Hallo, ich fange mal an, auch wenn dieser erste Teil noch wenig Kreta beinhaltet:

Freitag, 14. August
Dieser Freitag beginnt wie jeder andere Freitag seit nunmehr vier Jahren: Der Wecker klingelt um halb sieben. Ich habe also kein Problem damit, wach zu werden. Und doch ist es ein besonderer Freitag, es soll endlich wieder nach Kreta gehen!
Nehme ich nach der üblichen Morgentoilette noch einen Tee? Natürlich. Vorher eile ich wieder nach oben in mein Arbeitszimmer und will mir zur Sicherheit noch einen Reserveflugschein meiner Online-Buchung ausdrucken. Der Drucker streikt. Dann schaue ich noch schnell in meine Mails, hätte ich besser nicht gemacht. Denn ich stoße auf eine SOS-Mail, die eine dringende Änderung im Online-Guide erbittet. Das geht jetzt aber echt nicht, denn ich muss in zehn Minuten das Haus verlassen. Mein Sohn, der mich zum Flughafen fahren wird, scharrt schon ungeduldig mit den Hufen, denn er muss hinterher dringend zu seinem Praktikum beim Sozialamt der Stadt Köln. Also wird der Aufbruch dann doch hektisch, der Tee wird im Stehen hinunter gestürzt, das liebevoll bereitete Marmeladenbrot bleibt unangetastet. Ab auf die Piste …
Auf der Fahrt zum Flughafen stelle ich nach und nach fest, dass ich alles primär Wichtige wie Flugschein oder Papiere bei mir habe, dafür aber ein paar "überlebenswichtige" Kleinigkeiten wie Feuerzeuge oder Kleingeld in der anderen Jeans gelassen habe. Na ja, das etwas größere Geld ist am Mann, es wird sich alles also richten lassen.
Wir sind viel zu früh am Flughafen, der Check-In verläuft flott und problemlos, und auch beim Sicherheitscheck findet man weder Waffen noch Sprengstoffe bei mir. Da war ich aber doch zu voreilig, denn drinnen gibt es nicht nur keine Raucherinsel, vor allen Dingen gibt es auch nirgendwo ein Feuerzeug zu erwerben. "Das dürfen wir hier nicht mehr verkaufen!" Also ist Abstinenz angesagt, aber es gibt Schlimmeres.
Um die Zeit bis zum Abflug totzuschlagen, kaufe ich mir zwei Zeitschriften und setze mich in den Warteraum. Unweit von mir sitzt ein jüngeres (typisch) englisches Paar mit einem hyperaktiven Kind. Die ständigen gut gemeinten Versuche des Vaters, dieses etwas zur Ruhe zu bringen, nerven auf Dauer weit mehr als das Kind selbst.
Der Aufruf des Fluges erfolgt pünktlich. Natürlich verhallt – obwohl zweisprachig vorgebracht – die Durchsage: "Wir bitten zuerst die Fluggäste der Reihen 16-32 einzuchecken" völlig ungehört, sodass es zur üblichen Stauung am Gate kommt. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass es nicht darauf ankommt, wer zuerst einsteigt, denn eher auf Kreta kommt der an, der zuerst aussteigt … wenn auch nur unwesentlich früher.
Dann sind auch wir anderen offiziell dran. Auf dem Weg am Cockpit vorbei ist zu erkennen, dass wir einen weiblichen Co-Piloten haben werden. Hinter mir sagt jemand: "Oh weiah, dann, dann fliegen wir wohl eine halbe Stunde länger, die traut sich ja nicht zu überholen!" Das bringt ihm einen Rippenstoß seiner Freundin ein.
Die nächste Überraschung folgt beim Betreten des Flugzeugs selbst: Zwei männliche Stewards … tempora mutantur.
Ich hatte mir extra rechtzeitig den Sitz 4A reserviert, denn für den Anflug auf Kreta sitzt man wie bekannt am besten links vor den Tragflächen. Dass ich dann auch als einer der Ersten etwas zu essen bekommen würde, erweist sich aber als Trugschluss, weil die Jungs hinten anfingen. Den gereichten "kalten Snack" betrachtete ich zuerst mit etwas Misstrauen, denn es handelte sich um ein längliches Laugenbrötchen mit irgend etwas darauf. Da ich befürchtete, dieses trocken aussehende Ding nur mit reichlich Flüssigkeit herunter zu bekommen, orderte ich gleich drei Becher mit Apfelschorle, die ich auch ohne Widerspruch bekam. Und der Snack erwies sich dann als unerwartet saftig und lecker, denn er war mit reichlich Schinken, Käse und Tomaten belegt.
Meine Sitznachbarn, ein "mittelaltes" Paar waren freundlich, wenn auch nur mäßig gesprächig. Zumindest erfuhr ich, dass sie schon mehrfach auf Rhodos gewesen waren, diesmal aber zum ersten Mal auf Kreta sein würden und zwar in Chersonissos. Ich war höflich genug, mir jeden Kommentar zu verkneifen.
Der Rest des Fluges verlief eher ereignislos, außer dass ich auf der Bordtoilette mein Handy verlor, es aber wieder bekam.
Auch die Landung und Gepäckabfertigung gelangen ohne Probleme, sodass ich schnell meinen alten Freund "Knubbel-Jorgos" von Citycar in die Arme nehmen konnte.
Ein paar Minuten mussten wir noch auf ein anderes Paar warten, das ebenfalls bei ihm reserviert hatte, dann ging es ab zum Parkplatz. Während Jorgos die anderen abwickelte, säuberte sein lustiger Gehilfe Toni aus Belgien schon mal die Scheiben meines knallblauen Clio, der mich die nächsten zwei Wochen über Kreta tragen würde.
Dann wurde auch fix mein Vertrag gemacht, wobei wir uns nach all den Jahren einiges zu erzählen hatten. Als das Geschäftliche erledigt war, grinste er mich an. "Jetzt haben wir uns schon so lange nicht mehr gesehen, du fährst jetzt nicht einfach los. Jetzt gehen wir erst einmal zusammen was essen!" – "Jorgo, ich habe eben gefrühstückt. Aber meinetwegen, nur ein bisschen und nicht so weit weg!"
Es wurde nicht weit weg, sodass die Konversation ständig durch startende Flugzeuge behindert wurde. Das Essen war viel zu reichlich, sodass Jorgos (!)
es an einen Straßenhund verfütterte. Danach durfte ich dann endlich gen Osten starten, nicht ohne von Jorgos darauf hingewiesen worden zu sein: "80 Kilometer, es gibt Radar!" Das höre ich seit 20 Jahren, Jorgo!

Demnächst mehr …
Gruß Klaus