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Thema: Die Reise nach Tripiti

  1. #1
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    Standard Die Reise nach Tripiti

    Die Reise nach Tripiti

    Vorgestern nun endlich konnte ich diese Tour in Angriff nehmen.
    Ich hatte schon im Winter angefangen Informationen über die Tripiti-Schlucht zu sammeln.
    Es ist etwas mühselig, zudem diejehnigen, die sie schon gegangen sind ,etwas vorsichtig mit der Weitergabe der Informationen sind, was ich für sehr verantwortungsbewusst halte.
    Trotzdem ist man, wenn man sich das nun einmal in den Kopf gesetzt hat, nun mal für jede Information und Hilfe dankbar.

    Das Problem war nur, geeignete Mitstreiter zu finden, da mir klar war, dass es lebensgefährlich ist, diese Tour alleine zu unternehmen.
    Leider hat der, der überhaupt die Idee hatte und mich heiß gemacht hatte, die Tripiti-Schlucht zu gehen kurzerhand aus diversen Gründen einen Rückzieher gemacht.
    Der anderen, einer portugiesischen Skilehrerin, war es plötzlich zu heiß.

    Aber glücklicherweise begeisterte sich ein Gast aus meinem Hotel, wo ich als Wanderführer arbeite für diese Idee.
    Und fragte mich kurzerhand, ob er mitkommen dürfe.
    Ich habe ziemlich lange gezögert, der gute Mann war schließlich schon 63, aber wie sich herausstellte topfit, ein Schweizer, ein Touren-Ski-Geher und Marathonläufer und sah auch so aus.
    Dann hat er sich auch noch bei einer meiner Wandertouren als guter Kletterer bewiesen, so nahm ich ihn schließlich mit, nachdem ich ihm die Gefahren und Ungewissheiten dieser Tour dargelegt hatte und ihn das trotzdem nicht abschreckte.
    Drei hätte ich besser gefunden, aber zu zweit konnten wir es wagen.

    Eigentlich hatte ich vor, die Schlucht von unten nach oben zu laufen.
    Also von Sougia starten, eine Nacht in der Tripiti-Schlucht verbringen und am nächsten Morgen den Aufstieg zu versuchen.
    Das ging aber wegen der Fährverbindungen nicht, weil erst ein Boot um 17 Uhr von Agia Rouemli nach Sougia ablegte, und ich wollte nicht im Dunkeln laufen, außerdem hatte ich nur 3 Tage Zeit für die ganze Geschichte.
    Planänderung: wir wollten nun die Samaria-Schlucht hoch laufen und dann die Tripiti-Schlucht wieder herunter.
    Auch das fiel aber ins Wasser, bzw. in den Wind, weil es plötzlich Windstärke 8 gab und es unklar war, ob die Fähren an der Südküste überhaupt fahren.
    Im Nachhinein können wir froh sein, dass dann nur noch die Variante blieb:

    Zur Omalos-Hochebene mit dem Auto (von Plakias) hochfahren, dann in der Kallergi-Hütte schlafen und in aller Frühe zur Xylo Skalo herunter und dann auf den Giglios-Sattel aufsteigen und von dem dann in die Tripiti-Schlucht hinabsteigen.

    Der neue Plan hatte viele Vorteile.
    Erstens konnten wir die Tour ausgeruht, wenn aber auch ein bisschen „kalt“ beginnen.
    Zweitens mussten wir so keine Schlafsäcke etc. mitschleppen, weil es geplant war, nun das ganze in einem Rutsch bis Sougia zu schaffen.
    Drittens, und das ist vielleicht das wichtigste, man kann bis kurz vor dem Sattel fast ohne Wasser (Gewicht) hochsteigen und dann seine leeren Behälter an der Linoseli-Quelle mit frischem Quellwasser füllen und auch schon dort viel trinken und erfrische n, dann ist es nur noch ne etwas anstrengende halbe Stunde hoch schleppen, und dann beginnt schon der Abstieg.

    Andersherum wäre das ein Problem gewesen, es gibt zwar in der Tripiti-Schlucht eine Zisterne, aber die Qualität ist in jedem Fall schlechter und unsicher. Oben beim Fort gibt es eine gute, aber nur tröpfelnde Quelle, bei der man nie weiß, ob sie nicht vollkommen versiegt ist.

    Wir fuhren also nach Omalos.

    Dort hielten wir bei der Tzanis-Höhle, mein nächstes Projekt.
    Ich hatte schon viel darüber gelesen, um diese Höhle ranken sich Legenden.

    Es ist quasi das natürliche Abflussrohr der Omalos-Hochebene, im Frühjahr schmilzt der Schnee und fließt hier ab, als wenn man bei einer Badewanne den Stöpsel zieht, gib es auf Kreta überhaupt echte Badewannen ?
    Eine unterirdische Schlucht sozusagen, die noch immer nicht vollständig erforscht ist, eine französische Expedition ist wohl 2 km weit und 500 m tief in dieses Höhlensystem eingedrungen, ein Ende war nicht abzusehen.
    So nutzte ich die Gelegenheit, um da mal reinzuschnuppern und zu gucken, was ich für eine mögliche Expedition benötige um tiefer vorzudringen.
    Ich muss sagen, das ganze sieht vielversprechend aus, man kommt zwar nur etwa 100 m weit ohne Seil, aber ich konnte schon mal in die nächste Kammer lurken und was ich da sah und bis dahin gesehen habe: unbeschreiblich.

    Zurück zu Tripiti:
    Wir stiegen also am frühen Abend zur Kallergi-Hütte (ca. auf 1600 m Höhe) auf, nachdem wir das Auto an der Xylo Skalo abgestellt hatten.
    Der Aufstieg dauerte etwa eine Stunde und ist recht einfach.
    Die Hütte ist beeindruckend, man hat einen genialen Blick von weit oben steil in die Samaria-Schlucht hinein, es sieht sehr gemütlich drinnen aus, man denkt man wäre in einer Berghütte in den Alpen.
    Nach einem hervorragenden Abendessen (auch für meinen vegetarischen Mitwanderer: Markus) zusammen mit einer netten holländischen Wandergruppe, die just den Melidanou bezwungen hatten, haben wir uns mit Josef Schwemmberger, dem Hüttenvater, beratschlagen.

    Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar war, für die Art und Weise, wie er uns geholfen hat.
    Er hat sich angehört, was wir vorhaben und wie wir uns vorbereitet haben und hat dann entschieden, dass er uns das zutraut, trotz der Gefahren, die er nochmal benannt hat.
    Ausschlaggebend war für ihn letztendlich, dass wir den GPS-Track der Wanderung hatten und ich auch angab, damit umgehen zu können.

    Das war sehr wichtig für uns, weil wir natürlich nicht ohne Zweifel waren und Demotivation oder Angst machen uns sicher wenig geholfen hätten.
    So konnten wir uns mit einem guten Gefühl auf den Weg machen, mit Respekt, aber ohne Angst.
    Zudem haben wir vereinbart, dass wir uns bei ihm zurückmelden zu einem bestimmten Zeitpunkt, andernfalls versprach Joseph die Rettung einzuleiten, er hat für diesen Fall auch einen Helicopter. Dieser war allerdings gerade in Wartung/Reparatur in Athen und sollte aber schon am übernächsten Tag wieder einsatzbereit sein.
    Vor fast genau einem Jahr haben sie mit dem Helicopter jemandem gerettet, der bei der Besteigung des Castro beinahe verdurstet wäre, nach 3 Tagen haben sie ihn nackt (er hatte sich wegen der Hitze vollkommen entblößt) aber lebendig gefunden.

    Nachdem alles geklärt war, Telefonnummern getauscht waren, brachen wir am nächsten morgen früh auf, allerdings erst um 6:10 statt wie geplant: 5:30, weil man so früh morgens dann einfach doch nicht so schnell ist und wir gemütlich frühstücken wollten.

    Dann haben wir den ersten Fehler gemacht, und zwar sind wir nicht wie beim Aufstieg den Pfad von bzw. zur Xylo Skalo gelaufen, sondern die Fahrstraße, wir dachten, wir sparen so etwas Energie, aber im Gegenteil, es dauerte etwa doppelt so lange wie über die Abkürzung (1,5h statt 45 min) und es war ein langweiliger und wegen dem Schotter auf dem Weg anstrengender Auftakt (ca, 500 Höhenmeter von 1600 auf 1131m), so dass ich zumindest schon an der Xylo Skalo (1230m) vollkommen fertig und vorallem demotiviert (schließlich waren wir ja im Prinzip keinen einzigen Meter vorangekommen und wieder beim Auto angelangt) war. Markus gings offensichtlich nicht so schlecht, wirkte aber auch ein wenig müde.
    Das schlimmste war für mich, dass nun sogar die Samaria-Touris schon anrollten, um uns herum plötzlich Busse voller Neckermänner, die sich auf einen gemütlichen Spaziergang einrichteten.
    Es gehen in der Hochsaison ca.3000 Menschen täglich diese Schlucht, sie werden größtenteils aus dem Norden herangekarrt und laufen dann in einer sich dahinziehenden Schlange durch die Samaria-Schlucht. Es mag trotzdem toll sein, aber diese Aussicht hat mich bis heute davon abgehalten, diese Tour zu machen (genauso wie Knossos) und das obwohl ich 30 Jahre schon Kreta komme.
    Aber irgendwann.....

    Wir tranken dann ,zusammen mit den Neckermännern, noch einen (teuren)griechischen Kaffee, der half, aber ändere nichts daran, dass wir unserem Zeitplan schon fast 2 Stunden hinterherhinkten. Wir haben dann noch unnötiges Gwicht im Auto verstaut und nun gig es endlich wirklich lios.

