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Thema: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

  1. #1
    martha Gast

    Standard Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo,
    hier mein 1. Teil meines Versuchs eines Kretarreiseberichts. Als "Mutter-Kind-Kur-ohne Kind" habe ich schon Wochen vorher meine Kretawoche im Oktober 2009 bezeichnet. Da ich mir dergeichen (Kur, meine ich) bisher nie gegönnt und in der "traditionellen" Form auch nicht gewollt hatte, schien mir dies eine gelungene Bezeichnung für meine kleine "Auszeit-Flucht". Ansonsten sind wir, mein Mann, die drei Kinder und ich viel unterwegs, immer draußen mit Zelt Kajaks, Kanus und sonstigen Spielzeugen was immer ein großer Gepäck- und und Oragnisationsaufwand ist. Möglichst an alles zu denken, welches Kind hat mal wieder zu wenig an, haben alle genug Vitamine, bleiben die Kleider trocken...??? Der alltägliche Mama-Stress halt. (Um nicht falsch verstanden zu werden, ich bin leidenschaftlich gerne Mama) Aber trotzdem, es war ein Genuss mal fast gar nichts einpacken zu müssen und ganz minimalistisch zu sein, nur mich selbst zu versorgen. Eine Wanderwoche sollte es werden. Von Ort zu Ort und alles dabei. Die Sfakia und die Weißen Berge habe ich mir als Ziel ausgesucht. Von Paleochora nach Soughia, weiter über die Agia Irini Schlucht auf die Omalos Hochebene. Dann über die Kallergi-Hütte zur Katsivell-Hütte, Anopolis, Loutro bis Chora Sfakia. So war der Plan. Ich habe ein leichtes Zelt für die Etappe in den Bergen, Schlafsack und als neueste Erungenschaft eine superleichte "Luxusisomatte", die jedoch in der stacheligen kretischen Macchia kläglich versagt hat, in den Rucksack gestopft und war stolz darauf, trotzdem nur 9 Kg Gewicht zu haben. "Leicht Reisen" - Fantastisch!!! - Verständlich wird meine Begeisterung wohl nur wenn man weis, dass ansonsten ein VW-Bus inklusive Boots- und Gepäcktailer zu bepacken ist. Ja und dann ging es endlich los. Am 07. Oktober ab Baden-Baden, gegen 6:00 Uhr frühmorgens. Mit fast kindlicher Freude bald wieder kretischen Boden unter den Füßen zu haben. Der Anflug auf Iraklion- jipiii!! -, dank Fensterpaltz trotz fortgeschritenen Alters mit platt gedrückter Nase. Diese Momente gehören dann wohl zu denen, bei denen man weis glücklich zu sein. Mein Rucksäcklein kam dann auch sehr schnell, die Bushaltestelle war ebenfalls gleich gefunden und der Stadtbus zur Bussstation war gleich da. Irgendwie lief alles von alleine. Ich saß im Bus und habe mit dem Tempo von Kindern beim Lesenlernen beigeistert Werbeplakate entziffert, überrascht festgstellt, dass ich einzelne Gesprächsfetzen der anderen Fahrgäste verstehen konnte und war nur selig. Das reibunglose Vorankommen hat sich im gleichen Stil fortgesetzt. (Eigentlich doch so gar nicht immer typisch kretisch?) Der Bus nach Chania stand schon abfahrbereit mit laufendem Motor da und unglaubliche 2 Stunden später war ich in Chania, der Bus hielt tatsächlich nirgendwo dazwischen. In meinem Alter (50 - 3) findet man es ja ganz wunderbar, also ich, wenn liebgewonnene, von Erinnerungen triefende Plätze noch so sind wie sagen wir mal vor über 20 Jahren und die Busstation in Chania ist so ein Ort. Die Schwarz-Weiß Bilder an den Wänden, die Sitzgruppe in der Wartehalle und der leichte Anflug von Hektik wenn die Nummern der abfahrenden Busse aufgerufen werden. Nach einer halben Stunde Wartezeit kam mein Bus nach Paleochaora und es begann eine genussvolle Fahrt über das Gebirge an die Südküste. Weit weniger holprig und kurvig wie ich sie in Erinnerung hatte, der Fortschritt kann zugegebenermaßen auch sehr angenehm sein. Gegen 15:00 Uhr war ich schon in Paleochora. Viel früher als erwartet, so früh dass ich eigentlich noch heute loslaufen könnte dachte ich mir. Also hieß es noch einige Beorgungen zu machen, Wasservorräte auffüllen, etwas zu essen kaufen, einen netten Wein vielleicht? und sonstigen Kleinkram. Als allles verstaut war, sah mein Rucksack leider nicht mehr ganz so zierlich aus - aber noch ganz ok. Nach einem erfrischenden Bad im Meer und einem köstlichen Essen in einer Taverne am Meer ging es dann los. Die ersten Schritte auf meinem Weg, mit einem kribbeligen und wohligen Gefühl im Bauch.
    So das war mal der 1. Teil meines Reiseberichtsversuches.Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

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  2. #2
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,
    ich denke der Versuch ist gelungen und Teil 2 kann beginnen.
    Gruß
    Stefan

  3. #3
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Genau.

    Weitermachen :biggthump .

    VG Anja & Thomas
    VG Anja & Thomas
    Holzwege eröffen einem oft neue Perspektiven. Allerdings enden sie über kurz oder lang im Wald.


