchen sie warum die krabbeltiere das tun.
übrigens ist inder oberpfalz(bayern)zur tschechischen grenze wahrscheinlich eine magmakammer, es gibt mikrobeben und giftige wasserlöcher auf tschechischer seite.
also nicht nur unser geliebtes kreta hat einiges zu bieten. ich habe noch nie auf kreta ameisenhügel gesehen, fehlt wohl der wald--ach es ist alles so interessant.
Meine liebe Hasenmama,
bei so viel Interesse macht das Leben wieder Spaß. Die Ameisen-Vorliebe für Erdspalten ist vernünftig. Die lieben Tierchen profitieren sicherlich von Ausgasungen oder von erwärmten Gasen. Vielleicht ist auch ein wenig Schwefel oder Methan dabei, ich werde es mal nachlesen.
Die Magmakammer in der Oberpfalz waren von mehr als 320 Millionen Jahren so richtig groß und haben uns die wundervollen Granite gebracht, die wir heute so gern verbauen. Von dort droht aber wohl in den nächsten 100000 Jahren keine Gefahr. Aber ganz ähnliche Magmakammer liegen unter dem Yellowstone Park in USA. Dort steht ein neuer großer Ausbruch bevor. Die Erde dort hebt sich ständig, die Temperaturen der Gase steigen und ein Teil der Parkwege ist in den letzten 2 Jahren gesperrt worden. Wenn sich diese Kammer entleeren wird, ziehen vermutlich finstere Wolken um die ganze Welt und werden unser Klima über 1 Grad abkühlen. Aber das käme uns allen ja bei der derzeitigen Erwärmung zugute. Das Problem dann ist jedoch eine neue Vereisung auf der nördlichen Erdhalbkugel. Vielleicht schieben dann die Gletscher wieder durch das Inntal bis nach Oberbayern. Das klingt alles unwahrscheinlich ist aber sehr wahrscheinlich. Wir haben diesen Effekt im Kleinen ja bei Ausbruch des Tambora in Indonesien erlebt: in Europa sind bei dem Klimaumschwung Hunderttausende verhungert.
Ich kenne die Vulkane im französischen Zentralmassiv ganz gut. Da warten auch viele auf den nächsten Rülpser. Vergessen sollten wir dabei nicht, daß dort bis über 2000 km² Flächen von Aschen und Laven bedeckt wurden. Und dann addieren sich die verschiedenen Ausbrüche sehr schnell zu riesigen unbewohnbaren Flächen. Aber bei unserem kurzen Durchatmen auf dieser schönen Erde ist die Wahrscheinlichkeit, dies zu erleben, doch sehr gering.
Trotz aller Erdplatten, Erdbeben und Feuerspeier wünsche ich allen
ein gutes Nächtle.
Jochen
gondolella
10.November.2006, 22:32
Habe soeben den Spiegellink angeklickt: öffnet einwandfrei folgenden Artikel ....
Vulkan spuckt Eiland im Pazifik aus
In einem Meer von Steinen fand sich eine Segeljacht auf dem Weg von Tonga nach Fidschi unversehens wieder. Ein Vulkan war ausgebrochen und hatte eine neue Insel gebildet. Sogar aus dem Weltall kann man sie sehen. ff
Dorli
11.November.2006, 09:11
Hallo Gondolella, deine Beiträge sind wirklich sehr informativ, mit großem Interesse verfolge ich diesen thread. Als Zweitname würde dir "Geofuchs" gebüren :grin: Ich bin gespannt auf weiteres!
Lg Dorli
gondolella
11.November.2006, 14:18
Hallo Gondolella, deine Beiträge sind wirklich sehr informativ, mit großem Interesse verfolge ich diesen thread. Als Zweitname würde dir "Geofuchs" gebüren :grin: Ich bin gespannt auf weiteres!
Lg Dorli
Dorli,
Dein Vorschlag ist zwar liebgemeint, doch würde ich "Geognost" bevorzugen. Dem Fuchs haftet doch immer so etwas Diebisches an; und meine Lebensgrundhaltung war bislang immer: geben ist besser als nehmen.