    Dann aber wurden wir für den unschönen Auftakt schnell entlohnt.
    Der Aufstieg zum Giglios Sattel ist herrlich, ein treppenartiger Weg führt rasch hinauf, der Blick in die Samaria-Schlucht zurück ist der unglaublich imposant. Und mit jedem Höhenmeter hatte man nun auch das Gefühl, endlich seinem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen.
    Es wehte ein angenehmes Lüftchen, fast schon zu wenig, weil es langsam heiß wurde, aber besser als der Sturm vom gestrigen Tag, den ich eigentlich auch hier befürchtet hatte.
    An den letzten Schlecken Schnee vorbei sind wir dann durch eine Mondlandschaft gelaufen über steile Serpentinen.
    Kurz bevor es aber richtig steil und mondartig wurde kamen wir durch ein riesiges Felsentor, es fehlte nur das Schild: „Willkommen in Tripiti, Eingang zur Hölle“ oder so etwas.
    Etwa 10 Minuten später dann die erhoffte, oder bzw. erwartete Erfrischung.
    Die Linoseli-Quelle.
    Hier tranken wir erst mal ausgiebig glasklares kühles Quellwasser und füllten unsere (leer mitgebrachten) Flaschen. Ich probierte meinen neuen Wassersack aus, den ich bei Globetrotter in Berlin gekauft hatte. Ich hatte ihn nie vorher ausprobiert, und war daher ein wenig skeptisch, so nahm ich vorsichtshalber noch 2 1,5 Liter Plastikflaschen mit und füllte den Sack zu 2/3 ca., so hatte ich dann insgesamt 7 Liter, das sollte doch reichen oder etwa nicht.....
    Mein Kamerad nahm ca. 5 Liter mit, dazu hatten wir uns noch 2 Coca-Cola Flaschen (leider Glas) vom Hüttenvater mitgeben lassen.
    Ich nehme immer eine Coca Cola mit bei solchen Touren, als Belohnung.

    Hinter uns trudelte eine (französische) Wandergruppe ein, die heute den Giglios(über 2000m) besteigen wollte, eigentlich wollten wir uns lieber schnell vom Acker machen, aber Markus musste ja unbedingt jedem erzählen, wo wir hinwollten und so fiel das Wort Tripiti, und das machte leider die Wanderführerin auf uns aufmerksam.
    Ich glaube sie war Griechin, vielleicht aber auch Französin.
    Nun ging natürlich die Diskussion von vorne los, wie wir vorbereitet sind etc., die Gefahren etc.
    Mich nervte das ziemlich jetzt, denn uns rannte nun auch die Zeit davon.
    Im Prinzip war es ja ihre Pflicht, aber....
    Jedenfalls machte ich ihr schnell klar, dass wir schon alles mit Joseph auf der Kallergi Hütte durchgekaut haben, das schien sie etwas zu beruhigen und sie hat uns dann auch gehen lassen, weil auch sie unser Zeitproblem erkannte, als ich ihr eröffnete, dass wir zumindest das Meer erreichen wollten (Sougia, etwa nochmal über 3 Stunden weiter, hab ich vorsichtshalber mal gar nicht erwähnt).
    Wir fragten dann, wie lange wir denn ungefähr brauchen würden, wenn wir den Weg „gut“ finden würden.....
    Die Antwort war schockierend: 11-12 Stunden vom Ginglios Sattel stellte sie uns in Aussicht.
    Ich rechnete schnell hoch, dass wenn wir um 10 oben auf dem Sattel sind, dann um 21/22 Uhr an der Mündung wären.
    Bevor diese Botschafterin von Hiob noch weiter unseren Mut drücken konnte, verabschiedeten wir uns hastig.

    Nun wurde es mit dem vielen Wasser im Gepäck so richtig anstrengend.
    Der Pfad wurde immer steiler, und bestand nur noch aus fest gestampftem Schotter.
    Wir wankten dem Sattel entgegen und verloren sogar einmal den Pfad, was mir sehr peinlich war, wegen der Wandergruppe direkt hinter und, ich konnte mir ausmalen, was die Wanderführerin dachte: das schaffen die nie, die verlaufen sich ja schon hier...

    Oben auf ca. 1640 m angekommen, war ich dann fast soweit die Tour aufzugeben.
    Zwar sah es von hier aus gar nicht mal so weit zum Meer aus, aber ich wusste, dass das sehr täuscht und diese Schlucht viele Windungen macht und in Wirklichkeit sehr lang ist.

    Wir gingen ein Stück weg vom Weg, um zu beratschlagen, wir wollten auch nicht mehr mit der Hiobs-Gesellschaft nochmal in Berührung kommen.

    Wir beratschlagten uns direkt neben dem Schild, das wahrscheinlich „empfahl“, hier doch bitte nicht weiterzugehen, ich hatte keine Lust das zu übersetzen, man konnte sich ja ausmalen, dass dort einem ein verfrühtes Ableben in Aussicht gestellt wurde und das brauchte ich mir in meinem mentalen Zustand zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht geben.

    Ich teilte Markus meine Bedenken mit.
    Das Zeitproblem, es war mittlerweile schon nach 10 Uhr, nagte am meisten.
    Wir diskutierten über einen Abbruch.
    Alternativ könnte man doch den Giglios besteigen, und weil das nun wirklich etwas arg enttäuschend gewesen wäre, weil Markus dort schon war, noch den unwesentlich höheren Nachbargipfel Volakias mitnehmen....
    Oder einen Wanderpfad, am Strifomadi entlang, der irgendwie auch nach Sougia führte.
    Aber über den hatte ich mich kaum informiert, ich hatte zwar auch hier den GPS-Track.
    Wir entschieden uns letztendlich dagegen, weil ich gehört hatte, dass auch dieser Pfad Gefahren birgt und letztendlich hatte Markus den entscheidenden Gedanken: Falls wir doch Probleme bekäme, niemand würde uns auf dieser Route suchen....

    Da wir keine Lust hatte, uns später enttäuscht Vorwürfe zu machen, haben wir uns entschieden, dass wir es einfach probieren, und wenn es zu schwierig wird, einfach umzukehren.
    Als Deadline, oder Point Of No Return machte ich ein Zeitfenster von 4 Stunden auf, sollten wir bis dahin kein Land sehen, dann müssen wir zurück, und ansonsten weitergehen...

    Ich kallibrierte mein GPS-Gerät nochmal und los ging es.
    Ich bestimmte in etwa die Richtung, die wir einschlagen müssen.
    Nicht steil direkt hinunter, dort hatte sich schon mal jemand fast tödlich geirrt, weil er dachte, man könne einfach über die Schotterlawinen in die Schlucht hineinrutschen, das Problem war dann, dass es einfach irgendwann nicht mehr weiterging und auch nicht zurück. Ein Franzose hatte sich hier in einer ähnlichen Situation angeblich aus Verzweiflung das Leben genommen.
    Also nicht herunter, sondern erst mal ein Stückchen den Hang queren.

    Als Orientierungspunkt machte ich ein größeres Gestrüpp an einer Hangkante aus.
    Und siehe da, das war genau die Richtung in die mich der GPS-Track wies, dem wir folgten.
    Das Vorankommen war deutlich leichter und sicherer als ich befürchtet hatte, denn auf dieser Hangseite befand sich nicht nur loser Schotter, sondern die Route führte uns über blanken, sicheren Fels, was sehr angenehm und beruhigend war.

    Als wir dann sogar noch so etwas wie einen Pfad fanden, stieg die Motivation wieder mit jedem Schritt.
    Wir waren dann auch schnell aus dem Blickfeld, der auf dem Sattel rastenden Wandergesellschaft.

    Der „Weg“ war erstaunlich klar, und wir gingen exakt auf der GPS-Spur meines „Vorgängers“
    Und nun kam mir plötzlich alles vertraut vor, den ich hatte vom oberen Teil eine Wegbeschreibung im lefka-ori.com Forum gelesen.
    Diese war Teil einer anderen Tour, die über Berggräten westlich der Samaria-Schlucht bis nach Agia Roumeli führt. Ebenfalls eine sehr verlockende Tour und wohl auch nicht wesentlich einfacher.

    Diese Beschreibung jedenfalls half enorm, so orientierte ich mich an zwei Hügeln, die südöstlich auftauchten und die man laut Beschreibung überqueren sollte.
    Die Richtung zeigte mein GPS ebenfalls als richtig an.

    Auf dem zweiten Hügel, sahen wir nun auf die Mitato Tzatzimou, einer Hirtenbehausung hinab.
    Ja, die Hirten schienen sogar da zu sein, ich nahm eine Gestalt war und auch zwei Stimmen.
    Da es sonst so unglaublich still war, hätte ich sie sogar verstanden, wenn mein Griechisch besser gewesen wäre, jedenfalls glaubte ich das.

    Sie haben uns wohl auch gesehen, was sie wohl über uns gesagt haben. Vermutlich: „das sind sie wieder , die verrückten Germanos.
    Mir gab das ein gutes Gefühl, weilwir nun wussten, dass uns jemand wohl gesehen hat.

    Die Mitato lag allerdings nicht auf unserem Weg, von hier mussten wir uns steil nach Süden wenden.
    Wir machten hier einen Handyempfangstest, der positiv war, Markus rief mich auf meinem Handy an und es klingelte, sehr beruhigend.
    Er schrieb dann noch eine SMS, ich drängte ihn dann aber zum Aufbruch, weil wir uns einfach keine unnötigen Pausen erlauben durften.

    Hier platze eine unserer Coca-Cola Flaschen an Überdruck und die andere teilten wir uns dann, bevor diese auch noch explodiert..

    Als nächstes passierten wir eine Ruine, auch von dieser hatte ich gehört, und auch die Wanderführerin von vorhin, hatte diese erwähnt, so wussten wir doppelt und dreifach, dass wir richtig sind.
    Wir kamen bis hier her schnell voran und hier habe ich zum ersten Mal wieder gedacht, wir packen das !

    Bei der Ruine verloren wir unseren Pfad, und wichen auch etwas vom GPS-Track ab, wenn auch nur wenige Meter.

    Ich weiß allerdings nicht, ob es in diesem Abschnitt wirklich einen klaren Pfad gibt.

    Jedenfalls wurde es ab hier deutlich unangenehmer, es wurde wegen der Kiefern unübersichtlicher und wir mussten recht steil bergab. Allerdings gab es zwischen den Bäumen und Dornen auch immer wieder Ziegenpfade, so dass wir ohne größere Gefahr abstiegen.
    Ab und an musste ich hier unseren Weg korrigieren, hier war der GPS-Track sehr wichtig und hilfreich.

