Kreta-Klaus
30.January.2008, 19:54
Hallo zusammen,
seit meiner ersten Kretatour 1971 war ein Jahr vergangen. Inzwischen war ich nicht mehr auf der Burg, sondern dabei, mein erstes Studiensemester in Köln hinter mich zu bringen. In den Semesterferien sollte es natürlich wieder nach Kreta gehen und ich musste noch ein paar wichtige Vorbereitungen treffen:
1. Mit wem fahre ich dieses Jahr eigentlich?
2. Womit, denn ein Auto besitze ich nicht.
Kommen wir also mal zur ersten Szene (es werden sicher weniger als bei den Erinnerungen an 1971 – obwohl auch dieses Mal sehr schöne, aber ganz andere Erlebnisse dabei waren. Es ist schon ein großer Unterschied, ob man mit acht jungen Männern nach Kreta reist, oder als „Hähnchen im Körbchen“ mit drei liebreizenden Mädels.
Damit ist die erste Frage schon geklärt!
Außer mir waren es a) Susi, meine damals noch recht frische Freundin, b) ihre Freundin Schorni (wie hieß die eigentlich richtig?) und c) meine „kleine“ (sie ist gerade mal zwei Jahre jünger als ich) Schwester Maria. Als Möchtegernmacho kaufte vor Antritt der Fahrt für uns alle die damals so „in“ gewesenen Indien-Hemden (ich trug ja passend dazu und zeitgemäß längst lange Haare und – inzwischen – einen recht ansehnlichen Vollbart), in vier verschiedenen Farben, weil die griechischen Möchtegernmachos auch gleich kapieren sollten, zu wem die Damen gehörten. Wir machten uns oft einen Spaß daraus, das richtig zu betonen, dazu aber später mehr.
Die zweite Frage bereitete mir mehr Mühe, aber eines Tages stand vor der Uni-Mensa ein betagter roter VW-Käfer, der sage und schreibe 250,00 DM kosten sollte. Baujahr 1954 allerdings und 180.000 Kilometer auf dem Tacho, aber dann würde er die 10.000 auch noch schaffen (hoffte ich). Der war noch nicht einmal synchronisiert, verlangte also selbst beim Hochschalten ein doppeltes Kuppeln und beim Herunterschalten entsprechend Zwischengas, aber diese Fahrweise hatte ich ja auf einem Bundeswehr-LKW gelernt. Das war also wirklich kein Problem. Nach einer kurzen Probefahrt, während der die 30 PS des kleinen Motors eifrig schnurrten, kaufte ich ihn (ich habe es nicht bereut).
Allerdings – wer einen alten Käfer kennt, wird es verstehen - musste ich meinen Mädels strenge Beschränkungen bezüglich des Gepäcks auferlegen. Wir bekamen so auch tatsächlich irgendwie alles unter, bevor wir wieder nach Griechenland aufbrachen (sogar meine Gitarre natürlich).
Da der Aufbruch um drei Uhr morgens erfolgte, kamen wir (ich fuhr alleine, denn Schorni hatte zwar den Führerschein, war mir aber eher zu unsicher – was auf der Rückfahrt dann auch bestätigt wurde) schon am ersten Tag bis hinter Maribor. Ja, ich hatte aus dem letzten Jahr gelernt und die Strecke ohne Pässe durch Österreich genommen, um dann von Maribor nach Zagreb und dann weiter auf dem Autoput zu fahren. Die Strecke hatte sich bis zu dieser Stelle auch in diesem einen Jahr nicht viel verändert, unser „Rossi“ (so hatte meine Schwester den Käfer spontan getauft) schnurrte mit etwa 100 km/h dahin und wir waren bester Laune.
Wir hielten höchstens einmal zum P…. an, ansonsten wurden während der Fahrt Brote geschmiert und ich von meinen drei Grazien gefüttert. Ach, was war das schön.
Zwischen Maribor und Zagreb, es war inzwischen schon dunkel geworden, wurde ich allerdings allmählich müde, und wir beschlossen, für den Rest der Nacht einen Zwischenstopp einzulegen.