Auf folgender Webseite kannst Du das Wesentliche nachlesen. Als Geognost stehe ich zur kausalen Wissenschaft, die immer noch Platz für einige Späne aus dem uns Unerklärlichen beinhaltet. Die echten Geowissenschaftler sagen stets gemäß dem, was sie gelernt haben: "das geht so und so" oder "das geht nicht, weil ....". Ich bemühe mich ausdrücken, was wie gehen kann oder gehen könnte. Und warum das? Wir sind noch lange nicht am Ende des Tunnels der Erkenntnis.
Verstehst Du mein Gewürme?
Jochen
http://www.information-philosophie.de/geophilosophie.html
Alepu
11.November.2006, 15:23
lieber Jochen(gondolella ist das ein einzeller oder nicht?)
ok, du willst nicht geofuchs heißen, ich heiß halt so deswegen auch mein griechischer name hier "alepu":smiley8: ( aber es sei dir verziehen:)
wenn ich das alles jetzt richtig versteh was ich in deinem link gelesen habe betreibst du eine mischung aus geologie und philosopie, genau das ist es was oft vergessen wird, hinter allen forschungen und ausgrabungen hinter allem was entdeckt wird, steht schließlich und endlich der mensch, damit meine ich nutzen zu ziehen aus vergangenem, was leider oft auf der strecke bleibt in unserer schnelllebigen gesellschaft. es ist für mich somit logisch, das du interesse für griechenland/Kreta hast, denn da steht ja wohl die wiege der philosophie -hier hast du beides, interessantes an geologie und philosophie.
ich habe mal gelesen das alle griechischen philosophen vegetarier waren aus achtung vor dem leben( das schreib ich jetzt nicht weil ich eine bin, sondern es war der grund das ich´es las).
es ist richtig und wichtig das "warum" zu verstehen und zu erforschen und das ist auch was uns hier interessiert (meine Meinung) warum sind die abgrenzungungen in den steinen, warum sind die minoer ausgestorben etc...
denn nur daraus lernen wir, oder sollten es zumindest (was oft vergessen wird )was wird einmal sein.....was könnte geschehen? es ist mit allem zu rechnen, deswegen-genieße jeden tag es könnte der letzte sein !-vor dem großen erdbeben-vor dem tsunami-vor dem kometen-vor....
hermann
11.November.2006, 15:49
Also dann vielleicht
Geo-logischer Philosoph
Gruß hermann
gondolella
11.November.2006, 21:02
Hallo Hasenmama, hallo Hermann,
also gut: Geo-logischer Philosoph finde ich nicht schlecht. Frei übersetzt: Geognost.
Nun Hasenmama, die "gondolella" ist ein kleines Bauelement in einem fischähnlichen Meerestier, das aus komplexem Phoshphat wie unsere Zähne besteht. Es waren aber keine Zähne, sondern wie Du aus den angehefteten Grafiken sehen kannst, so eine Art Stützelemente im Kopf- und Schwanzbereich des Tieres. Sie treten im Zeitabschnitt 600 Millionen bis etwa 205 Millionen Jahre auf. Dann sind sie auf der gesamten Erde verschwunden. Entweder ist die Art ausgestorben oder hat das Bauprinzip geändert. Ersteres ist wahrscheinlicher.
Auf beigefügter Webseite findest Du einige nette Beispiele, wie man sich das Tierchen, das komplett nirgends erhalten ist, vorstellt. Auch sind einige Beispiele in den Abbildungen aufgeführt.
http://images.google.co.uk/images?hl=en&q=conodont
Von Kreta habe ich persönlich die größte Sammlung, z.T. sogar neue Spezies, die anderweitig noch nicht beschrieben sind. Das ganz besondere an meiner Sammlung ist der Umstand, das viele Exemplare nur aus Ostasien und Nordamerika bekannt sind. Nun kann jeder phantasieren, wie die in die Gesteine Kretas gekommen sind. Apropos Conodonten: die Größe variiert zwischen 0,1 mm und etwa 2 mm. Also alles etwas für das Mikroskop und gute Augen.
Mein größtes Problem ist zur Zeit die Einlagerung von noch nicht bearbeiteten Proben. Das sind etwa 8-9 m³ Lagerplatz. Zur Zeit liegen sie in einem Keller in Frankfurt, doch wird das Haus abgerissen. Und wenn ich im Raum München keinen Geo-Begeisterten finde, gehen sie in 4-6 Wochen auf die Müllhalde. Das bereitet mir schlaflose Nächte.
So hart Wissenschaft sein.