    Wir hielten grob auf einen Hügel zu, zwischen den Steilhängen des Volakias und der Schlucht, dieser Hügel war auffällig geformt, wie eine Melone und mit großen, wenn auch etwas kargen Kiefern bedeckt.

    Eine große Rinne versperrte uns hier den Weg, allerdings führte uns das GPS eh daran entlang nach Süden.
    Und nun sahen wir auch schon den nächsten Orientierungspunkt: der Grat.


    Teil 2 folgt, Bilder Folgen

  2. #2
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Hall Flo,
    großartige Beschreibung! Auf die Fortsetzung und die Bilder bin ich schon sehr gespannt.
    Archaria

  3. #3
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Hallo Flo...supertoll, was ihr da angegangen seid!!!
    Offenbar zum Glück heil wieder zurück!!!
    Die detaillierte Beschreibung fordert natürlich so manchen zum Nachmachen auf, ich denke, du wirst genügend Warnsignale von dir geben und abraten...

    Gruß Marion

  4. #4
    Avatar von Inke
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Hallo Floh,
    spannende Sache eure Wanderung. Bin gespannt wies weiter geht.
    Inke


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  5. #5
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Würde sie jederzeit gehen. Aber nur mit GPS und wenn mich jemand begleitet der sie schon mal gegangen ist.

    Gibt es eigentlich keine Führer ?

    Gruß und Dank für die spannenden Zeilen.

  6. #6
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Zitat Zitat von wuestenazur Beitrag anzeigen
    Würde sie jederzeit gehen. Aber nur mit GPS und wenn mich jemand begleitet der sie schon mal gegangen ist.

    Gibt es eigentlich keine Führer ?

    Gruß und Dank für die spannenden Zeilen.
    Der EOS macht wohl diese Tour ab und an, das ist der griechische oder kretische Bergsteigerverein.
    Ich bin sie auch deshalb ohne Führer gegangen, weil ich selbst führe und nur so wirklich lerne, mich dort zurechtzufinden, zudem hab ich dort zum ersten Mal die Möglichkeiten meines GPS wirklich ausreizen können, alles wäre nur bedingt möglich, wenn ich jemandem hinterherlaufe

    @n Marion: ich rate natürlich niemandem davon ab.
    Der Bericht spricht für sich, es sind schon Menschen in der Schlucht umgekommen, andere haben nur durch Glück überlebt, aber ich denke allen war gemeinsam, dass sie leichtsinnig und unvorbereitet hineingegangen sind, oder eben versehentlich, wie ein polnisches Pärchen, was eigentlich in die Samaria-Schlucht wollte
    Trotzdem ist die Schlucht machbar, man muß fit sein dafür, man muß sich vorbereiten, dass man weiß, wo man sich befindet, das GPS ist zusammen mit dem Track wunderbar, aber das Ding kann ja auch kaputtgehen, oder was ist, wenn einer sich schwerer verletzt....
    Vom Gelände her ist es nicht schwerer und gefährlicher als so manch andere Querfeldeintour, im Gegenteil, ich hatte nicht den Eindruck, dass hier sonderlich große Steinschlaggefahr herrscht, und meist läuft man über festem Boden oder Fels die Gefahr ist, dass man vom richtigen "Weg" abkommt, zu dem es kaum Alternativen gibt und sich überanstrengt, wenn man mehrfach falsch läuft. WENN man richtig läuft gibt es keine wirklich gefährliche Kletterei und man braucht auch kein Seil.

    Hier Teil 2:

    Meinen Recherchen zu folge mussten wir diesen Grat einfach nur und bis zu seinem Ende folgen und dort in das eigentliche Flussbett absteigen.
    Die Tripiti hat zwei quasi unpassierbare Seitenarme, der Trick ist, dass man zwischen ihnen auf bzw. absteigt.
    Soweit die Theorie.
    Praktisch konnten wir aber auch problemlos diesen Grat erreichen.
    Ein gutes Gefühl, so schnell hier hin gelangt zu sein und ohne größere Abweichungen von der Spur.
    Bisher mussten wir kein einziges Mal umkehren und einen anderen Weg suchen.

    Noch besser war, dass wir hier plötzlich auf Steinmännchen trafen, also hatte hier jemand den hoffentlich richtigen Trail markiert.
    So langsam glaubte ich, dass wir heil aus der Geschichte herauskämen.
    Wir folgten also dem Grat. Es ist wunderschön hier, große knorrige lebendige Bäume, ab und an steht auch ein toter, bizarr verrenkt, stumm wie ein Mahnmal herum.
    Schroffe, und dann wieder schöne riesige Felsen, an denen wir uns langsam entlang oder darüber hinweg, voran arbeiten.
    Der Grat wird immer schneidiger und steiler.
    Ab und an finden wir einen echten Pfad oder eine Markierung. Das ist vor allem eine Motivationshilfe, weil man einfach bestätigt bekommt: hier bist du richtig.
    Das ist extrem wichtig, es ist allerdings nicht so, dass man den Markierungen folgen kann, dazu sind sie zu selten.
    Manchmal hilft hier nur das GPS, weil ich dadurch feststellen kann, ob der jehnige einen unüberquerbaren Felsen rechts oder eher linksherum umgangen hat.
    Das hat uns viel Zeit und Kraft erspart.
    Ohne dieses Hilfsmittel würde man garantiert das eine oder andere Mal vor einer unübwindbaren Steilwand stehen.
    Das erste Stück ist recht klar, und einfach zu gehen, und man denkt sich manchmal, warum alle so ein Aufheben um diese Schlucht machen, und man denkt, das man den Grat spielend überwinden kann und schwupps ist man unten und hat es geschafft.
    Dem ist leider dann doch nicht so.
    Der Grat wird zunehmend unübersichtlicher, die Hindernisse immer höher, die man umgehen muss, der Pfad, wenn einer da ist, ist manchmal nicht mehr als fußbreit.
    Der Grat windet sich nach Westen und fängt an heftig zu fallen, nicht allmählich, sondern es geht mal richtig steil runter, dann wieder eine Zeit lang flach.
    Es zieht sich hin, viel länger als man anfangs denkt.
    Zudem muss ich nun alle 10 m, das GPS herausholen, um zu bestimmen, wo wir lang müssen, manchmal nehme ich auch die Gefahr auf mich auf und laufe vorsichtig mit dem Gerät in der einen Hand und verfolge unser Vorankommen auf dem Display.
    Zum Fotografieren habe ich daher keine Zeit, das macht in der Zwischenzeit Markus.

    Wir machen nur kurze Trinkstopps, weil ich den Grat gerne schnell hinter mir habe, eine größere Pause können wir uns hier nicht leisten, denke ich, zudem wird es immer wärmer, Gott sei dank ist es auf dem Grat sehr schattig. Der Duft der Kiefern ist betörend, irgendwie verführerische einschläfernd.
    Es ist sehr still und man hat das Gefühl, dass es hier keine Lebewesen außer uns gibt, vielleicht verstecken sie sich...

    Irgendwann kommen wir zu einem auffälligen Stein, Felseinschnitt, den ich schon auf Fotos gesehen hab, über diesen muss wohl jeder herüber gehen und zwar von West nach Ost, dahinter beginnt ein steiler etwas rutschiger Abschnitt.
    Eigentlich dachte ich, nun geht es langsam mal herunter ins Flussbett, denkste
    An einer Stelle ist das Flussbett so nah (ich glaube aber das war noch vor dem Stein), das verlockt einen hier herunterzuklettern, zumal das glaube ich auch relativ problemlos ginge.
    Das tückische ist wohl, dass wenn man hier herunter geht, im Seitenarm landet, der vermeintlich einfach zu gehen ist, und es wohl auch ist, aber irgendwann wird man hier wohl auf einen unpassierbare Stelle stoßen wird, wohl ein ausgetrockneter Wasserfall von 30m, hab ich gehört.

    Vielleicht, sollte ich diese Tour nochmal machen, könnte man das auskundschaften, vielleicht gibt es wirklich einen alternativen Abstieg.
    Aber beim ersten Mal ließen wir lieber die Finger davon, wir wurden ja genau vor so etwas gewarnt.
    Also weiter und weiter....
    Der Weg ist nun klarer, aber auch umso rutschiger.
    Trotzdem muss man nie richtig klettern, bzw. anseilen.
    Ein kleines Seil hatten wir mitgebracht, ohne dass ich irgendeine Erfahrung damit hätte....
    Aber wir dachten, es könnte uns vielleicht doch nützen....
    Ab und an muss man die Hände einsetzen, aber richtige Adrenalinschübe hab hier nicht bekommen.
    Es ist alles relativ sicher, aber jeder Schritt muss wohlüberlegt sein und manchmal rutscht ein Stein unter dem Fuß weg. Mehr als ein paar Schrammen haben wir uns an dieser Stelle aber nicht geholt und nie war es wirklich gefährlich oder richtig unangenehm.

    Irgendwann kommt man am Ende des Grates an, es geht nun deutlich und steil nach unten, kurz vor dem Ende wechselt man noch einmal von der Westseite zur Ostseite des Grates.
    Schließlich landet man ziemlich erschöpft aber glücklich im Flussbett.
    Diese Ausstieg bzw. Einstieg markiert ein auffälliger toter Baum. Wir befinden uns nun auf ca.850 m über dem Meeresspiegel, d.h. Wir haben die Hälfte der Höhenmeter vom Giglios-Sattel gerechnet
    überwunden

    Erste Jubelschreie kann und will ich hier nicht unterdrücken, ein Shake Hands auch.
    Das schwerste Stück ist geschafft,
    Sofort suchen wir uns einen Schattenplatz.
    Ein Toter Baum dient uns als Bank. Nun machen wir uns über unseren Proviant her, es gibt Oliven, Graviera, getrocknete Tomaten, etwas (zu) hartes Brot, Nüsse, Feigen und Datteln. Herrlich.
    Und jede Menge Wasser, wir haben noch mehr als genug.