Damals hatten wir noch nichts davon gehört, dass man in Jugoslawien nicht an irgendwelchen einsamen Stellen übernachten sollte, weil die Einheimischen so ziemlich das volle Programm drauf hätten: Diebstahl, Raub, Vergewaltigung, Mord … wie gesagt, wir hatten von all dem keine Ahnung (in späteren Jahren schlief ich in der Regel auf belebten und lauten Tankstellen).
Diesmal aber suchten wir uns einen richtigen Feldweg und fuhren ihn langsam hinein, bis er zu Ende schien. Es war wie gesagt schon dunkel. Wir gingen ihn wenige Meter zu Fuß weiter und fanden eine Holzbrücke, die uns deshalb als Schlafplatz so empfehlenswert erschien, weil wir auf diese Weise weniger vom Morgentau abbekommen würden. Also rollten die jungen Damen und ich uns bis über den Kopf in die Schlafsäcke, denn im Norden Jugoslawiens war es noch kühl, und schlummerten alsbald sanft ein.
Ich erwachte durch fremdartig klingende Stimmen, die immer wieder kamen. Außerdem hörte ich ständig Schritte auf den Holzbohlen der Brücke, auf der wir lagen.
Irgendwann wurde es mir zu laut und ich steckte den Kopf aus dem Schlafsack, während gerade wieder eine jugoslawische Familie behutsam über unsere Schlafsackbündel stieg. Das also waren die Stimmen und Schritte gewesen, die mich geweckt hatten.
Wir lagen auf einer Brücke und der Fußweg endete hier beileibe nicht. Denn alle die Menschen, denen wir hier im Wege gelegen hatten, strebten der Kirche im benachbarten Dorf zu, es war Sonntag. Aber alle hatten sich redlich bemüht, uns nicht zu wecken.
Peinlich war es allemal und ich scheuchte die Damen aus den Schlafsäcken, (Morgentoilette auf der nächsten Tankstelle, irgendwo ein frisches Brot finden etc.). Zum Glück hatten die drei gewusst, das sie eine gewisse Abenteuerreise erwartete und sie waren absolut nicht „fimschig“, wie der Rheinländer sagt (= empfindlich). Sie kamen ja dann auch zu einem frugalen Frühstück mit ein wenig Brot und Käse und Tomaten und auf der nächsten Tankstelle wartete ich nach der Benzinauffrischung auch geduldig, bis sie alle wieder relativ tagesfein erschienen.
Dann ging es gnadenlos weiter. Unser „Rossi“ verfügte über eines dieser Faltschiebedächer, das wir weit öffneten. Je weiter wir uns dem Süden näherten, desto heißer wurde es. Ich fuhr längst mit freiem Oberkörper, aber damit ich mir nicht gleich – der kam später – einen Sonnenbrand holte, legte die Mädels mir ein Bettlaken als Burnus um. Mit der dazugehörigen dunklen Sonnebrille sah ich richtig arabisch aus (verdammt, da gibt es Fotos, aber ich finde sie nicht).
Erst in Nis machten wir wieder Pause, denn wir hatten alle Hunger. Wir fanden ein kleines Lokal an der Straße, in dem wir köstliche Cevapcici mit Tomatensalat aßen (der jugoslawische Tomatensalat unterschied sich damals vom griechischen sehr, denn es waren reichlich klein gehackte Zwiebeln und Essig daran, was in Griechenland erst später Usus wurde. Es war für uns alle ein herrliches Essen und ich erlebte erstmals die neidischen Blicke der einheimischen Männerwelt angesichts meiner attraktiven Begleitung. Ich genoss es zum ersten, aber sicherlich nicht zum letzten Mal.
Die Weiterfahrt ergab nichts Weltbewegendes, Tatsache war, dass wir zur Abenddämmerung genau dort eintrafen, wo wir auch im Vorjahr den ersten Griechenlandabend verbracht hatten: In Litochoro, dem Dorf am Fuß des Olymp.