Glückauf
Jochen
Alepu
12.November.2006, 21:59
aber jochen,
du kannst doch die armen tierchen, die abermillionen jahre überdauert haben, nicht einfach auf den müll werfen, vor allem die unbekannten arten nicht.
es müßten doch auch in münchen ein paar geobegeisterte zu finden sein, mit platz!!
ja und wie kommen die diese fossilien nach kreta, die in ostasien und amerika beheimatet sind??
erklär es uns? durch die vielen kleinen inselchen die auf magma dahintriffteten, bevor sie zusammengeschoben wurden?
ich drück dir auf jeden fall die daumen, das du eine lagermöglichkeit findest!! du mußt.
LG
Andrea
gondolella
12.November.2006, 22:11
Die Geognostiker lieben Dich!
Wenn wir mehr Zuspruch dieser Art hätten, reiften die Ideen sicherlich viel viel schneller. Aber stell Dir vor: mein eigenes altes Institut hat kein Interesse und keinen Platz. Das neue Geozentrum in München (Universität) hat mir voriges Jahr schon gesagt: dafür gibt es weder Interesse noch Platz (lt. Dekan). Ich habe sogar schon Co-Autorenschaft angeboten, also einmal den Namen in der Veröffentlichung stehen haben - bei ein bißchen Arbeitsunterstützung - doch keine Resonanz. Mein wichtigster Mail-Partner ist inzwischen ein Prof in Edinburgh, der die Tragweite meiner fieseligen Kleinarbeit zu schätzen gelernt hat. Aber das wars dann schon.
Nun, die kleinen Fossilchen sind sicherlich nicht nur über das schon oft zitierte unter uns brodelnde Magma gedriftet. Aber im Grunde hast Du das Prinzip schon richtig begriffen. Gratulation. Wenn man heute sieht, das z.B. der Atlantische Ozean sich etwa 2000km nach Westen und ebensoviele nach osten geöffnet hat, dann sind also die ältesten Gesteine an seinem Rand um eben diesen Betrag verschoben worden. Fazit: unsere lieben kleinen archaischen Tierchen lebten wohl in einem Ozean, der bis an die Nordostküste Afrikas reichte; und nun bewegte sich ozeanische Kruste zusätzlich westwärts und hat einen Teil des Meeresbodens am Nordrand Afrikas in noch nicht genau verstandenen Prozessen zusammenbestaucht; z.T. versanken die Gesteine in der Tiefe, wurden nochmals unter höheren Temperaturen und Drücken umgeformt und letztlich wieder ausgespuckt, oder - wie es fachfrauisch heißt - exhumiert. Und wenn Du über kretischen Boden schreitest, dann denke immer daran, daß darin die Seelen von unzähligen schönen Wesen leben, die einst die Ozeane beherrschten.
Glückauf
Alepu
12.November.2006, 22:20
Und wenn Du über kretischen Boden schreitest, dann denke immer daran, daß darin die Seelen von unzähligen schönen Wesen leben, die einst die Ozeane beherrschten.
Glückauf
das hast du aber schön gesagt(geschrieben) du bist ja wirklich ein philosoph, ich werde daran denken, wenn ich das nächste mal auf der insel bin.
weißt du, ich finde das nicht richtig, das nur die großen entdeckungen zählen und deine funde ignoriert werden, jedes kleine teil im puzzle des lebens ist wichtig.
hoffentlich können die engländer helfen.
wie sieht dein archäologie interesse aus??
gondolella
12.November.2006, 22:31
Habe ich richtig gelesen: Andrea?
Natürlich ist mein archäologisches Interesse groß. Wer seinen Blick in gebückter Haltung oder auf Knien rutschend einmal geschult hat, sieht immer wieder etwas, was andere Füße nur betreten oder zertreten. Das einzige Untensil, das mit dem Alter hinkommt, ist die Brille. Aber der Geruch einer höffigen Lokalität, das Einfühlungsvermögen in eine Umgebung und die nötigen Phantasiewallungen verlassen den Körper meist erst mit der Abgabe des Löffels in Petrus' Vorratskammer. Der eigentliche Unterschied zwischen Geognostiker und Archäognostiker liegt sonst nur noch im Vokabular und im angelesenen Wissen zur entsprechenden Thematik. Das war auch immer mein Bemühen, den Erstsemester beizubringen. Augen, Nase, Zunge und Finger einzusetzen, um das Sensitive zusammenzutragen: so bestimmt man am leichtesten ein Mineral, ein Gestein, ein Fossil; das ist eigentlich Wissenschaft. Viele haben es sehr gut gemacht, manche konnten halt nur auswendig lernen, was man ihnen vorkaute. Ich würde gern einmal mit Archäologen unbekanntes Terrain bearbeiten. Ich würde aber auch einmal gern mit einem Botaniker zum Lernen ins Gelände gehen - ich kenne eigentlich nur das Produkt der Trauben: den Raki. Alle anderen Pflanzen auf Kreta sind mir noch sehr suspekt. Nein, nicht ganz, bei Melambes habe ich einmal in einem kleinen schattigen Tal fleischfressende Pflanzen gefunden. Das war richtig aufregend.