    Ich trinke eine Packung Almora, das mir meine liebe Kollegin Ana, die für Neckermann Wanderführungen macht, vor allem die Samaria-Schlucht, ans Herz gelegt hat.
    Und es hilft tatsächlich gegen die schleichende Erschöpfung, zumindest wirkt es mental aufputschend.
    Wir haben es nun ca. 14:45 Uhr , d.h. Wir haben nur knapp 5 Stunden für den oberen Teil gebraucht.
    Genau das hatte ich erhofft. Denn wenn wir es nach Sougia noch schaffen wollen, müssen wir so um 18:30 am Meer sein. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das vorstellen.
    Ab hier habe ich eine Beschreibung eines Guide-Book: Kreta, der Westen, von Reise-Know-How
    Der spricht von nur 3 Stunden ab hier.
    Allerdings traue ich diesem Buch nicht, was Zeitangaben betrifft, der Autor ist z.B. der Meinung, dass man die Strecke Agia Roumeli.Sougia in 8:15 Gehzeit schafft, das halte ich schlichtweg für Unfug. Wenn dann ist der Autor den Weg ohne Gepäck und mit Jogging Schuhen gelaufen.
    Solche Angaben sind schlichtweg gefährlich für die Leser.

    Na ja, wie auch immer, machbar müsste es nun trotzdem sein, denken wir.
    Was folgt ist Schotter, Schotter, Schotter, großer Schotter, kleiner Schotter, feiner, runder, glatter eckiger, rollender: SCHOTTER

    die beiden Schotterflüsse vereinigen sich kurz nach unserer Pause zu einem großen Schotterfluss.
    Er floss sicher lange nichts mehr, man kann sich auch nicht vorstellen, dass er im Frühjahr Wasser führt. Vielleicht fließt ja auch der Schotter: Ta panta rei !

    Es ist wie eine große Steinwüste.
    Die Schlucht ist hier enorm breit, daher wirken die Steilwände gar nicht mal so imposant, allerdings haben die müden Augen schon genug gesehen, und eigentlich will man hier noch durch.

    Am Anfang geht es noch beschwingt, aber nach etwa einer Stunde höre ich auf zu denken und zu sprechen, manchmal würge ich noch ein Wort hervor, Markus kann anscheinend noch

    Am einfachsten geht es im feinen Schotter, das ist mal eine Erholung für die inzwischen wunden Füße. Das dauernde bergab klettern, da hilft auch das beste Schuhwerk nichts, auch wenn sie mir mittlerweile wie ein zweite Haut vorkommen und ich ihr Gewicht (schwere Alpinstiefel) nicht mehr spüre mittlerweile.

    Na ja, jedenfalls ist es nun ätzend, und die Nachmittagssonne knallt gnadenlos, an den Rändern gibt es zwar zunehmend Schatten, aber der weiche Schotter ist, wenn es ihn gibt verlockender.

    Die Schlucht zieht sich ins unendliche, sie ist wie der Schatten der Milchstraße, eine gnadenlose Projektion, während da oben über unseren Köpfen, jetzt nicht sichtbar, Milch fließt, fließt hier heißer widerwärtiger Schotter.

    Das obere Stück war übrigens nur ein Viertel der Gesamtschlucht, dafür aber mehr als die Hälfte der Höhenmeter ¾ ist sich allmählich nach unten windender Schotter.

    Ab und an wird es netterweise durch 10-20 m Steilabfälle unterbrochen, diese kann man mehr oder weniger leicht umgehen.
    Die erste Steilstufe hat eine schöne Umgebung durch schattigen, der samtweiche Nadelboden küsst hier die armen Füße.
    Hier könnte man sicherlich am besten campieren, wenn man es muss oder möchte, wir müssen und wollen nicht.

    Die nächsten Umgehungen sind weniger schön, wenn auch nicht wirklich schwierig, in unserem körperlichen und mentalen Zustand aber einfach nur anstrengend.

    Die Beschreibung des Reiseführer ist natürlich Nonsens.
    Allerdings kann man sich hier auch nicht mehr verirren, das GPS ist nicht mehr nötig, außer um ab an erschreckt festzustellen, wie weit es noch ist. Der Satellitenempfang ist hier in der Tiefe der Schlucht manchmal gestört.
    Wir legen nur kleine Pausen ein, ich ziehe mir noch ein mal das Almora rein, herrlich, es schmeckt nach Gummibärchen.
    Die Schlucht wird nun imposanter, richtig beeindruckend, ich hab nur leider keine Augen dafür mehr, ich will nur noch Meer, aber auch nach 3 Stunden will und will es nicht kommen, noch ne Kurve, noch ne Kurve, man meint ab und an einen Hauch von einer Meeresbrise zu spüren, das macht Hoffnung und tut gut.
    Irgendwann stolpern wir an einer riesigen Höhle mit einer mehr als 10 m hohen Tropfsteinsäule vorbei, hier halten wir noch einmal inne und knipsen uns vor diesem Spektakel.
    Und dann kommt ein Zaun, und endlich der sonnenverwöhnte Berg des Prophitis Illias.
    Diese letzten Meter kenne ich von meiner E4Küstenwanderung.

    Mein Handy klingelt: Hapimag
    „Ja wir haben hier jemand, der möchte ne Massage, wann hast du Zeit“
    ich denke; du Arsch !
    „Ja ja, übermorgen, ich kämpfe hier gerade um Überleben, ich hab keine Zeit, sorry, nein, ich kann mir die Appartmentnummer nicht aufschreiben...ciao“

    Wir haben also wieder Empfang, schön.
    Kurze Zeit später, erneut ein Klingeln.
    Diesmal ist es Josef Schwemmberger, der uns just erreicht in dem Moment , wo wir die für diese Schlucht unverschämt kleine Bucht mit dem verlockend blauen herrlichen Wasser betreten. Er erkundigt sich wie es uns geht und ich kann ihm frohe Kunde geben. Einfach toll, dass es solche Menschen gibt!

    Jetzt nur noch beten, dass die Nummer von Kapitän George aus Sougia stimmt und er Bock hat uns abzuholen.
    Die Alternativen wären, hier in der Kapelle am Strand zu übernachten und sich morgens in aller Früh nach Sougia zu schleppen oder jetzt ohne Pause weiter, hier die nächsten 400 m Schotter hoch und dann noch weitere 2 Stunden nach Reise Know How oder realistischere 4 Stunden nach Sougia zu gehen.
    Wir waren ja so schlau und haben Taschenlampen mitgenommen, aber irgendwie haben wir keine Lust auf Nachtwanderung und einigen uns, dass wir für die Bootsfahrt nach Sougia 100 Euro mit einem müden Lächeln auf den Tisch legen würden.
    Es wartet schließlich ein Dusche, die Taverne und das Länderspiel Deutschland gegen Dänemark, sowie 5 Liter Wasser, Bier, Cola und anderes auf uns.

    Na ja, und siehe da am Strand angekommen, erreiche den Captain George, der uns in 20 Minuten abholen wird und sogar nur 60 Euro haben will. Genial ! Es ist 18:30
    Ich hole die Tripiti-Survivor-Ketten heraus, die ich extra bei Stavros, dem Töpfer von Asomatos habe anfertigen lassen und streife sie Markus über, der mich vor Rührung in die Arme nimmt.
    Ein Blick auf den Trip-Computer meines fantastischen GPS verrät folgende Daten:

    26,2 km
    12,5 Stunden
    ca. 2600 Höhenmeter

    Captain George kommt ungriechisch pünktlich und in rasanter Fahrt geht’s nach Sougia.
    Glücklich fahren wir an der Steilküste den Weg entlang, der uns erspart geblieben ist
    Danach gibt es schließlich eine Dusche, die Taverne und das Länderspiel Deutschland gegen Dänemark,was wir 2:1 gewinnen und 5 Liter Wasser, Bier, Cola.....

    Die für den nächsten Tag geplante Rückwanderung wurde storniert!

  7. #7
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Gratulation zu dieser tollen Tour, zu dieser Leistung. Vielen Dank auch für die Beschreibung, war sicher auch eine längere Aktion ,einen so langen und spannenden Bericht zu erstellen.
    Ich hätte allerdings noch eine Zwischenübernachtung eingelegt, dann kann man solch dramatische Landschaft richtig genießen, man macht eine solche Tour ja nicht regelmäßig. Auch den Rückweg nach Sougia hätte man dann als Wanderung machen können. (Captain George kann auch nicht immer!)
    Musste denn auf der Kallergihütte übernachtet werden? Das war doch, wie Du selbst geschrieben hast, ein großer Zeitverlust!
    Mit GPS-Tracks habe ich auf Kreta auch schon sehr gute Erfahrungen gemacht, das Gerät darf natürlich nicht ausfallen und Ersatzbatterien sollten immer zur Hand sein.

    Nochmal Danke für Deinen aufregenden Bericht, vielleicht gehe ich diese Tour auch noch, natürlich mit Deinen Schilderungen als "Wanderführer Tripiti" im Gepäck.

    Grüße von Scheuchenberg

  8. #8
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Im Prinzip kann man, und das schreibe ich aus Erfahrung (Schlucht mittlerweile zweimal gegangen), für diese Tour fast nicht genug Warnungen hinzufügen:
    Die Tripiti-Schlucht ist sicher die schwerste der begehbaren Schluchten. Das Gelände auf dem Grat besteht oftmals aus lockerem Geröll; ein falscher Schritt kann fatale Folgen haben. Und es gibt eben nur eine Möglichkeit runterzukommen, und da entscheiden eben oftmals wenige Meter. Fehler kosten immens viel Zeit und die hat man ggf. nicht. Die Temperaturen können hoch sein und blöderweise kann sich das Wetter in dieser Region schnell ändern.
    Ich würde (und das habe ich auch bei Flo getan) abraten, ohne Führer zu gehen. Eine absolute Fitness, eine super Vorbereitung, eine solide Kenntnis des Geländes (also der westlichen Weißen Berge) und einen absolut wasserdichten GPS-Track sind sowieso selbstverständlich. Man sollte eben auch daran denken, dass es auf Kreta keine Bergwacht gibt, die einen rausholt, sondern ggf. nur sehr wenige Leute, die sich in diesem Gebiet auskennen.
    Der EOS bietet diese Tour im Rahmen seines Ausflugsprogramms - aber auch da nur für ausgewählte Personen (und das will schon etwas heißen!) - gelegentlich an; man kann auch gezielt danach fragen, wenn man vor Ort ist. Das ist meines Erachtens nach die einzige empfehlenswerte Version.
    Es sieht vielleicht danach aus, aber ich will mit meinen Zeilen niemanden "vergraulen" sondern sensibilisieren. Die Region um die Tripiti-Schlucht verzeiht keine Fehler....