  4. #4
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,
    habe ich das richtig gelesen, daß du das alles alleine machst diese Tour? Wenn ja, alle Achtung. Bin auch schon viel alleine gereist, aber immer im Hotel, aber sowas, super!
    Dein Bericht lese ich weiterhin mit Begeisterung, danke dafür!

    LG Hanni

  5. #5
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    meine kleine "Auszeit-Flucht".
    Hut ab!
    Das sollten ruhig mehr Mütter mal machen, wobei dies die Väter unterstützen sollten. Petra`s Schwester (auch drei Kinder) war auch schon eine Woche weg. (Hat sich nur verirrt, war in der Türkei:laugh:)

    Erzähl mal weiter.
    Roland

  6. #6
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,

    erzähl bitte schnell weite, so vergeht meine Zwangspause -Gipsbein - schneller und mir wird nicht langweilig.

    Toller Bericht - und auch von mir "Hut ab"!
    So wie ich jetzt schon rauslese, hat dir die Auszeit aber gut getan!
    Lieben Gruß von DER wunderschönen Insel
    Anna


    "Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling. "Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muß man auch haben".H.C. Andersen

  7. #7
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Einfach fantastisch!
    Und beneidenswert; nach nunmehr 30 Jahren allein erziehender Zeit weiß ich nur allzu gut, was das bedeutet und in einem auslöst.

    Vor einigen Jahren habe ich dies auch 10 Tage genießen dürfen, indem ich meinen zweitältesten Sohn Claudius in Honduras besuchte.
    Ankunft in Mexico, mit öffentlichen Bussen Überlandfahrten durch Belize, Bootspassage nach Honduras. - Keine Reiseleitung, reservierte Tickets - Einfach herrlich!

    Dann folgend wenige, spannende Tage mit meinem Sohn quer durch Honduras......

    ......und anschließend wieder alleine über Guatemala und Belize zurück nach Mexico.

    Mit einem kleinen Rucksack bestückt, der spanischen Sprache nicht mächtig, war dies ein wunderbares Abenteuer, welches ich niemals vergessen werde.
    Glücksgefühle pur! Allein unterwegs zwischen den Backpackern der Welt.

    Manches Mal auf meinen Reisen mit meiner behinderten Tochter, der Mama mit Alzheimer und der jüngsten Tochter schaue ich sehnsüchtig nach denen, die nur die Verantwortung für sich selbst tragen.

    Aber die nächste Auszeit wird kommen; da bin ich mir sicher!

    Bin gespannt, wie es weitergeht!

    Liebe Grüße
    Angelika

  8. #8
    suse197 Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha, ich freue mich auch schon auf eine Fortsetzung deines Reiseberichts.

    Liebe Grüße von :smiley5:
    Suse

  9. #9
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,

    das hört sich aber spannend an - fein, dass Du uns an Deiner 'Kur' teilhaben lässt :smiley5:
    LG Monika
    Gib' jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu werden! (Mark Twain)

  10. #10
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Also wirklich, Respekt, das finde ich absolut super, wie Du Deine Reise begonnen hast. Bin gespannt, wie es weiter geht. Letztes Jahr habe ich auch das erste Mal allein meinen Urlaub auf Kreta verbracht, allerdings nicht mit Rucksack und Zelt. Ich hatte mir ein Zimmer gemietet. Obwohl ich mit ungutem, etwas ängstlichen Gefühl gestartet bin, habe ich diesen Urlaub unglaublich genossen und nur positive Erfahrungen gemacht.

    LG Varvara :smiley5:
    Kreta, wo meine Seele sich zu Hause fühlt.

  11. #11
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Zitat Zitat von Shedja Beitrag anzeigen
    Und beneidenswert; nach nunmehr 30 Jahren allein erziehender Zeit weiß ich nur allzu gut, was das bedeutet und in einem aus!
    Dann folgend wenige, spannende Tage mit meinem Sohn quer durch Honduras............und anschließend wieder alleine über Guatemala und Belize zurück nach Mexico.
    Glücksgefühle pur!
    Manches Mal auf meinen Reisen mit meiner behinderten Tochter, der Mama mit Alzheimer und der jüngsten Tochter.
    ich kann nur vor dir den Hut ziehen, was du da geschrieben hast, allen :respekt:! War auch alleinerziehend, aber das ist eine Nummer größer...!
    Ich wünsche dir von Herzen, daß du bald mal wieder eine " Auszeit " für dich geschenkt bekommst.

    LG Hanni:smiley5:

  12. #12
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Danke liebe Hanni,.....und keine Sorge, ich werde es mit Sicherheit wiederholen!

  13. #13
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,

    ....herzlichen Dank für den ersten Teil Deines tollen Berichts !!
    Deine Tour klingt super interessant, warte nun auch gespannt auf mehr.
    Ich liebe Pale, es ist schön dort.

    Liebe Grüsse aus Hamburg
    von Britta
    Viele Grüße von
    Britta

    Kreta, meine zweite "Heimat".