Glückauf, nur zu
Alepu
13.November.2006, 09:49
hallo jochen,
du hast richtig gelesen, andrea-nicht nur hasenmama:)
diese sensitivität die du ansprichst haben leider viele menschen verloren oder nie besessen. nun ich hatte 2 tolle lehrer als kind, die mein interesse für gesteine,archäologie und natur weckten.
deswegen verstehe ich sehr gut was du meinst, alleine durch die gegend streifen -beobachten-sehen-fühlen-atmen...
man kann sehr viele interessante entdeckungen machen.
ja, mal mit einem botaniker umherstreifen das wär schön, ich glaube in-crete kennt sich da super aus.
gondolella
13.November.2006, 18:32
Hallöchen, Andrea,
Deine Antworten wirken immer wieder blutdrucksenkend und doch anregend. Ich weiß nicht, wie das medizinisch geht, aber dem Gefühl nach funktioniert es.
Ich will nicht verschweigen, daß meine Auslassungen auf meiner persönlichen Erfahrung aus der Lehre rühren. Es war jedes Semester erneut aufregend mitzuerleben, wie Kommilitonen auf mein Bemühen reagierten, zu lehren, wie man lernen kann. Gestern habe ich einem Rundfunkbeitrag gehört, wie Schweizer Gymnasiasten ein halbes Jahr mit Lehrer und ein halbes Jahr in Eigenverantwortung allein oder miteinander lernen. So lernen sie wirklich, wie man lernen kann. Da gibt es nicht nur ein Rezept, aber ich habe einige Stichworte geben wollen. Hoffentlich bleibt mir das noch lange erhalten, bevor Alzheimer, Gicht, Rheuma, Arthritis und ähnliche Unannehmlichkeiten mich nicht mehr ins Gelände lassen.
Übrigens: ich staune in den Forumsbeiträgen immer über die vielen Ortsnamen, die so genannt werden. Ich war jetzt 34x in Kreta - zum Arbeiten. Aber Ortsnamen haben sich einfach nicht gescheit einprägen lassen. Dafür kann ich Dir fast alle Stellen auf Kreta zeigen, wo z.B. Gondolella idahoensis oder Icriospathodus collinsoni zu finden sind. Ist das jetzt schon Alzheimer?
Glückauf
Jochen
Alepu
13.November.2006, 19:10
lieber jochen
das gehirn bzw. interessen und lernfähigkeit bauen sich lt. Vera birkenbihl, wie ein spinnennetz auf, sind anschlusspunkte vorhanden um fäden zu spinnen, bleibt das auch in dieser verbindung im gedächtnis.
wahrscheinlich sind ortsnamen für dich nur zweitrangig und kein alzheimer, ganz einfach.
dein gehirn wird ja trainiert und wenn du auf unserer insel umherwanderst auch dein körper also kein rheuma.:smiley8:
erzähl uns doch noch ein wenig, wo man welche versteinerungen und gesteinsformen finden kann, wie sie entstanden sind!!
gruß
andrea
Maroulas-Martin
14.November.2006, 15:49
Hallo Jochen!
Sehr interresantes Thema! In Deinen Ausführungen sprichst Du von einem bevorstehenden Ausbruch des Vulkans Columbus (Kolumbus) der ca. 8km nördlich von Santorini liegen soll. Hab mal etwas gegoogelt, kann aber nichts in Deine Richtung finden. Kannst Du Deine Erkenntnisse als In-Put hier ausführen?