    Viele Grüße
    Simon

  9. #9
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Ich moechte das, was Simon sagt, nochmal unterschreiben.

    Ich rate zwar niemandem ab, die Tour zu gehen, aber eben am besten mit jemand gehen, der sie schon mal gegangen ist.
    Und wenn das nicht geht, dann perfekt vorbereitet, wie in meinem Erlebnisbericht beschrieben.
    Dieser Bericht hier reicht keinesfalls um die schlucht zu gehen, es sind nur Eindruecke, sicher ist das eine oder andere auch nuetzlich, aber es sind subjektive Eindruecke.

    Google Earth ist durchaus hilfreich, um einen Eindruck von der Gegend zu bekommen, das hilft dann durchaus sich zu orientieren,
    Allerdings im Detail hilft es garnix, weil hier unpassierbares einfach ausschaut, und dieses hat auch schon mal jemand in Tripiti fast mit dem Leben bezahlt.

    Ohne GPS und GPS Kenntnisse geht schon mal garnix
    und der GPS-Track den muss man haben

    Das nächste Mal werde ich auch in der Schlucht uebernachten, a ) um es mehr zu geniessen und b) um etwas mehr auszukundschaften

  10. #10
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Vielen Dank für deinen Bericht, Flo...nun weiß ich schon mal, dass die diese imposanten Eindrücke anderen überlassen werde..gibt zum Glück noch Vieles für "meine Verhältnisse"... wenn du möchtest, rück doch noch ein paar Fotos raus, das wär schöön!!

    Gruß Marion

  11. #11
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Vorgestern nun endlich konnte ich diese Tour in Angriff nehmen.
    Ich hatte schon im Winter angefangen Informationen über die Tripiti-Schlucht zu sammeln.
    Es ist etwas mühselig, zudem diejehnigen, die sie schon gegangen sind ,etwas vorsichtig mit der Weitergabe der Informationen sind, was ich für sehr verantwortungsbewusst halte.
    Trotzdem ist man, wenn man sich das nun einmal in den Kopf gesetzt hat, nun mal für jede Information und Hilfe dankbar.

    Das Problem war nur, geeignete Mitstreiter zu finden, da mir klar war, dass es lebensgefährlich ist, diese Tour alleine zu unternehmen.
    Leider hat der, der überhaupt die Idee hatte und mich heiß gemacht hatte, die Tripiti-Schlucht zu gehen kurzerhand aus diversen Gründen einen Rückzieher gemacht.
    Der anderen, einer portugiesischen Skilehrerin, war es plötzlich zu heiß.

    Aber glücklicherweise begeisterte sich ein Gast aus meinem Hotel, wo ich als Wanderführer arbeite für diese Idee.
    Und fragte mich kurzerhand, ob er mitkommen dürfe.
    Ich habe ziemlich lange gezögert, der gute Mann war schließlich schon 63, aber wie sich herausstellte topfit, ein Schweizer, ein Touren-Ski-Geher und Marathonläufer und sah auch so aus.
    Dann hat er sich auch noch bei einer meiner Wandertouren als guter Kletterer bewiesen, so nahm ich ihn schließlich mit, nachdem ich ihm die Gefahren und Ungewissheiten dieser Tour dargelegt hatte und ihn das trotzdem nicht abschreckte.
    Drei hätte ich besser gefunden, aber zu zweit konnten wir es wagen.

    Eigentlich hatte ich vor, die Schlucht von unten nach oben zu laufen.
    Also von Sougia starten, eine Nacht in der Tripiti-Schlucht verbringen und am nächsten Morgen den Aufstieg zu versuchen.
    Das ging aber wegen der Fährverbindungen nicht, weil erst ein Boot um 17 Uhr von Agia Rouemli nach Sougia ablegte, und ich wollte nicht im Dunkeln laufen, außerdem hatte ich nur 3 Tage Zeit für die ganze Geschichte.
    Planänderung: wir wollten nun die Samaria-Schlucht hoch laufen und dann die Tripiti-Schlucht wieder herunter.
    Auch das fiel aber ins Wasser, bzw. in den Wind, weil es plötzlich Windstärke 8 gab und es unklar war, ob die Fähren an der Südküste überhaupt fahren.
    Im Nachhinein können wir froh sein, dass dann nur noch die Variante blieb:

    Zur Omalos-Hochebene mit dem Auto (von Plakias) hochfahren, dann in der Kallergi-Hütte schlafen und in aller Frühe zur Xylo Skalo herunter und dann auf den Giglios-Sattel aufsteigen und von dem dann in die Tripiti-Schlucht hinabsteigen.

    Der neue Plan hatte viele Vorteile.
    Erstens konnten wir die Tour ausgeruht, wenn aber auch ein bisschen „kalt“ beginnen.
    Zweitens mussten wir so keine Schlafsäcke etc. mitschleppen, weil es geplant war, nun das ganze in einem Rutsch bis Sougia zu schaffen.
    Drittens, und das ist vielleicht das wichtigste, man kann bis kurz vor dem Sattel fast ohne Wasser (Gewicht) hochsteigen und dann seine leeren Behälter an der Linoseli-Quelle mit frischem Quellwasser füllen und auch schon dort viel trinken und erfrische n, dann ist es nur noch ne etwas anstrengende halbe Stunde hoch schleppen, und dann beginnt schon der Abstieg.

    Andersherum wäre das ein Problem gewesen, es gibt zwar in der Tripiti-Schlucht eine Zisterne, aber die Qualität ist in jedem Fall schlechter und unsicher. Oben beim Fort gibt es eine gute, aber nur tröpfelnde Quelle, bei der man nie weiß, ob sie nicht vollkommen versiegt ist.

    Wir fuhren also nach Omalos.


    Dort hielten wir bei der Tzanis-Höhle, mein nächstes Projekt.
    Ich hatte schon viel darüber gelesen, um diese Höhle ranken sich Legenden.

    Es ist quasi das natürliche Abflussrohr der Omalos-Hochebene, im Frühjahr schmilzt der Schnee und fließt hier ab, als wenn man bei einer Badewanne den Stöpsel zieht, gib es auf Kreta überhaupt echte Badewannen ?
    Eine unterirdische Schlucht sozusagen, die noch immer nicht vollständig erforscht ist, eine französische Expedition ist wohl 2 km weit und 500 m tief in dieses Höhlensystem eingedrungen, ein Ende war nicht abzusehen.
    So nutzte ich die Gelegenheit, um da mal reinzuschnuppern und zu gucken, was ich für eine mögliche Expedition benötige um tiefer vorzudringen.

    Ich muss sagen, das ganze sieht vielversprechend aus, man kommt zwar nur etwa 100 m weit ohne Seil, aber ich konnte schon mal in die nächste Kammer lurken und was ich da sah und bis dahin gesehen habe: unbeschreiblich:








    Zurück zu Tripiti:
    Wir stiegen also am frühen Abend zur Kallergi-Hütte (ca. auf 1600 m Höhe) auf, nachdem wir das Auto an der Xylo Skalo abgestellt hatten.
    Der Aufstieg dauerte etwa eine Stunde und ist recht einfach.
    Die Hütte ist beeindruckend, man hat einen genialen Blick von weit oben steil in die Samaria-Schlucht hinein, es sieht sehr gemütlich drinnen aus, man denkt man wäre in einer Berghütte in den Alpen.

    Nach einem hervorragenden Abendessen (auch für meinen vegetarischen Mitwanderer: Markus) zusammen mit einer netten holländischen Wandergruppe, die just den Melidanou bezwungen hatten, haben wir uns mit Josef Schwemmberger, dem Hüttenvater, beratschlagen.

    Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar war, für die Art und Weise, wie er uns geholfen hat.
    Er hat sich angehört, was wir vorhaben und wie wir uns vorbereitet haben und hat dann entschieden, dass er uns das zutraut, trotz der Gefahren, die er nochmal benannt hat.
    Ausschlaggebend war für ihn letztendlich, dass wir den GPS-Track der Wanderung hatten und ich auch angab, damit umgehen zu können.

    Das war sehr wichtig für uns, weil wir natürlich nicht ohne Zweifel waren und Demotivation oder Angst machen uns sicher wenig geholfen hätten.
    So konnten wir uns mit einem guten Gefühl auf den Weg machen, mit Respekt, aber ohne Angst.
    Zudem haben wir vereinbart, dass wir uns bei ihm zurückmelden zu einem bestimmten Zeitpunkt, andernfalls versprach Joseph die Rettung einzuleiten, er hat für diesen Fall auch einen Helicopter. Dieser war allerdings gerade in Wartung/Reparatur in Athen und sollte aber schon am übernächsten Tag wieder einsatzbereit sein.
    Vor fast genau einem Jahr haben sie mit dem Helicopter jemandem gerettet, der bei der Besteigung des Castro beinahe verdurstet wäre, nach 3 Tagen haben sie ihn nackt (er hatte sich wegen der Hitze vollkommen entblößt) aber lebendig gefunden.

    Nachdem alles geklärt war, Telefonnummern getauscht waren, brachen wir am nächsten morgen früh auf, allerdings erst um 6:10 statt wie geplant: 5:30, weil man so früh morgens dann einfach doch nicht so schnell ist und wir gemütlich frühstücken wollten.