  14. #14
    martha Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo,
    also wenn ihr meint, die Fortsetzung auch noch lesen zu wollen und euch meine Ausschweifungen nicht langweilen, - na dann! Hier der 2. Teil:
    Der Weg hatte sich etwas verändert, mittlerweile führt eine Schotterstraße den 1. Abschnitt an der Küste entlang. Vereinzelt kamen mir Autos entgegen und Badegäste auf dem Rückweg vom Strandtag. In der Bucht Ghaliskari endete dann der Schotterweg. Ich entdeckte eine funktionierende Süßwasserdusche am Strand und beschloss diesen Luxus zu nutzen und nach einem weiteren Bad im Meer frischgeduscht in den Abend weiterzulaufen. Es war schön den breiten Schotterweg endlich hinter mir zu lassen und dem Pfad folgen zu können. Die Ausblicke genießend. Ich hatte eigentlich vor noch bis zur nächsten ruhigen Bucht zu laufen und dort die Nacht zu verbringen. Ja bis ich dann unvermittelt einen geradezu perfekten Platz entdeckte. Einige Höhenmeter unterhalb des Weges, zwischen großen Feldbrocken versteckt lagen fast kreisrunde sandige Flächen mit Mandalas aus Steinen und Ästchen verziert. Die pure Schönheit mit dem tiefbaluen Meer im Hintergrund. Somit war klar, hier kann ich nicht vorbeilaufen. Nur das Runterkommen/Klettern war nicht ganz einfach. Zerkratzte Arme und Beine waren dann auch mein Tribut an diese Schönheit, aber wen stört das schon. Ich baute mein Zelt auf, trocknete meine Isomatte, die ein wenig Wasser aus der nicht ganz dichten Wasserflasche abbekommen hatte und genoss den Sonnenuntergang mit Blick auf das entfernte Paleochora. Besageten netten Wein hatte ich mir ja noch in Paleochora besorgt, etwas Käse und Brot, ein wunderbares Mahl. Eigentlich hätte ich ja müde sein müssen und war es wohl auch, aber schlafen zu gehen hätte das Ende dieses ersten Abends bedeutet. Der Erste, wenn alles noch vor einem liegt hat ja eine ganz besondere Süße. Aber irgendwann in das Zelt und den kuschleligen Schlafsack zu kriechen ist auch was Feines. Die Nacht war dann nicht ganz so ruhig. In gewissen Abständen kamen kräftige Windböen und schüttelten lautstark an der Zeltplane, ja und unter mir war es plötzlich überraschend hart!! Beim Trocknen meiner neuen "Luxus-Leichtgewicht-Isomatten-Errungenschaft" habe ich wohl das spitzige Gestein und die kretische Macchia unterschätzt. Na ja, so ist das manchmal, wenn man mit Gewicht rumgeizt. Draußen war mittlerweile alles in silbriges Mondlicht getaucht und ich konnte bei gutem Licht die vom Wind etwas gelockerten Zeltschnüre nachspannen. So hatte ich ja von meinem ersten Abend doch noch etwas mehr! Trotzdem gut ausgeschlafen und froh begrüßte ich den neuen Morgen mit dem wohl besten Morgenritual - dem Bad im kretischen Meer. In der Ferne fuhr die Morgenfähre aus Paleochora vorbei. Das Zelt war bald abgebaut, alles verpackt und auch ein Mandala gelegt. Es konnte weitergehen. Der Pfad führte noch eine Zeillang sehr küstennah an schönen Buchten vorbei bis er dann langsam anstieg um das Kap Flomos zu überwinden. Schöne Ausblicke und viel Nahrung für die Seele.
    So das war der 2. Teil
    Liebe Grüße aus dem Schwarzwald
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  15. #15
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Was für ein beeindruckend schöner Beginn deiner Wanderung!
    So wie du es beschreibst fühle ich mich mit dir unterwegs und genieße die großen und kleinen Momente mit.
    Einen perfekten Platz hast du dir da ausgesucht für die Nacht!

    Danke, dass du uns teilhaben läßt. Nun warte ich voller Ungeduld auf die Fortsetzung.

    Liebe Grüße
    Angelika

  16. #16
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Tja, was soll ich sagen? Einfach nur spannend und schön, als wäre man dabei.
    Weiter so, freue mich auf Deine Fortsetzung!

    LG Varvara:smiley5:
    Kreta, wo meine Seele sich zu Hause fühlt.