Danke
gondolella
14.November.2006, 16:10
Hallo Martin
bin auf den Kolumbus durch einen ZDF-Beitrag gestoßen. Ich habe in einem früheren Beitrag schon zugesagt, mit einigen Skizzen die großen geologischen Verhältnisse vereinfacht darzustellen. Bin zwischendurch schon an der Arbeit. Kommt vielleicht schon kommende Woche ins Forum. Eines zur Grundinfo: Afrika schiebt sich im Bereich der Ägäis langsam unter Europa, so zwischen 3-5cm pro Jahr. Das hängt von den Wissenschaftlergruppen ab, die die Daten gemessen haben. Diese Zone des Abtauchens einer Platte unter eine andere - wie eine Bettdecke, die man unter eine andere zieht - nennt man Subduktionszone. Und wie das so ist, erwärmt sich über der abtauchenden Platte das Gestein, schmilzt auf und dringt als vulkanisches Material an die Oberfläche. Ergebnis sind die Vulkane und heißen Quellen: Aegina, Poros, Methana, Milos, Santorin, Kolumbus, Kos, Bodrum, Yali.
Vorab einige URL zum Kolumbus oder auch Columbus. Die Schreibweise scheint nicht einheitlich zu sein.
http://www.decadevolcano.net/studienreisen/santorin_studienreise.htm
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2097082,00.html
http://www.decadevolcano.net/studienreisen/santorin.htm http://www.uni-muenster.de/MineralogieMuseum/vulkane/Vulkan-4.htm
Versuche soeben 32kb *.gif vom Ägäisbogen hochzuladen, doch Software meldet keine Ausführung. Ich weiß nicht, was da wieder einmal los ist.
Glückauf für heute
Jochen
Alepu
16.November.2006, 16:56
aber das gleiche geschieht doch auch weiter oberhalb im mittelmeer, die erbeben auf kefalonia und korfu, der vesuv oder was noch gefährlicher sein soll diese felder bei neapel (den namen hab ich leider vergessen) die all die jahre unterschätzt wurden.
hat sich die geschwindigkeit in denen sich die erdplatten aufeinander zu bewegen eigentlich in den letzten jahren verändert oder sind sie konstant geblieben? das sind doch die eurasische platte und die afrikanische die auch für die erdbeben in der türkei verantwortlich sind?
kann man im mittelmeer überhaupt voraussagen wann es zu einem großen beben kommen wird, oder nur wie im san andreas graben - das es kommen wird?
fragen über fragen mal wieder
aber du weißt das bestimmt wieder..
gruß
andrea
gondolella
16.November.2006, 18:00
aber das gleiche geschieht doch auch weiter oberhalb im mittelmeer, die erbeben auf kefalonia und korfu, der vesuv oder was noch gefährlicher sein soll diese felder bei neapel (den namen hab ich leider vergessen) die all die jahre unterschätzt wurden.
hat sich die geschwindigkeit in denen sich die erdplatten aufeinander zu bewegen eigentlich in den letzten jahren verändert oder sind sie konstant geblieben? das sind doch die eurasische platte und die afrikanische die auch für die erdbeben in der türkei verantwortlich sind?
kann man im mittelmeer überhaupt voraussagen wann es zu einem großen beben kommen wird, oder nur wie im san andreas graben - das es kommen wird?
fragen über fragen mal wieder
aber du weißt das bestimmt wieder..
gruß
andrea
Hallo Andrea,
Gratulation, Deine Fortschritte lassen meine Augen leuchten.
Ich weiß immer ein bißchen außen drum herum. Bitte nicht übertreiben.
Nun der Reihe nach. Die abtauchende afrikanische Platte zeigt ihre Wirkung auch östlich der Ionischen See, also Korfu etc. Wesentlich schwieriger wird es in süditalien. Dort ist nach geophysikalischer Meinung eine abtauchende Mikroplatte nach NW verantwortlich, daß Stromboli und Konsorten existieren können. Aber in der Türkei, in Zentralanatolien, haben wir die gleiche Ursache wie in Kreta. Die berechneten Abtauchgeschwindigkeiten sind immer Mittelwerte über längere Zeiträume von Jahrzehnten. Aber dank der Satellitentechnik kann man heute relative Bewegungen zum Beispiel eines Fixpunktes in Tunesien, eines in Sizilien und eines z.B. auf dem Peloponnes auf den cm genau bestimmen. Da es stets schubweise geht, von cm bis 10m, ist also der Durchschnittswert der interessante Wert. Bei dem Superbeben vor Sumatra vor 2 Jahren hat man an einigen Stellen Versätze im 10m Format gemessen.