Es geht später weiter …
Gruß Klaus
seit meiner ersten Kretatour 1971 war ein Jahr vergangen. Inzwischen war ich nicht mehr auf der Burg, sondern dabei, mein erstes Studiensemester in Köln hinter mich zu bringen. In den Semesterferien sollte es natürlich wieder nach Kreta gehen und ich musste noch ein paar wichtige Vorbereitungen treffen:
1. Mit wem fahre ich dieses Jahr eigentlich?
2. Womit, denn ein Auto besitze ich nicht.
Kommen wir also mal zur ersten Szene (es werden sicher weniger als bei den Erinnerungen an 1971 – obwohl auch dieses Mal sehr schöne, aber ganz andere Erlebnisse dabei waren. Es ist schon ein großer Unterschied, ob man mit acht jungen Männern nach Kreta reist, oder als „Hähnchen im Körbchen“ mit drei liebreizenden Mädels.
Damit ist die erste Frage schon geklärt!
Außer mir waren es a) Susi, meine damals noch recht frische Freundin, b) ihre Freundin Schorni (wie hieß die eigentlich richtig?) und c) meine „kleine“ (sie ist gerade mal zwei Jahre jünger als ich) Schwester Maria. Als Möchtegernmacho kaufte vor Antritt der Fahrt für uns alle die damals so „in“ gewesenen Indien-Hemden (ich trug ja passend dazu und zeitgemäß längst lange Haare und – inzwischen – einen recht ansehnlichen Vollbart), in vier verschiedenen Farben, weil die griechischen Möchtegernmachos auch gleich kapieren sollten, zu wem die Damen gehörten. Wir machten uns oft einen Spaß daraus, das richtig zu betonen, dazu aber später mehr.
Die zweite Frage bereitete mir mehr Mühe, aber eines Tages stand vor der Uni-Mensa ein betagter roter VW-Käfer, der sage und schreibe 250,00 DM kosten sollte. Baujahr 1954 allerdings und 180.000 Kilometer auf dem Tacho, aber dann würde er die 10.000 auch noch schaffen (hoffte ich). Der war noch nicht einmal synchronisiert, verlangte also selbst beim Hochschalten ein doppeltes Kuppeln und beim Herunterschalten entsprechend Zwischengas, aber diese Fahrweise hatte ich ja auf einem Bundeswehr-LKW gelernt. Das war also wirklich kein Problem. Nach einer kurzen Probefahrt, während der die 30 PS des kleinen Motors eifrig schnurrten, kaufte ich ihn (ich habe es nicht bereut).
Allerdings – wer einen alten Käfer kennt, wird es verstehen - musste ich meinen Mädels strenge Beschränkungen bezüglich des Gepäcks auferlegen. Wir bekamen so auch tatsächlich irgendwie alles unter, bevor wir wieder nach Griechenland aufbrachen (sogar meine Gitarre natürlich).
Da der Aufbruch um drei Uhr morgens erfolgte, kamen wir (ich fuhr alleine, denn Schorni hatte zwar den Führerschein, war mir aber eher zu unsicher – was auf der Rückfahrt dann auch bestätigt wurde) schon am ersten Tag bis hinter Maribor. Ja, ich hatte aus dem letzten Jahr gelernt und die Strecke ohne Pässe durch Österreich genommen, um dann von Maribor nach Zagreb und dann weiter auf dem Autoput zu fahren. Die Strecke hatte sich bis zu dieser Stelle auch in diesem einen Jahr nicht viel verändert, unser „Rossi“ (so hatte meine Schwester den Käfer spontan getauft) schnurrte mit etwa 100 km/h dahin und wir waren bester Laune.
Wir hielten höchstens einmal zum P…. an, ansonsten wurden während der Fahrt Brote geschmiert und ich von meinen drei Grazien gefüttert. Ach, was war das schön.
Zwischen Maribor und Zagreb, es war inzwischen schon dunkel geworden, wurde ich allerdings allmählich müde, und wir beschlossen, für den Rest der Nacht einen Zwischenstopp einzulegen.