  17. #17
    martha Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    3. Teil:
    Wenn ihr immer noch mehr wollt, dann also Teil 3:
    Nach dem Anstieg und der Überquerung des Plateaus ging es langsam wieder auf einem schmaleren Weg abwärts in die Bucht des antiken Lissos. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass es heiß war und dass Laufen mit Rucksack eine schweißtreibende Angelegenheit ist? Na ja, ich habe eigentlich genug Wasser mitgenommen, so dachte ich. Der Weg schlängelte sich an Ruinen vorbei und erreichte langsam den Talgrund. Hier gab es plötzlich eine Vielzahl von Wegen und Markierungen in allen Farben. Aber noch war ich ganz zuversichtlich. Ich glaubte, aus früheren Wanderungen noch zu wissen, wo der Weg in etwa entlang ging. An der kleinen Kapelle oberhalb des Strandes folgte ich einen (markierten!) Pfad in Richtung Hochplateau. Was soll ich sagen, der Pfad wurde immer schmaler und abenteuerlicher, die Feswände kamen näher und das Ganze ähnelte mehr einer Kraxelei als Wandern im klassischen Sinn. - Sehr schweißtreibend -. Also erstmal hinsetzen, trinken und nachdenken! Ich kann nur sehr schlecht oder gar nicht denken, wenn ich zu wenig trinke und werde sehr launisch. Meine Familie kann davon ein Lied singen. Die Wirkung des Wasser setzt aber glücklicherweise sehr schnell ein und ich werde promt wieder ein klar denkender umgänglicher Mensch. Beim Blick auf meine kostbaren Wasservorräte war klar, ein Versuch gebe ich mir noch und dann muß Plan B her. Der Versuch verlief kläglich und ich mußte mir tatsächlich eingestehen, an dieser, in meinem Wanderführerbüchlein als "einfache" Wanderung eingestuften Etappe gescheitert zu sein. Aber ich bin ja sehr pragmatisch. Probleme schreien nach kreativen Lösungen! An einem Baum in der Nähe der Kapelle hing doch so ein Schild "Taxi-Boot"? - Ha!! Also runter an den Strand. Da waren Menschen. Vielleicht haben sie Wasser? - ein kurzer Gedanke -, aber nein, wer trägt schon überschüssiges Wasser mit hierher um es dann einer verschwitzten Frau mit Rucksack anzubieten, diesen Gdanken habe ich dann gleich wieder verworfen. Statt dessen die Frage nach dem Taxi Boot. "Ja das wissen wir auch nicht so genau, spät nachmittags soll das kommen", die Antwort. "Aber es gibt einen schönen Weg von hier nach Sougia, den werden wir laufen". Ah ja. Ich erkläre ihnen meinen Wasser-Notstand und erhalte die frohe Botschaft: "Es gibt hier eine Quelle, es soll sich sogar um besonders gesundes Wasser handeln!" Welch Glück!! Ich lasse mir den Weg genau beschreiben, in Lissos weiss man ja nie und finde sie auch. Köstlich - Wunderbar. Mit gefüllten Wasserflaschen zurück an den Strand. Meine "Retter" haben zwischenzeitlich auf den Rucksack aufgepasst und wir plaudern über Kretas Schönheit, das Wandern und ihre Variante, sich das Gepäck per Fahre von Paleochora nach Sougia schicken zu lassen. Auch eine gute Idee. Eine genüßliche Bade- und Vesperpause schließe ich an und hänge meinen Gedanken nach. Vielleicht wollte ich einfach zu schnell weiter, habe meine innere Geschwindigkeit noch nicht runtergefahren. Liissos ist schließlich ein mystischer Ort, an dem sich Vorbeilaufen anscheinend rächt. Gegen Nachmittag mache ich mich auf das letzte Wegstück nach Soughia. Ich achte brav auf die richtigen Markierungen, laufe trotzdem noch mal einen kurzen Kringel, bin aber bald wieder auf dem gut markierten E4 Teilstück. Der letzte Abschnitt ist ein Genuß, über die Hochebene hinunter in die kleine Schlucht des Kakos Potamos. Nach kurzer Zeit endet diese und ich stehe fast unmittelbar an der Hafenanlage von Soughia.
    (Das Fotografieren vergesse ich leider öfters, deshalb heute keine Bilder)

  18. #18
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Sehr schöner Bericht. Habe das Gefühl ich wandere mit Dir.

    Bin die Strecke in die ander Richtung von Sougia bis Elafonissi gelaufen. Ich habe bei dieser Wanderung auch den Aufstieg von Lissos Richtung Paleochora nicht gefunden. Dachte schon ich müsste zurück. Aber vielleicht kann man wirklich nicht einfach an Lissos vorbei gehen, sondern muß dort einige Zeit verweilen.

    Freue mich auf die Fortsetzung.
    Inke


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  19. #19
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Danke für die Fortsetzung!

    Bin wieder begeistert mitgewandert! Es scheint wohl üblich zu sein, dass man sich bei Lissos etwas verfranst!
    http://www.sougia.info/graphics/maps/lissos-aerial.jpg

    Bin schon neugierig, auf deine weiteren Wandererlebnisse!

    Liebe Grüße
    Angelika

  20. #20
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Martha, vielen Dank - Du schreibst so lebendig und man fühlt sich einfach mittendrin.
    Ich ziehe echt den Hut vor Dir - ich hätte den Mut nicht, mutterseelenallein durch Kreta's Berge zu wandern.
    Η Νικολέτα σου (Deine Nikoleta)

  21. #21
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Zitat Zitat von Nikoleta Beitrag anzeigen
    Martha, vielen Dank - Du schreibst so lebendig und man fühlt sich einfach mittendrin.
    Ich ziehe echt den Hut vor Dir - ich hätte den Mut nicht, mutterseelenallein durch Kreta's Berge zu wandern.
    Da kann ich mich nur Nikoleta anschließen, einfach supertoll wie du das so machst. Danke für den wunderschönen Reisebericht!!

    LG Hanni

  22. #22
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,
    habe gerade Deinen Bericht gelesen, es ist immer gut mal alleine auszuspannen und außerdem: ,,doppelt so schön und halb so teuer.'' :laugh:
    Und hier ist mein Ausspannplatz in Sougia.