In Italien ist die Gegend um den Golf von Neapel ein wahrer Dampfkessel. Der Vesuv ist ja allen bekannt. Er steckt als relativ kleiner Vulkan in einem alten erloschenen Vorgänger, der ungleich größer war und von dem man heute noch die Ränder des Einbruchs sieht: die sogenannte Caldera, in diesem Fall Somma benannt. Im nördlichen Teil des Golfes liegen die von Dir erwähnten Campi Phlegraei. Ich bin dort einmal durchgegangen, es kocht und brodelt überall.
Puzzuoli liegt an ihren Rändern. Das interessante sind die relativen Küstenhebungen und Senkungen, die man im Hafen beobachten kann. Löcher von Bohrmuscheln sind dort in unterschiedlichen Niveaux zu sehen, je nachdem die Magmakammer im Untergrund nach oben drückte oder einsank. Hilfreiche Erstinformationen findest Du auch immer in:
http://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Neapel
Komplizierter verhält es sich an der Westküste Nordamerikas. Hier verursachen 2 geologische Phänomene die Erdbeben:
1. die großen horizontalen Plattenverschiebungen, wo 2 Platten einfach gegeneinander vorbeigleiten und immense Spannungen aufbauen und wieder lösen (=Erdbeben). Die San Andreas Linie (San Andreas transform fault) ist Dir ja bekannt. Hier kann es ruckartige Verschiebungen von bis zu 10 m geben. Beim letzten Superevent vor etwa 100 Jahren wurden bei Bakersfield (glaube ich) ca. 4m gemessen.
2. eine Subduktionszone, in der die pazifische Platte unter die nordamerikanische Platte gleitet und die herrlichen Vulkanketten in den Rockies zur Folge hat. Mount St. Helens Explosion am 18 Mai 1980 war ein klassisches Beispiel. Diese Vulkankette, die Cascade Range, enthält wahre Riesen, die alle unter Beobachtung stehen. Siehe auch:
http://www.pnsn.org/HAZARDS/volcanoes.html
Das schlimmste für uns arme Menschenkinder sind natürlich immer die vielen persönlichen Schicksale, die schlagartig ausgelöscht oder verändert werden. Bei den Erdbeben gibt es bis heute nur ganz verzagte Ansätze, die sich im Gestein aufbauenden Spannungen zu messen, um für eine betroffene Gegend eine Warnung herausgeben zu können. Es gibt die Chinesen mit ihren über 11000 Beobachtungsstationen: Seismische Geräte, Wasserstandspegelmessungen, Tierbeobachtung und anderes mehr. Es gibt erste Satellitenmessungen, die sich ändernde elektrische Potentiale im Gestein gemessen haben. Wirklich nicht viel ...
Aber für die Vulkanvorhersage gibt es schon sehr gute Prognosen. Der Ausbruch eines Vulkans deutet sich immer vorher an. Da gibt es Erdbebenmessungen, da gibt es genau Analysen austretender Gase, da gibt es Beobachtung von Erdbewegungen, da gibt es Bohrlöcher mit Temperaturüberwachung. Aber das heißt nicht, daß der dumme Mensch den Warnungen auch folgt. Ich wette jederzeit drauf, daß selbst bei dramatischen Hinweisen im Golf von Neapel weder um den Vesuv noch um die Campi Phlegaei herum ausreichend evakuiert würde. Man lebt weiter nach dem Motto, daß es so schlimm wohl nicht kommen wird.
Es gehörte und gehört zur Schönheit der Natur, daß gerade der Vulkanismus uns zeigt, welches Leben doch in unserer schönen Erde steckt.
Vulkanische Grüße
Jochen
Alepu
16.November.2006, 18:21
ja lieber jochen,
dann leben wir wohl auf einer eierschale, wir in deutschland weniger, aber zb. als ein beispiel von vielen, unsere mittelmeernachbarn schon, besonders im bereich des vesuvs.
aber irgendwelche abgänge von felsen, von teilen einer insel die auch durch kleinere beben ausgelöst werden können, sind nicht berechenbar bzw. vorhersehbar und das könnte wiederum tsunamis auch im mittelmeer auslösen.
oh ja man sollte jeden tag genießen!!
kennst du das buch "der Schwarm" von dan brown?? das macht angst.