    Dann haben wir den ersten Fehler gemacht, und zwar sind wir nicht wie beim Aufstieg den Pfad von bzw. zur Xylo Skalo gelaufen, sondern die Fahrstraße, wir dachten, wir sparen so etwas Energie, aber im Gegenteil, es dauerte etwa doppelt so lange wie über die Abkürzung (1,5h statt 45 min) und es war ein langweiliger und wegen dem Schotter auf dem Weg anstrengender Auftakt (ca, 500 Höhenmeter von 1600 auf 1131m), so dass ich zumindest schon an der Xylo Skalo (1230m) vollkommen fertig und vorallem demotiviert (schließlich waren wir ja im Prinzip keinen einzigen Meter vorangekommen und wieder beim Auto angelangt) war. Markus gings offensichtlich nicht so schlecht, wirkte aber auch ein wenig müde.
    Das schlimmste war für mich, dass nun sogar die Samaria-Touris schon anrollten, um uns herum plötzlich Busse voller Neckermänner, die sich auf einen gemütlichen Spaziergang einrichteten.
    Es gehen in der Hochsaison ca.3000 Menschen täglich diese Schlucht, sie werden größtenteils aus dem Norden herangekarrt und laufen dann in einer sich dahinziehenden Schlange durch die Samaria-Schlucht. Es mag trotzdem toll sein, aber diese Aussicht hat mich bis heute davon abgehalten, diese Tour zu machen (genauso wie Knossos) und das obwohl ich 30 Jahre schon Kreta komme.
    Aber irgendwann.....

    Wir tranken dann ,zusammen mit den Neckermännern, noch einen (teuren)griechischen Kaffee, der half, aber ändere nichts daran, dass wir unserem Zeitplan schon fast 2 Stunden hinterherhinkten. Wir haben dann noch unnötiges Gwicht im Auto verstaut und nun gig es endlich wirklich lios.

    Dann aber wurden wir für den unschönen Auftakt schnell entlohnt.
    Der Aufstieg zum Giglios Sattel ist herrlich, ein treppenartiger Weg führt rasch hinauf, der Blick in die Samaria-Schlucht zurück ist der unglaublich imposant. Und mit jedem Höhenmeter hatte man nun auch das Gefühl, endlich seinem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen.

    Es wehte ein angenehmes Lüftchen, fast schon zu wenig, weil es langsam heiß wurde, aber besser als der Sturm vom gestrigen Tag, den ich eigentlich auch hier befürchtet hatte.
    An den letzten Schlecken Schnee vorbei sind wir dann durch eine Mondlandschaft gelaufen über steile Serpentinen.
    Kurz bevor es aber richtig steil und mondartig wurde kamen wir durch ein riesiges Felsentor, es fehlte nur das Schild: „Willkommen in Tripiti, Eingang zur Hölle“ oder so etwas.


    Etwa 10 Minuten später dann die erhoffte, oder bzw. erwartete Erfrischung.
    Die Linoseli-Quelle.
    Hier tranken wir erst mal ausgiebig glasklares kühles Quellwasser und füllten unsere (leer mitgebrachten) Flaschen. Ich probierte meinen neuen Wassersack aus, den ich bei Globetrotter in Berlin gekauft hatte. Ich hatte ihn nie vorher ausprobiert, und war daher ein wenig skeptisch, so nahm ich vorsichtshalber noch 2 1,5 Liter Plastikflaschen mit und füllte den Sack zu 2/3 ca., so hatte ich dann insgesamt 7 Liter, das sollte doch reichen oder etwa nicht.....
    Mein Kamerad nahm ca. 5 Liter mit, dazu hatten wir uns noch 2 Coca-Cola Flaschen (leider Glas) vom Hüttenvater mitgeben lassen.
    Ich nehme immer eine Coca Cola mit bei solchen Touren, als Belohnung.

    Hinter uns trudelte eine (französische) Wandergruppe ein, die heute den Giglios(über 2000m) besteigen wollte, eigentlich wollten wir uns lieber schnell vom Acker machen, aber Markus musste ja unbedingt jedem erzählen, wo wir hinwollten und so fiel das Wort Tripiti, und das machte leider die Wanderführerin auf uns aufmerksam.
    Ich glaube sie war Griechin, vielleicht aber auch Französin.
    Nun ging natürlich die Diskussion von vorne los, wie wir vorbereitet sind etc., die Gefahren etc.
    Mich nervte das ziemlich jetzt, denn uns rannte nun auch die Zeit davon.
    Im Prinzip war es ja ihre Pflicht, aber....
    Jedenfalls machte ich ihr schnell klar, dass wir schon alles mit Joseph auf der Kallergi Hütte durchgekaut haben, das schien sie etwas zu beruhigen und sie hat uns dann auch gehen lassen, weil auch sie unser Zeitproblem erkannte, als ich ihr eröffnete, dass wir zumindest das Meer erreichen wollten (Sougia, etwa nochmal über 3 Stunden weiter, hab ich vorsichtshalber mal gar nicht erwähnt).
    Wir fragten dann, wie lange wir denn ungefähr brauchen würden, wenn wir den Weg „gut“ finden würden.....
    Die Antwort war schockierend: 11-12 Stunden vom Ginglios Sattel stellte sie uns in Aussicht.
    Ich rechnete schnell hoch, dass wenn wir um 10 oben auf dem Sattel sind, dann um 21/22 Uhr an der Mündung wären.
    Bevor diese Botschafterin von Hiob noch weiter unseren Mut drücken konnte, verabschiedeten wir uns hastig.

    Nun wurde es mit dem vielen Wasser im Gepäck so richtig anstrengend.
    Der Pfad wurde immer steiler, und bestand nur noch aus fest gestampftem Schotter.

    Wir wankten dem Sattel entgegen und verloren sogar einmal den Pfad, was mir sehr peinlich war, wegen der Wandergruppe direkt hinter und, ich konnte mir ausmalen, was die Wanderführerin dachte: das schaffen die nie, die verlaufen sich ja schon hier...

    Oben auf ca. 1640 m angekommen, war ich dann fast soweit die Tour aufzugeben.
    Zwar sah es von hier aus gar nicht mal so weit zum Meer aus, aber ich wusste, dass das sehr täuscht und diese Schlucht viele Windungen macht und in Wirklichkeit sehr lang ist.


    Wir gingen ein Stück weg vom Weg, um zu beratschlagen, wir wollten auch nicht mehr mit der Hiobs-Gesellschaft nochmal in Berührung kommen.

    Wir beratschlagten uns direkt neben dem Schild, das wahrscheinlich „empfahl“, hier doch bitte nicht weiterzugehen, ich hatte keine Lust das zu übersetzen, man konnte sich ja ausmalen, dass dort einem ein verfrühtes Ableben in Aussicht gestellt wurde und das brauchte ich mir in meinem mentalen Zustand zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht geben.

    Ich teilte Markus meine Bedenken mit.
    Das Zeitproblem, es war mittlerweile schon nach 10 Uhr, nagte am meisten.
    Wir diskutierten über einen Abbruch.
    Alternativ könnte man doch den Giglios besteigen, und weil das nun wirklich etwas arg enttäuschend gewesen wäre, weil Markus dort schon war, noch den unwesentlich höheren Nachbargipfel Volakias mitnehmen....
    Oder einen Wanderpfad, am Strifomadi entlang, der irgendwie auch nach Sougia führte.
    Aber über den hatte ich mich kaum informiert, ich hatte zwar auch hier den GPS-Track.
    Wir entschieden uns letztendlich dagegen, weil ich gehört hatte, dass auch dieser Pfad Gefahren birgt und letztendlich hatte Markus den entscheidenden Gedanken: Falls wir doch Probleme bekäme, niemand würde uns auf dieser Route suchen....

    Da wir keine Lust hatte, uns später enttäuscht Vorwürfe zu machen, haben wir uns entschieden, dass wir es einfach probieren, und wenn es zu schwierig wird, einfach umzukehren.
    Als Deadline, oder Point Of No Return machte ich ein Zeitfenster von 4 Stunden auf, sollten wir bis dahin kein Land sehen, dann müssen wir zurück, und ansonsten weitergehen...

    Ich kallibrierte mein GPS-Gerät nochmal und los ging es.


    Ich bestimmte in etwa die Richtung, die wir einschlagen müssen.
    Nicht steil direkt hinunter, dort hatte sich schon mal jemand fast tödlich geirrt, weil er dachte, man könne einfach über die Schotterlawinen in die Schlucht hineinrutschen, das Problem war dann, dass es einfach irgendwann nicht mehr weiterging und auch nicht zurück. Ein Franzose hatte sich hier in einer ähnlichen Situation angeblich aus Verzweiflung das Leben genommen.
    Also nicht herunter, sondern erst mal ein Stückchen den Hang queren.


    Als Orientierungspunkt machte ich ein größeres Gestrüpp an einer Hangkante aus.
    Und siehe da, das war genau die Richtung in die mich der GPS-Track wies, dem wir folgten.
    Das Vorankommen war deutlich leichter und sicherer als ich befürchtet hatte, denn auf dieser Hangseite befand sich nicht nur loser Schotter, sondern die Route führte uns über blanken, sicheren Fels, was sehr angenehm und beruhigend war.


    Als wir dann sogar noch so etwas wie einen Pfad fanden, stieg die Motivation wieder mit jedem Schritt.
    Wir waren dann auch schnell aus dem Blickfeld, der auf dem Sattel rastenden Wandergesellschaft.

    Der „Weg“ war erstaunlich klar, und wir gingen exakt auf der GPS-Spur meines „Vorgängers“
    Und nun kam mir plötzlich alles vertraut vor, den ich hatte vom oberen Teil eine Wegbeschreibung im lefka-ori.com Forum gelesen.
    Diese war Teil einer anderen Tour, die über Berggräten westlich der Samaria-Schlucht bis nach Agia Roumeli führt. Ebenfalls eine sehr verlockende Tour und wohl auch nicht wesentlich einfacher.

    Diese Beschreibung jedenfalls half enorm, so orientierte ich mich an zwei Hügeln, die südöstlich auftauchten und die man laut Beschreibung überqueren sollte.
    Die Richtung zeigte mein GPS ebenfalls als richtig an.