    Grüße Gegge
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    Dieses Haus ist mein und doch nicht mein.
    Der vor mir war dachte auch es wäre sein;
    er zog aus und ich zog ein.
    Nach dem Tod, wird es wieder so sein.


    www.schwaebische-post.de/

  23. #23
    helios Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Zitat Zitat von martha Beitrag anzeigen
    .
    des Plateaus ging es langsam wieder auf einem schmaleren Weg abwärts in die Bucht des antiken Lissos.
    .
    An einem Baum in der Nähe der Kapelle hing doch so ein Schild "Taxi-Boot"? - Ha!! Also runter an den Strand. Da waren Menschen. Vielleicht haben sie Wasser? - ein kurzer Gedanke -, aber nein, wer trägt schon überschüssiges
    Servus Martha,

    Vielen Dank für Deine Aufklärung, dass es in Lissos ausgedörrte Wanderer sind, die auf das Taxi-Boot warten und keine von Lepra befallene Zombies.
    Wir sind da so Mitte Juni08 abends von Pale mit dem Schlauchi vorbeigekommen, wegen der, plötzlich überall aus dem Gebüsch auftauchenden gruseligen Gestalten haben wir an dem Steinestrand nicht angelegt - dass unser kleines Schlauchi mit dem Taxi-Boot verwechselt worden sein könnte, an sowas haben wir nicht gedacht - jetzt iss klaa.

    grüsse
    Jürgen

    P.S. Deine Wanderung entlang Kreta's Südküste von Palechora finde ich spannend, leider kann man dies aus der Überschrift nicht entnehmen.

  24. #24
    martha Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo,
    da ihr noch nicht abgewunken habt schreibe ich also den 4. Teil meines Reiseberichts.
    Mit dem Schreiben werden als angenehmer Nebeneffekt Stimmungen und Erinnerungen wieder lebendig. Vorfreude auf die nächste Kreta-Auszeit macht sich breit und sorgt für ein wohliges Gefühl. Das hilft ganz gut über manchen chaotischen Arbeits- und Familienkraftakt hinweg.

    In Soughia angekommen habe ich mir als Kontrastprogramm zur letzten Nacht ein Zimmer gesucht, die Dusche genossen und schon in Vorfreude auf die Nacht kurz das Bett und die frischen Laken getestet. Hmmm. Danach in ein Strandcafe, um den in diesem Moment wohl besten Kaffee den es gibt zu geniessen. Der Letzte war ja nun tätsächlich der im Flieger! Genuss lässt sich bekanntlich durch eine gewisse "Entbehrung" sehr wirkungsvoll steigern.
    Den Abend verbrache ich bei gutem Essen und angeregter Unterhaltung. Einer der "Menschen" vom Strand von Lissos hat mich wiedererkannt - trotz Dusche und Kleiderwechsel. (Ein Tipp für die Frauen: von Ort zu Ort zu laufen hat den Vorteil, frau muss nur ein "nettes Kleidungsstück" für den Abend mitnehmen ) Ich wurde zwar wenig schmeichelhalft mit "Du hast es also auch hierher geschafft?" begrüßt. - Darauf blieb außer einem zerknirschten "Was denn sonst?!" nicht viel zu entgegenen. Aber es wurde ein schöner Abend. Meine Abendgesellschaft hatte, wie sich herausstellte auch ein ähnliche Wanderstrecke geplant aber eher in "sportlich schnellem" Wandertempo und einem Start frühmorgens. Ich dagegen wollte das ganze "entschleunigt", man bedenke meine "lektion" in Lissos, angehen. Vor allem aber erst nach einem ausgiebigen köstlichen Frückstück.
    Genauso hielt ich es dann auch. Als absolute Frühstücksköstlichkeit:
    Griechischen Joghurt, den 10-prozentigen bitte, mit Honig. - Sooo lecker!
    Im gut bestückten Laden von Soughia habe ich meinen Proviant für die Bergetappe aufgefüllt und es versteht sich von selbst, natürlich sehr, sehr viel Wasser mitgenommen. Mein schlauer Wanderführer sagt zwar, es gebe Rastplätze mit Wasser für die Wanderer in der Agia Irini Schlucht, aber diese Wasserleitungen würden erst gegen Mittag "angestellt" ???, wenn die Wandergruppen von oben runter kämen. Ah? - "Und wenn sie das "Anstellen" vergessen oder keine Saison mehr fürs "Anstellen" ist?!!" fragte ich mich. Also diesem Procedere wollte ich nicht so ganz trauen- sicher ist sicher.
    Endlich konnte es losgehen. Bis Soughia kannte ich den Weg noch von früheren Reisen. Die heutige Etappe und die nächstfolgenden waren dagegen neu und aufregend für mich. Ich freute mich unbändig auf die Berge.
    Anfänglich verlief der Weg an der asphaltierten Fahrstraße und es dauerte einige Zeit bis der eigentliche Zustieg in die Agia Irini Schlucht erreicht war. Die Schlucht war wunderschön zu laufen. Angenehm schattig und sehr ruhig. Ich begenete nur ganz vereinzelt anderen Wanderern. Irgendwann kam ich dann an den ersten offiziellen und ganz liebevoll angelegten Rastplatz. Ich habe natürlich gleich den Wassertest gemacht. Es kam nichts. Aha! Aber ab der dritten Wasserstelle lief das Wasser dann tatsächlich! - Hat also doch nicht gelogen, mein Büchlein.
    Ich kam gut voran und erreichte früher als erwartet den Abzweig durch das Fygous-Tal zur Omalos-Hochebene. Ursprünglich hatte ich gedacht irgendwo in der Nähe von Agia Irini zu übernachten, aber es war erst früher Nachmittag und ich war noch nicht müde. Ich könnte also weiterlaufen, Richtung Omalos vielleicht? Abkürzung?- oder doch eher brav dem "eigentlichen" Weg folgen? Nach meinem gestrigen "Scheitern" habe ich mich dann doch für den "Normalweg" entschieden.
    Genug für heute
    liebe Grüße
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  25. #25
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Wirklich ein interessanter Bericht! Und toll, dass du dir eine Auszeit genommen hast, das tut wirklich mal gut, habe ich auch gemacht letzten Oktober, ich war auch in Pale und habe das Angenehme (Urlaub) mit dem Nützlichen (Sprachkurs) verbunden. Und das ganze 2 Wochen!