gruß und weiter
Andrea
gondolella
16.November.2006, 18:34
ja lieber jochen,
dann leben wir wohl auf einer eierschale, wir in deutschland weniger, aber zb. als ein beispiel von vielen, unsere mittelmeernachbarn schon, besonders im bereich des vesuvs.
aber irgendwelche abgänge von felsen, von teilen einer insel die auch durch kleinere beben ausgelöst werden können, sind nicht berechenbar bzw. vorhersehbar und das könnte wiederum tsunamis auch im mittelmeer auslösen.
oh ja man sollte jeden tag genießen!!
kennst du das buch "der Schwarm" von dan brown?? das macht angst.
gruß und weiter
Andrea
Nun liebe Andrea,
den Schwarm kenne ich nicht. Erstens weil ich ziemlich lesefaul bin und lieber forsche, und zweitens, weil ich auf Deinen Hinweis gewartet habe.
Weihnachten kommt ja bald.
In der Tat: die Mittelmeerregion ist immer in den letzten 350-400 Millionen Jahren - in meinen Worten - eine Knautschzone gewesen. Wissenschaftlich in neuschamigdeutsch heißt das "mobile belt", mobiler Gürtel. Stell Dir vor, wir würden fast unsterblich, sagen wir einmal, wir würden so ungefähr 20 Millionen Jahre leben. Dann hätten wir die Entstehung unserer Insel Kreta komplett mit erleben können. Wie aufregend. Und was wird mit der Schönen passieren? Wo treibt sie hin? Werden Wüsten sie erstarren lassen oder können wir Sie mit dem schönsten Grün der Ägäis einkleiden?
Schließ die Augen und pflanze 10 Millionen Bäume auf Kreta.
Glückauf
Jochen
Kreta-Klaus
16.November.2006, 18:51
Entschuldigt, wenn ich mal wieder den Klugscheißer-Klaus Finger erhebe:
Dan Brown hat zwar den "DaVinci Code" geschrieben, aber "Der Schwarm" ist von Frank Schätzing (übrigens ein Kölner) :) .
Gruß Klaus
Alepu
17.November.2006, 13:20
ja lieber klaus, lieber jochen,
klaus hat natürlich recht, "der schwarm" ist von schätzing
(aus köln da spielt auch sein roman"lautlos")
ich habe dan brown und frank schätzing verwechselt:redf: ich les zuviel und brings durcheinander.
aber jochen, die theorien von schätzing sind bestimmt was für dich auch wenn manches mit diesen inner/außerirdischen wesen in den bereich der phantasie fällt. dieses buch rettete manch leben am 26.dezember als der tsunami kam.
was unsere lieblingsinsel betrifft, habe ich schon ein ungutes gefühl, ich denke da an heißere sommer an austrocknung an rückgang der vegetation, ob unsere generation das noch erlebt sei dahingestellt.
es wird ja aber nicht nur kreta treffen, sondern alle --diese klimaveränderung.
es kann ja auch sehr schnell gehen wenn sich ein meteorit oder komet verirrt und dann?? na ja damals soll es ja die dinosaurier erwischt haben und säugetiere hatten mehr glück, wir sind ja auch säuger:)
apropos dino´s gibts da funde in unserem lieblingsteil europa´s??
gondolella
19.November.2006, 23:16
Liebe Andrea,
so langsam kann ich mich wieder einklinken. Ein Systemcrash hat mich zu einer kompletten Neuinstallation gezwungen. Meine 50 Programme habe ich noch nicht drin, aber einige erste scheinen wieder zu funktionieren.
Danke für den Hinweis, an Klaus. Danke für den Tipp, an Dich. Es werden hier in München zwar bald nicht mehr nur die Weißbierblumen im Biergarten blühen, sondern auch die Kirschbäume, aber es kommt dennoch der Winter, und das soll Lesezeit werden.