    Auf dem zweiten Hügel, sahen wir nun auf die Mitato Tzatzimou, einer Hirtenbehausung hinab.
    Ja, die Hirten schienen sogar da zu sein, ich nahm eine Gestalt war und auch zwei Stimmen.
    Da es sonst so unglaublich still war, hätte ich sie sogar verstanden, wenn mein Griechisch besser gewesen wäre, jedenfalls glaubte ich das.

    Sie haben uns wohl auch gesehen, was sie wohl über uns gesagt haben. Vermutlich: „das sind sie wieder , die verrückten Germanos.
    Mir gab das ein gutes Gefühl, weilwir nun wussten, dass uns jemand wohl gesehen hat.

    Die Mitato lag allerdings nicht auf unserem Weg, von hier mussten wir uns steil nach Süden wenden.
    Wir machten hier einen Handyempfangstest, der positiv war, Markus rief mich auf meinem Handy an und es klingelte, sehr beruhigend.
    Er schrieb dann noch eine SMS, ich drängte ihn dann aber zum Aufbruch, weil wir uns einfach keine unnötigen Pausen erlauben durften.

    Hier platze eine unserer Coca-Cola Flaschen an Überdruck und die andere teilten wir uns dann, bevor diese auch noch explodiert..

    Als nächstes passierten wir eine Ruine, auch von dieser hatte ich gehört, und auch die Wanderführerin von vorhin, hatte diese erwähnt, so wussten wir doppelt und dreifach, dass wir richtig sind.

    Wir kamen bis hier her schnell voran und hier habe ich zum ersten Mal wieder gedacht, wir packen das !

    Bei der Ruine verloren wir unseren Pfad, und wichen auch etwas vom GPS-Track ab, wenn auch nur wenige Meter.

    Ich weiß allerdings nicht, ob es in diesem Abschnitt wirklich einen klaren Pfad gibt.

    Jedenfalls wurde es ab hier deutlich unangenehmer, es wurde wegen der Kiefern unübersichtlicher und wir mussten recht steil bergab. Allerdings gab es zwischen den Bäumen und Dornen auch immer wieder Ziegenpfade, so dass wir ohne größere Gefahr abstiegen.
    Ab und an musste ich hier unseren Weg korrigieren, hier war der GPS-Track sehr wichtig und hilfreich.

    Wir hielten grob auf einen Hügel zu, zwischen den Steilhängen des Volakias und der Schlucht, dieser Hügel war auffällig geformt, wie eine Melone und mit großen, wenn auch etwas kargen Kiefern bedeckt.

    Eine große Rinne versperrte uns hier den Weg, allerdings führte uns das GPS eh daran entlang nach Süden.
    Und nun sahen wir auch schon den nächsten Orientierungspunkt: der Grat.

  12. #12
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Meinen Recherchen zu folge mussten wir diesen Grat einfach nur und bis zu seinem Ende folgen und dort in das eigentliche Flussbett absteigen.
    Die Tripiti hat zwei quasi unpassierbare Seitenarme, der Trick ist, dass man zwischen ihnen auf bzw. absteigt.
    Soweit die Theorie.
    Praktisch konnten wir aber auch problemlos diesen Grat erreichen.

    Ein gutes Gefühl, so schnell hier hin gelangt zu sein und ohne größere Abweichungen von der Spur.
    Bisher mussten wir kein einziges Mal umkehren und einen anderen Weg suchen.

    Noch besser war, dass wir hier plötzlich auf Steinmännchen trafen, also hatte hier jemand den hoffentlich richtigen Trail markiert.



    So langsam glaubte ich, dass wir heil aus der Geschichte herauskämen.
    Wir folgten also dem Grat. Es ist wunderschön hier, große knorrige lebendige Bäume, ab und an steht auch ein toter, bizarr verrenkt, stumm wie ein Mahnmal herum.

    Schroffe, und dann wieder schöne riesige Felsen, an denen wir uns langsam entlang oder darüber hinweg, voran arbeiten.
    Der Grat wird immer schneidiger und steiler.


    Ab und an finden wir einen echten Pfad oder eine Markierung. Das ist vor allem eine Motivationshilfe, weil man einfach bestätigt bekommt: hier bist du richtig.
    Das ist extrem wichtig, es ist allerdings nicht so, dass man den Markierungen folgen kann, dazu sind sie zu selten.
    Manchmal hilft hier nur das GPS, weil ich dadurch feststellen kann, ob der jehnige einen unüberquerbaren Felsen rechts oder eher linksherum umgangen hat.
    Das hat uns viel Zeit und Kraft erspart.
    Ohne dieses Hilfsmittel würde man garantiert das eine oder andere Mal vor einer unübwindbaren Steilwand stehen.
    Das erste Stück ist recht klar, und einfach zu gehen, und man denkt sich manchmal, warum alle so ein Aufheben um diese Schlucht machen, und man denkt, das man den Grat spielend überwinden kann und schwupps ist man unten und hat es geschafft.
    Dem ist leider dann doch nicht so.
    Der Grat wird zunehmend unübersichtlicher, die Hindernisse immer höher, die man umgehen muss, der Pfad, wenn einer da ist, ist manchmal nicht mehr als fußbreit.


    Der Grat windet sich nach Westen und fängt an heftig zu fallen, nicht allmählich, sondern es geht mal richtig steil runter, dann wieder eine Zeit lang flach.
    Es zieht sich hin, viel länger als man anfangs denkt.
    Zudem muss ich nun alle 10 m, das GPS herausholen, um zu bestimmen, wo wir lang müssen, manchmal nehme ich auch die Gefahr auf mich auf und laufe vorsichtig mit dem Gerät in der einen Hand und verfolge unser Vorankommen auf dem Display.
    Zum Fotografieren habe ich daher keine Zeit, das macht in der Zwischenzeit Markus.


    Wir machen nur kurze Trinkstopps, weil ich den Grat gerne schnell hinter mir habe, eine größere Pause können wir uns hier nicht leisten, denke ich, zudem wird es immer wärmer, Gott sei dank ist es auf dem Grat sehr schattig. Der Duft der Kiefern ist betörend, irgendwie verführerische einschläfernd.
    Es ist sehr still und man hat das Gefühl, dass es hier keine Lebewesen außer uns gibt, vielleicht verstecken sie sich...

    Irgendwann kommen wir zu einem auffälligen Stein, Felseinschnitt, den ich schon auf Fotos gesehen hab, über diesen muss wohl jeder herüber gehen und zwar von West nach Ost, dahinter beginnt ein steiler etwas rutschiger Abschnitt.


    Eigentlich dachte ich, nun geht es langsam mal herunter ins Flussbett, denkste
    An einer Stelle ist das Flussbett so nah (ich glaube aber das war noch vor dem Stein), das verlockt einen hier herunterzuklettern, zumal das glaube ich auch relativ problemlos ginge.
    Das tückische ist wohl, dass wenn man hier herunter geht, im Seitenarm landet, der vermeintlich einfach zu gehen ist, und es wohl auch ist, aber irgendwann wird man hier wohl auf einen unpassierbare Stelle stoßen wird, wohl ein ausgetrockneter Wasserfall von 30m, hab ich gehört.

    Vielleicht, sollte ich diese Tour nochmal machen, könnte man das auskundschaften, vielleicht gibt es wirklich einen alternativen Abstieg.
    Aber beim ersten Mal ließen wir lieber die Finger davon, wir wurden ja genau vor so etwas gewarnt.
    Also weiter und weiter....
    Der Weg ist nun klarer, aber auch umso rutschiger.
    Trotzdem muss man nie richtig klettern, bzw. anseilen.
    Ein kleines Seil hatten wir mitgebracht, ohne dass ich irgendeine Erfahrung damit hätte....
    Aber wir dachten, es könnte uns vielleicht doch nützen....
    Ab und an muss man die Hände einsetzen, aber richtige Adrenalinschübe hab hier nicht bekommen.
    Es ist alles relativ sicher, aber jeder Schritt muss wohlüberlegt sein und manchmal rutscht ein Stein unter dem Fuß weg. Mehr als ein paar Schrammen haben wir uns an dieser Stelle aber nicht geholt und nie war es wirklich gefährlich oder richtig unangenehm.

    Irgendwann kommt man am Ende des Grates an, es geht nun deutlich und steil nach unten, kurz vor dem Ende wechselt man noch einmal von der Westseite zur Ostseite des Grates.
    Schließlich landet man ziemlich erschöpft aber glücklich im Flussbett.
    Diese Ausstieg bzw. Einstieg markiert ein auffälliger toter Baum. Wir befinden uns nun auf ca.850 m über dem Meeresspiegel, d.h. Wir haben die Hälfte der Höhenmeter vom Giglios-Sattel gerechnet
    überwunden

    Erste Jubelschreie kann und will ich hier nicht unterdrücken, ein Shake Hands auch.
    Das schwerste Stück ist geschafft,

    Sofort suchen wir uns einen Schattenplatz.
    Ein Toter Baum dient uns als Bank. Nun machen wir uns über unseren Proviant her, es gibt Oliven, Graviera, getrocknete Tomaten, etwas (zu) hartes Brot, Nüsse, Feigen und Datteln. Herrlich.
    Und jede Menge Wasser, wir haben noch mehr als genug.

    Ich trinke eine Packung Almora, das mir meine liebe Kollegin Ana, die für Neckermann Wanderführungen macht, vor allem die Samaria-Schlucht, ans Herz gelegt hat.
    Und es hilft tatsächlich gegen die schleichende Erschöpfung, zumindest wirkt es mental aufputschend.
    Wir haben es nun ca. 14:45 Uhr , d.h. Wir haben nur knapp 5 Stunden für den oberen Teil gebraucht.
    Genau das hatte ich erhofft. Denn wenn wir es nach Sougia noch schaffen wollen, müssen wir so um 18:30 am Meer sein. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das vorstellen.
    Ab hier habe ich eine Beschreibung eines Guide-Book: Kreta, der Westen, von Reise-Know-How
    Der spricht von nur 3 Stunden ab hier.
    Allerdings traue ich diesem Buch nicht, was Zeitangaben betrifft, der Autor ist z.B. der Meinung, dass man die Strecke Agia Roumeli.Sougia in 8:15 Gehzeit schafft, das halte ich schlichtweg für Unfug. Wenn dann ist der Autor den Weg ohne Gepäck und mit Jogging Schuhen gelaufen.
    Solche Angaben sind schlichtweg gefährlich für die Leser.