    Bitte weiterschreiben!

    Dorli
    Und gingest Du bis ans Ende der Welt, Du findest keine Insel wie diese!

    N.Kazantzakis

  26. #26
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Da winkt mit Sicherheit niemand ab!
    Dein Bericht ist viel zu interessant! Da ist man halt einfach viel zu neugierig auf die Fortsetzung.
    Grüße von Angelika

  27. #27
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Ein Tipp für die Frauen: von Ort zu Ort zu laufen hat den Vorteil, frau muss nur ein "nettes Kleidungsstück" für den Abend mitnehmen
    Wir in unserem Hotel fallen immer auf, wenn wir zwei Abende hinter einander das Gleiche anhaben.:laugh:

    Schön erzählt. Petra hab ich das noch nicht gezeigt. Ich will ja nächstes mal wieder mit nach Kreta.:laugh:
    Roland

  28. #28
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo,
    ganz kurz:
    Ich find´s Klasse!!
    Go on!!
    Gruß
    Stefan

  29. #29
    Sabinara Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,

    deine Berichte gehen förmlich unter die Haut. Bewundernswert, was du so alleine auf die Beine gestellt hast und es ist so geschrieben, als ob man dich begleiten würde.
    Bitte mehr davon

    LG aus Berlin
    Sabina

  30. #30
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Wirklich ein sehr, sehr interessanter Bericht!!! Bin schon neugierig wie's weitergeht!

    Dass Lissos-Problem mit den Wanderern aus Paleochora ist allgemein bekannt.
    Die sind dann so dehydriert und müde, dass sie die Quelle nicht mehr finden ...

    Wir haben dort mal zwei ältere Herren aus D getroffen. Mitte August war das.
    Die waren gleich nach der Landung in Chania mit dem Bus nach Paleochora gefahren und sind noch am gleichen Tag bis Lissos gewandert (wollten noch nach Sougia).

    In Lissos angekommen war einer fast tot. Ich übertreibe nicht!
    Und der zweite schaffte es gerade noch die Glocke bei der Kapelle zu läuten.
    Das war eine Superidee, weil so konnten wir helfen. Sie hatten Glück, denn es war schon später Nachmittag und wir die Einzigen anderen Leute im Tal.

    Aber das mit dem Glocke läuten kann man sich für alle Notfälle merken!

    Wir haben ihnen nach der Erstversorgung dringend angeraten in Lissos zu übernachten (Ausrüstung hatten sie) und erst am nächsten Tag weiter zu gehen.
    Ob sie das gemacht haben weiss ich nicht. Da es ja schon spät war, haben wir uns jedenfalls auf den Rückweg gemacht ...

    LG mia
    ------------------------------------------------------
    träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum

  31. #31
    martha Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo und Danke für die lieben Anworten (den Zombie mal ausgenommen ) Also Teil 5:

    Am Ende der Agia Irini-Schlucht kam ich an ein Cafe mit einladenden Tischen unter Bäumen. Den Rucksack ablegen, hinsitzen und einen Original Nescafe wie früher genießen.
    Erfrischt ging es dann ein kurzes Stück auf der Asphaltstraße bis der Weg einem alten Maultierpfad folgend anstieg. Das Steigen verlief ohne Mühe wie von selbst. Nach der Enge der Schlucht konnten die Blicke wieder in die Weite fliegen. Auch der Atem schien tiefer zu gehen und ich war versucht laut zu jubeln. Es gibt Momente, da fühlt sich alles richtig an. Nach Überwinden des Passes und dem Abstieg in das darunterliegende Hochtal kam von rechts die Abkürzungsvariante vom Fygous-Tal hoch und gab den Blick frei in die enge Schlucht. Der Weg sah sehr gut aus und hatte so gar nicht das Heimtückische so mancher "Abkürzung". Ich wurde wieder mutiger. Beim Ansteigen an der Flanke des Trouli wurde im Süden das Meer sichtbar. Tiefblau und lockend.
    Nach einiger Zeit hörte ich entfernt Motorengeräusche und erreichte bald die Straße mit dem Parkplatz beim Aussichtspunkt.
    Ich muss gestehen, ich habe mit dem Gedanken gespielt - falls es sich ergeben sollte -einen Lift zu ergattern. Wie gesagt bin ich sehr pragmatisch, nichts mit Wandererehre und so.
    Mein bereits zitiertes Wanderbüchlein beschreibt bei der Überquerung der Omalos-Hochebene zwei Varianten: eine etwas längere, jedoch empfehlenswertere weil es weniger Autoverkehr gibt und eine kürzere mit viel Verkehr. Ich nehme die kürzere mit den Autos. Damit habe ich mich jedoch ziemlich verkalkuliert. Die Autokolonnen haben sich wohl bereits verzogen. Mir kommen drei Autos entgegen. In meine Richtung fährt kein einziges. Also meditatives Laufen, Schritt für Schritt, ohne auf den Boden zu gucken - bei Asphalt ist das ja auch nicht nötig. Neben zwei großen Müllcontainern steht ein einsamer Stuhl. Zwar nicht ganz malerisch aber kurz hinsetzen tut gut. Eine ältere Dame kommt mit Müll vorbei und wir begrüßen uns freundlich. Mittlerweile ist es später Nachmittag und ich überlege, ob ich auf der Omalos Ebene ein ruhiges, verstecktes Plätzchen zum Übernachten suchen soll. Aber es wirkt in diesem Moment nicht so einladend auf mich. (Damit meine ich nicht nur die Müllcontainer).
    In meinem Kopf hat sich dagegen der Gedanke eingenistet, doch noch hoch zur Kallergi-Hütte zu laufen. Ich habe vor fünf Jahren schon einmal dort geschlafen. Es ist zu schön dort oben. Also weiter!
    Nach Überquerung der Ebene am Beginn der Schotterstraße hoch zur Kallergi-Hütte habe ich dann das trügerische Gefühl so gut wie da zu sein. Wer den Anstieg kennt weiss, dass es noch sehr, sehr viele Kehren bis hoch sind. Vierzehn habe ich gezälhlt.
    Es ist mittlerweile bereits 19:00 Uhr, gegen 20:00 Uhr wird es dunkel, rechne ich mir vor. Kriege ich noch was zu essen?:smirk: Ich spüre jetzt auch meine Füße, Beine und Schultern. - Und dann plötzlich, - nach etwa der 9. Kehre - Motorengeräusche!! Ein Geländewagen, der hält und mich für drei Kehren mitnimmt. Polychronos, so hieß der hilfsbereite Kreter, der hochfuhr um einem liegengebliebenen Auto zu helfen, und mir gleich mit. Die letzte Kehre durfte ich dann laufen und habe es genossen. Wer will schon bis zur Hütte gefahren werden. So viel Ehre habe ich dann doch.
    Und was soll ich sagen. - Um die Ecke zu laufen und dann der Anblick der Kallergi-Hütte mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages, das fantastische Bergpanorama dahinter! - Zum aus der Haut fahren vor Glück.
    Liebe Grüße
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  32. #32
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Wunderschön diese Bilder, sowas erlebt man halt nur wenn man wandert und hoch in die Berge geht. Das alles kann ich nicht, deshalb ein " Dankeschön " f. d. Bericht u. d. Bilder!