Damals hatten wir noch nichts davon gehört, dass man in Jugoslawien nicht an irgendwelchen einsamen Stellen übernachten sollte, weil die Einheimischen so ziemlich das volle Programm drauf hätten: Diebstahl, Raub, Vergewaltigung, Mord … wie gesagt, wir hatten von all dem keine Ahnung (in späteren Jahren schlief ich in der Regel auf belebten und lauten Tankstellen).
Diesmal aber suchten wir uns einen richtigen Feldweg und fuhren ihn langsam hinein, bis er zu Ende schien. Es war wie gesagt schon dunkel. Wir gingen ihn wenige Meter zu Fuß weiter und fanden eine Holzbrücke, die uns deshalb als Schlafplatz so empfehlenswert erschien, weil wir auf diese Weise weniger vom Morgentau abbekommen würden. Also rollten die jungen Damen und ich uns bis über den Kopf in die Schlafsäcke, denn im Norden Jugoslawiens war es noch kühl, und schlummerten alsbald sanft ein.
Ich erwachte durch fremdartig klingende Stimmen, die immer wieder kamen. Außerdem hörte ich ständig Schritte auf den Holzbohlen der Brücke, auf der wir lagen.
Irgendwann wurde es mir zu laut und ich steckte den Kopf aus dem Schlafsack, während gerade wieder eine jugoslawische Familie behutsam über unsere Schlafsackbündel stieg. Das also waren die Stimmen und Schritte gewesen, die mich geweckt hatten.
Wir lagen auf einer Brücke und der Fußweg endete hier beileibe nicht. Denn alle die Menschen, denen wir hier im Wege gelegen hatten, strebten der Kirche im benachbarten Dorf zu, es war Sonntag. Aber alle hatten sich redlich bemüht, uns nicht zu wecken.
Peinlich war es allemal und ich scheuchte die Damen aus den Schlafsäcken, (Morgentoilette auf der nächsten Tankstelle, irgendwo ein frisches Brot finden etc.). Zum Glück hatten die drei gewusst, das sie eine gewisse Abenteuerreise erwartete und sie waren absolut nicht „fimschig“, wie der Rheinländer sagt (= empfindlich). Sie kamen ja dann auch zu einem frugalen Frühstück mit ein wenig Brot und Käse und Tomaten und auf der nächsten Tankstelle wartete ich nach der Benzinauffrischung auch geduldig, bis sie alle wieder relativ tagesfein erschienen.
Dann ging es gnadenlos weiter. Unser „Rossi“ verfügte über eines dieser Faltschiebedächer, das wir weit öffneten. Je weiter wir uns dem Süden näherten, desto heißer wurde es. Ich fuhr längst mit freiem Oberkörper, aber damit ich mir nicht gleich – der kam später – einen Sonnenbrand holte, legte die Mädels mir ein Bettlaken als Burnus um. Mit der dazugehörigen dunklen Sonnebrille sah ich richtig arabisch aus (verdammt, da gibt es Fotos, aber ich finde sie nicht).
Erst in Nis machten wir wieder Pause, denn wir hatten alle Hunger. Wir fanden ein kleines Lokal an der Straße, in dem wir köstliche Cevapcici mit Tomatensalat aßen (der jugoslawische Tomatensalat unterschied sich damals vom griechischen sehr, denn es waren reichlich klein gehackte Zwiebeln und Essig daran, was in Griechenland erst später Usus wurde. Es war für uns alle ein herrliches Essen und ich erlebte erstmals die neidischen Blicke der einheimischen Männerwelt angesichts meiner attraktiven Begleitung. Ich genoss es zum ersten, aber sicherlich nicht zum letzten Mal.
Die Weiterfahrt ergab nichts Weltbewegendes, Tatsache war, dass wir zur Abenddämmerung genau dort eintrafen, wo wir auch im Vorjahr den ersten Griechenlandabend verbracht hatten: In Litochoro, dem Dorf am Fuß des Olymp.
Es geht später weiter …
Gruß Klaus