Mit den ganzen Untergangsszenarien kann man sich endlos beschäftigen. Die wohl beliebteste bei unserem Jungvolk sind nun einmal die Dinos. Die These mit dem Meteoriten ist wohl nicht in der Weise haltbar, daß er allein schlagartig die Dinos und über 60% der anderen Lebewesen ausgelöscht hat. Es fehlt einfach an vernünftigen Belegen. Man findet lediglich Mikrometer bis Millimeter-dicke Sedimentschichten mit dem Iridium, das aus dem Weltall gekommen sein soll. Viel vernünftiger schon sind da zur gleichen Zeit gewaltigen Vulkanausbrüche auf der Erde zur Zeit der Oberkreide, die ebenfalls beträchtliche Mengen Iridium zu Tage gefördert haben. In Kreta könnt Ihr Euch von diesen Vulkaniten bei Arvi selbst überzeugen. Nördlich von Melambes zeugen rote Kalke von der Nähe dieser vulkanischen Gesteine aus dieser Zeit. Und wer Zypern kennt, das Troodos-Gebirge, hat selbst schon Fuß gesetzt auf diese oberkretazischen Vulkanite. Die kleine Meteoritenkrümel in Mexico wirkt dagegen wie ein Irrtum Gottes, eigentlich wollte er wohl weiter nördlich landen. Und dann kommt noch dazu, daß das große Artensterben von etwa 68 Millionen Jahren sich über etwa 3 Millionen Jahre erstreckte !!! Hätte der Meteorit wirklich die Atmosphäre mit Asche und Staub und Gasen beladen, wären sie innerhalb einiger Jahrzehnte bis Jahrhunderte wieder ausgewaschen. Und dann noch eines: das Sterben war nicht aufs Land begrenzt, im Meer sah es nur unwesentlich besser aus.
Nach Forschungen von Meteorolen, Biologen und Virologen gibt es eine Reihe Ansätze, daß atmosphärische Bedingungen (Gase von Vulkanausbrüchen über einige zehntausend Jahre hinweg und sehr hohe Temperaturen) einen großen Einfluß auf die Lebewesen hatten. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß just zur gleichen Zeit so viele lebensunlustige Mutationen in den Faunen auftragen, daß der Faunenbestand dramatisch auf Land und im Wasser dezimiert wurde. Hm?
Bis bald
Glückauf
Alepu
20.November.2006, 19:13
hallo jochen,
da bin ich aber froh, das du wieder da bist und deine programme soweit retten konntest?
die weißbierblumen können auch im verborgenen blühen, in kerzenbeleuchteten räumen,oder bei leselampen, wenn man vielleicht ein gutes buch liest?
klar sind die dino´s hipp bei der jugend, bei mir war das aber auch schon so und da gab es ja diese "was ist was" bücher.
deine erklärung ist einleuchtend, das ging nicht schlag auf schlag mit der ausrottung, wie oft im TV oder anderweitig dargestellt wurde.
aber was ist mit dieser verdunkelungstheorie? durch event. meteoriteneinschlag, die gase verdunkelten die sonne? dabei starb die vegetation, die nahrung von vielen dinos? dazu natürlich noch erdbeben, über längeren zeitraum gesehen.
gibt es auf kreta oder den anderen inseln wirklich keinerlei funde größerer versteinerter lebewesen?
bei melambes diese roten ablagerungen sind mir nicht aufgefallen, nur richtung agios pavlos diese grünen schichten, sind die auch vulkanischen ursprungs? ich dachte immer das es auf kreta keine vulkanischen ablagerungen gibt, wieder was dazugelernt. irgendwas habe ich auch im kopf von irgendwelchen kaminen bei santorini kannst du da was zu sagen?
LG
andrea
erakikos
20.November.2006, 20:46
aber "Der Schwarm" ist von Frank Schätzing (übrigens ein Kölner)
Na gut, der sei euch gegönnt. Dafür ist Heinrich Heine in Düsseldorf geboren. :grin:
Schöne Grüße aus Ratingen, ganz nahe bei Düssldorf
Heinz
Alepu
20.November.2006, 23:41
äh und erakikos,
düsseldorf passt ja auch zum thema wer hat sich da im tal der düssel noch rumgetrieben? ganz früher?
HerbertF
21.November.2006, 22:50
Andrea,
sicher auch die Neandertaler. Ist ja nicht soweit von Düsseldorf entfernt, hieß damals vielleicht nur anders....
CU
Herbert
Alepu
22.November.2006, 09:30
Genau herbert, die meinte ich !! 100 punkte !!
Gruß
Andrea
HerbertF
22.November.2006, 09:46
Hallo Andrea,
ich weiß, wo ich jeden Tag auf der A3 vorbeifahre :smiley8:
Können wir die Punkte in Diesel umtauschen? :grin: Pro Punkt einen Liter....
CU
Herbert
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