    LG Hanni:smiley5:

  33. #33
    helios Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Zitat Zitat von martha Beitrag anzeigen
    .
    Mein bereits zitiertes Wanderbüchlein beschreibt bei der Überquerung der Omalos-Hochebene zwei Varianten: eine etwas längere, jedoch
    .
    empfehlenswertere weil es weniger Autoverkehr gibt und eine kürzere mit viel
    In meinem Kopf hat sich dagegen der Gedanke eingenistet, doch noch hoch zur Kallergi-Hütte zu laufen. Ich habe vor fünf Jahren schon einmal dort geschlafen. Es ist zu schön dort oben. Also weiter!
    .
    Martha Martha
    wir ham mal auf der Omalos gepennt - noch vor Tagesanbruch wurde wir von einem Geröhhre geweckt, da haben ein Bus-Lindwurm die irren Schluchtenläufer in die Einsamkeit der berge gekarrt - aus mangel an Alternativen sind wir die Kallergi hochgelaufen ...... und Du machst das mal so nebenbei, zwecks Ausgleich, weil du ja von unten hochspaziert bist???? .... :nuts::nuts: Martha..... Martha..... (wo issn eigentlich der Neusseres Wolfi???)

    Ich hab mir schon beim 1. Teil Deiner Erzählung gedacht: gscheidt is die martha, wirklich gscheidt, weil in Pale zu nächtigen erfordert schon Mut, weil die saugefährlichen Nacht-Schnabel Vögel sind nicht gerade ohne

  34. #34
    martha Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo,
    ja das sieht wirklich schlimm aus! So heimtückisch von hinten. Solchen Gefahren wollte ich mich - wie du bereits festgestellt hat - natürlich nicht aussetzen!
    Statt dessen habe ich versucht schön meinem Weg zu folgen, mit niemand mitzugehen und mich von keinen Wölfen verschlingen zu lassen!! (Wie du merkst habe ich aufgepasst als Kind und mir die entscheidenden Dinge gemerkt)