    Na ja, wie auch immer, machbar müsste es nun trotzdem sein, denken wir.
    Was folgt ist Schotter, Schotter, Schotter, großer Schotter, kleiner Schotter, feiner, runder, glatter eckiger, rollender: SCHOTTER


    die beiden Schotterflüsse vereinigen sich kurz nach unserer Pause zu einem großen Schotterfluss.
    Er floss sicher lange nichts mehr, man kann sich auch nicht vorstellen, dass er im Frühjahr Wasser führt. Vielleicht fließt ja auch der Schotter: Ta panta rei !

    Es ist wie eine große Steinwüste.
    Die Schlucht ist hier enorm breit, daher wirken die Steilwände gar nicht mal so imposant, allerdings haben die müden Augen schon genug gesehen, und eigentlich will man hier noch durch.

    Am Anfang geht es noch beschwingt, aber nach etwa einer Stunde höre ich auf zu denken und zu sprechen, manchmal würge ich noch ein Wort hervor, Markus kann anscheinend noch


    Am einfachsten geht es im feinen Schotter, das ist mal eine Erholung für die inzwischen wunden Füße. Das dauernde bergab klettern, da hilft auch das beste Schuhwerk nichts, auch wenn sie mir mittlerweile wie ein zweite Haut vorkommen und ich ihr Gewicht (schwere Alpinstiefel) nicht mehr spüre mittlerweile.

    Na ja, jedenfalls ist es nun ätzend, und die Nachmittagssonne knallt gnadenlos, an den Rändern gibt es zwar zunehmend Schatten, aber der weiche Schotter ist, wenn es ihn gibt verlockender.

    Die Schlucht zieht sich ins unendliche, sie ist wie der Schatten der Milchstraße, eine gnadenlose Projektion, während da oben über unseren Köpfen, jetzt nicht sichtbar, Milch fließt, fließt hier heißer widerwärtiger Schotter.

    Das obere Stück war übrigens nur ein Viertel der Gesamtschlucht, dafür aber mehr als die Hälfte der Höhenmeter ¾ ist sich allmählich nach unten windender Schotter.

    Ab und an wird es netterweise durch 10-20 m Steilabfälle unterbrochen, diese kann man mehr oder weniger leicht umgehen.
    Die erste Steilstufe hat eine schöne Umgebung durch schattigen, der samtweiche Nadelboden küsst hier die armen Füße.
    Hier könnte man sicherlich am besten campieren, wenn man es muss oder möchte, wir müssen und wollen nicht.

    Die nächsten Umgehungen sind weniger schön, wenn auch nicht wirklich schwierig, in unserem körperlichen und mentalen Zustand aber einfach nur anstrengend.


    Die Beschreibung des Reiseführer ist natürlich Nonsens.
    Allerdings kann man sich hier auch nicht mehr verirren, das GPS ist nicht mehr nötig, außer um ab an erschreckt festzustellen, wie weit es noch ist. Der Satellitenempfang ist hier in der Tiefe der Schlucht manchmal gestört.
    Wir legen nur kleine Pausen ein, ich ziehe mir noch ein mal das Almora rein, herrlich, es schmeckt nach Gummibärchen.
    Die Schlucht wird nun imposanter, richtig beeindruckend, ich hab nur leider keine Augen dafür mehr, ich will nur noch Meer, aber auch nach 3 Stunden will und will es nicht kommen, noch ne Kurve, noch ne Kurve, man meint ab und an einen Hauch von einer Meeresbrise zu spüren, das macht Hoffnung und tut gut.
    Irgendwann stolpern wir an einer riesigen Höhle mit einer mehr als 10 m hohen Tropfsteinsäule vorbei, hier halten wir noch einmal inne und knipsen uns vor diesem Spektakel.

    Und dann kommt ein Zaun, und endlich der sonnenverwöhnte Berg des Prophitis Illias.
    Diese letzten Meter kenne ich von meiner E4Küstenwanderung.


    Mein Handy klingelt: Hapimag
    „Ja wir haben hier jemand, der möchte ne Massage, wann hast du Zeit“
    ich denke; du Arsch !
    „Ja ja, übermorgen, ich kämpfe hier gerade um Überleben, ich hab keine Zeit, sorry, nein, ich kann mir die Appartmentnummer nicht aufschreiben...ciao“

    Wir haben also wieder Empfang, schön.
    Kurze Zeit später, erneut ein Klingeln.
    Diesmal ist es Josef Schwemmberger, der uns just erreicht in dem Moment , wo wir die für diese Schlucht unverschämt kleine Bucht mit dem verlockend blauen herrlichen Wasser betreten. Er erkundigt sich wie es uns geht und ich kann ihm frohe Kunde geben. Einfach toll, dass es solche Menschen gibt!

    Jetzt nur noch beten, dass die Nummer von Kapitän George aus Sougia stimmt und er Bock hat uns abzuholen.
    Die Alternativen wären, hier in der Kapelle am Strand zu übernachten und sich morgens in aller Früh nach Sougia zu schleppen oder jetzt ohne Pause weiter, hier die nächsten 400 m Schotter hoch und dann noch weitere 2 Stunden nach Reise Know How oder realistischere 4 Stunden nach Sougia zu gehen.
    Wir waren ja so schlau und haben Taschenlampen mitgenommen, aber irgendwie haben wir keine Lust auf Nachtwanderung und einigen uns, dass wir für die Bootsfahrt nach Sougia 100 Euro mit einem müden Lächeln auf den Tisch legen würden.
    Es wartet schließlich ein Dusche, die Taverne und das Länderspiel Deutschland gegen Dänemark, sowie 5 Liter Wasser, Bier, Cola und anderes auf uns.

    Na ja, und siehe da am Strand angekommen, erreiche den Captain George, der uns in 20 Minuten abholen wird und sogar nur 60 Euro haben will. Genial ! Es ist 18:30
    Ich hole die Tripiti-Survivor-Ketten heraus, die ich extra bei Stavros, dem Töpfer von Asomatos habe anfertigen lassen und streife sie Markus über, der mich vor Rührung in die Arme nimmt.
    Ein Blick auf den Trip-Computer meines fantastischen GPS verrät folgende Daten:

    26,2 km
    12,5 Stunden
    ca. 2600 Höhenmeter

    Captain George kommt ungriechisch pünktlich und in rasanter Fahrt geht’s nach Sougia.



    Glücklich fahren wir an der Steilküste den Weg entlang, der uns erspart geblieben ist
    Danach gibt es schließlich eine Dusche, die Taverne und das Länderspiel Deutschland gegen Dänemark,was wir 2:1 gewinnen und 5 Liter Wasser, Bier, Cola.....


    Die für den nächsten Tag geplante Rückwanderung wurde storniert!

  13. #13
    Stifti Gast

    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Alle Achtung, Kreta-Floh, da ist ja wirklich kein Weg zu erkennen. Zum Glück gibt es die moderne Technik und Steinmännchen, hahaha!

    Spannend war für mich das virtuelle Mitwandern, danke schön.

    Noch viele solche erfolgreiche Touren mit gutem Ausgang wünscht Dir Stifti

  14. #14
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    3.April.2011
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    173

    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Auch von mir ein Dankeschön für Deinen
    Bericht und die tollen Bilder !! Einfach Wahnsinn !!
    Das ist es , was für mich dieses Kreta-Forum ausmacht !!
    Danke nochmal und einen schönen Aufenthalt auf Kreta !!
    Gruß v. Luisa aus Berlin

  15. #15
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Sehr schöne Eindrücke...
    Ich kenne die Strecke ja nur bis zum Gingilos-Sattel...und werde sie wohl auch nicht mehr kennenlernen...sehr schade.
    Gruß Michael

    Zum Arbeiten zu alt, zum Sterben zu jung...
    aber für Kreta topfit!



    Αν σε κλωτσήσει ένας γάιδαρος, δεν έχει νόημα να τον κλωτσήσεις κι εσύ.

  16. #16
    Registriert seit
    5.March.2008
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    1.563

    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Erlebnis Kreta, richtig !!

  17. #17
    Registriert seit
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    Bayern
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    1.004

    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Hallo Kreta-Floh, Hut ab vor so einer "Wanderung":-)). Die Bilder sind einfach nur schön und lassen mich erahnen, wie schwierig Euer Weg war. Hoffentlich konntet Ihr Euch gut erholen danach.
    Grüße Insel

  18. #18
    Registriert seit
    14.April.2008
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    435

    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Hallo Kreta-Floh, mit diesen Bildern hast Du Deinen ohnehin schon gigantischen Bericht noch mal getoppt! Bei mir kommt da fast schon der blanke Neid auf.
    Grüße von Scheuchenberg

  19. #19
    Registriert seit
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    Standard AW: Die Reise nach Tripiti


  20. #20
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    455

    Standard AW: Die Reise nach Tripiti

    Danke Flo für diesen ausgezeichneten Bericht und die schönen Bilder. Ich schmelze dahin...bin auf dem Gingilos-Sattel gestanden (bei mind. 8 Beaufort) und sah das Totenkopf-Schild...nene nicht alleine...bin auf Profitis Elias gewesen, von unten, so bei 35 Grad im Schatten...nene auch nicht...aber eines Tages und das nicht alleine, ich komme!

    "Die Schlucht zieht sich ins unendliche, sie ist wie der Schatten der Milchstraße, eine gnadenlose Projektion, während da oben über unseren Köpfen, jetzt nicht sichtbar, Milch fließt, fließt hier heißer widerwärtiger Schotter." Schön von dir beschrieben! :-)

    Danke!

    Uwe
    Geändert von Xenos (24.June.2012 um 19:27 Uhr)

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