    Und so gings weiter bei mir:
    An der Hütte angekommen galt es den Ausblick gebührend zu genießen. Dank kräftiger Endorphinausschüttung tat auch fast nichts mehr weh.
    Durch Geländer ist der Platz vor der Hütte abgesichert. Dahinter geht es steil abwärts. An einer Stelle laufen zwei Geländerstangen zusammen und bilden einen spitzen Winkel. Wenn man sich da reinquetscht und in die Ferne Richtung Samaria Schlucht schaut ist es ein bisschen wie in Titanic - jetzt müsste man losfliegen können.
    Vor der Hüttentür begrüßt mich der Wirt. Platz gibt es genug, außer mir seien nur zwei Gäste da und ich würde schon erwartet. - ? - meine Abendgesellschaft vom gestrigen Abend ist ebenfalls da.
    Das Abendessen habe ich zwar verpasst, aber ich könne noch was "Einfaches" kriegen, sagt mir der Wirt. Das ist wunderbar. Ich darf wählen: Lager oder Bett. Na ja, Bett klingt ziemlich gut. Ein kleines Zimmer mit einem Stockbett für mich alleine.
    Eine Dusche gibt es auch, so spät am Tag zwar nur noch kalt aber das erfrischt um so besser. Als ich meine Füße aus den Wanderschuhen schäle muss ich leider feststellen, dass ich zwei stattliche Blasen an den Fersen habe. Ich dachte doch, dass es beim Laufen etwas gescheuert hatte. Das hätte ich wohl nicht so ignorieren dürfen. Aber ich habe genügend Tape dabei, das wird schon irgendwie gehen - morgen.
    Nach der kurzen Schnelldusche - Wasser sparen! - genieße ich mein Omelette. Es gibt Wein und viele Geschichten auszutauschen. Die beiden Männer sind deutlich vor mir angekommen. Wie sich jedoch bei genauerem Nachfragen herausstellt mit einem Lift ab dem Parkplatz an der Aussichtsstelle bis zum Einstieg Xiloskalo. Ohne Asphaltlauferei also! "So kann es ja jeder" stichele ich, aber auch die beiden haben es nicht so mit der "Wandererehre".
    Später gibts noch Raki und im Fernseher kommt die Nachricht: "Obama erhält den Friedensnobelpreis!" Haben wir das richtig verstanden?
    Man könnte noch lange so sitzen und erzählen. Das ist das Schöne beim Reisen, nie zu wissen was wird, wo man die nächste Nacht schläft, wen man trifft. Aber morgen kommt für mich einer der Höhepunkte der Wanderwoche, deshalb wäre es nicht schlecht mal schlafen zu gehen um halbwegs fit zu sein für die nächste Etappe. Das mache ich dann auch. -
    Ich habe gut geschlafen, es war relativ windstill, so dass ich bei geöffnetem Fenster schlafen konnte. (Geschlossene Fenster rufen Nachtgeister!) Es gab ein kräftiges Frühstück mit allem Drum und Dran und noch einige "Ermahnungen" des Wirts auf den Weg: Viel Wasser, bald losgehen, um rechtzeitig anzukommen und allgemein aufpassen halt! - Mach ich!
    Die beiden Männer sind etwas zerknischt, würden diese Etappe auch gerne gehen haben aber keinen Schlafsack und Zelt dabei. - Zu schwer - Eine leichte Genugtuung verspüre ich da natürlich schon. Ich fülle meinen 10-Liter Wassersack (den guten von Ortlieb) und frage den Wirt, ob er mir noch eine paar Äpfel verkaufen würde. Ich kriege sie geschenkt.
    Ich vergesse ja oft zu fotografieren, aber heute beim Losgehen waren ein paar Bilder Pflicht. Nicht zuletzt natürlich das Klo der Kallergi-Hütte. Ein sehr, sehr schönes Örtchen.
    Kurz unterhalb der Hütte teilt sich der Weg und ich laufe alleine weiter Richtung Katsivelli-Hütte.
    Liebe Grüße
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  35. #35
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Kalimera

    SUPERFOTOS!!!

    LG mia
    ------------------------------------------------------
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  36. #36
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,
    du hast "spät" geschrieben und ich hab "früh" gelesen
    Zuspruch ist die Motivation zum weiterschreiben, daher bekommst du von mir viel
    Gruß
    Stefan

  37. #37
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Guten Morgen Martha,

    also was du dir so erwanderst, ist für mich schon Höchstleistung! :respekt: Du schreibst so toll, daß man meinen könnte, man wäre dabei gewesen.
    Deine Bilder, sehr schön! Das Kloo, mit Weitblick und Tiefblick super! So komm ich auch in den Genuß, Kretas Berge mal von oben zu sehen! Dankeschön!

    LG Hanni

  38. #38
    helios Gast

    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Zitat Zitat von Hanni Beitrag anzeigen
    .
    Das Kloo, mit Weitblick und Tiefblick super!
    .
    da fehlt der Klo-Deckel - bei uns damals war er in rot und noch dran - so kann man sich da unmöglich hinsetzen:motz::motz:

    Ich geb's zu - ich hab mich damals schon nicht das *Schluchtenscheixxen* getraut

    Meine Mädels waren mutiger, sie waren vor mir, von außen sieht das Häussl ja total unschuldig aus - die Mädels haben nur gequietscht :nuts::nuts: - irgentwann kam übers Häussl das Klopapier geflogen.... beim Papier runterwerfen kommt dagegen der thermische Aufwind aus der senkrechten Wand => rings ums Häussl hängt an den Buschbäumen das Papier :smilie_tra_054:

    @Martha - der Hund is ins WoMo geflüchtet und meine Frau hat versucht die Tür zu verschließen, bevor der Pelikan den Hund zerpflückt hätte - der Pelikan ist über das Süßwasser der Hundefutterschüssel hergefallen - war lustiger Abend. :smilie_happy_183::smilie_happy_183:

    grüsse
    Jürgen

  39. #39
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Schade, liebe Martha, dass du nur eine Woche unterwegs warst!
    So wird ja dieser wunderbare Bericht irgendwann abgeschlossen sein, dabei könnte ich immerfort weiterlesen und dich begleiten!
    Aber noch ist es ja zum Glück nicht so weit!

    Danke wieder einmal und liebe Grüße

    Angelika

  40. #40
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    Standard AW: Mutter-Kind-Kur-ohne Kind

    Hallo Martha,

    wirklich sehr spannend, Dein Bericht
    Ich wäre wirklich mehr der bequemere Typ - da entgeht einem ja so einiges...
    LG Monika
    Gib' jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu werden! (Mark Twain)

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