Meine Frau und ich haben uns diesen Sommer spontan und kurzfristig für unseren ersten Pauschalurlaub entschieden. Die Reise sollte uns für eine Woche nach Agia Galini führen. Letzte Woche, am 08.08.08 ging es mit dem Flieger also pünktlich gen Heraklion.
Zunächst waren wir als Nordlichter schon ein wenig überrascht ob der Hitze dort. Aber ok, dass wir nicht zum Nordpol fliegen war ja klar...
Der Flughafen machte zwar nicht besonders Lust länger dort zu verweilen, aber der Organisation für den Transfer zum Hotel per klimatisiertem Reisebus verlief auch sehr schnell und problemlos dank der netten Reiseleute von "Schauinsland Reisen".
Bereits nach wenigen Kilometern fiel uns auf, in welch desolatem Zustand sich hier ein Großteil der Häuser befindet und wie viele Baustellen bzw. Bau-Ruinen sich entlang der Straße auftun. Scheinbar in einer Endlosschleife gefangen reihen sich Autohäuser, Tankstellen, Bau-Ruinen, verwahrloste Werkstätten, Kleingewerbebetriebe und vereinzelte Gaststätten aneinander.
Erst einmal raus aus dieser Großstadt - wird schon noch besser werden.
Zwei Stunden sollte es dauern, bis wir Agia Galini erreichten. Die Zahl der Autohäuser nahm ab, die der verwahrlosten Häuser nahm zu. Müll, leere Plastikflaschen und Bauschutt lagen nahezu an jedem Straßenkilometer. Die Sonne begann sich zu senken, der Bus umfuhr ein weiträumig abgesperrtes Militärgebiet. Der Stacheldrahtzaun ragte im Licht der untergehenden Sonne hervor. Im Bus war es totenstill. War das hier eine Urlaubsreise oder ein Transport nach Guantanamo?
Unterwegs hielt der Bus an einigen Stellen, mitten in der Pampa, wo vereinzelt kleine Hotels standen, in die einige der Mitreisenden eincheckten. Vom Meer war hier genauso wenig zu sehen wie ein Flecken Grün.
Endstation Agia Galini. Als die letzten Fahrgäste verließen wir in der Abendsonne den Bus in Agia Galini, wenige Fußmeter vom Hotel Sunlight entfernt - geschafft. Wir waren am Ziel.
Heute, eine Woche später sitze ich, erleichtert wieder zuhause zu sein, vor dem Rechner und schreibe diese Zeilen. Was war geschehen?
Der Ort hat zweifellos seinen Charme, die Abende in den Tavernen im Zentrum in Hafennähe waren ein kulinarischer Traum.
Doch tagsüber verwandelte sich dieses Nest für uns in ein lebensfeindliches, fast schon surreales Hitzeloch, das nur im Wasser zu ertragen ist.
Außer für die vielen Touristen, die sich hier freiwillig als dunkelbraun gebackenes Brathähnchen von morgens bis abends in die pralle Sonne legen, um wenige Jahre später teure Arztrechnungen beim Dermatologen zu bezahlen.
Doch Hautkrebs haben immer nur die anderen, Hauptsache man kann die neue Bräune beim abendlichen Flanieren in den Gassen präsentieren.
Die Sonne hält hier im August von ihrem Auf- bis zum Untergang das Zepter in der Hand und zwingt den Bewohner zum Nichtstun. Nur so lassen sich die mittlerweile alle 20 Meter beobachtbaren halbfertigen Häuser erklären, Müll stapelt sich an Straßenecken, in dem sich herumstreunende Katzen und Hunde tummeln.
Selbst am Strand zeigt sich dieses Szenario. Mitten zwischen den Strand-Bars steht ein verwahrloster, rostigerr Pavillon, der vermutlich ebenfalls mal eine Bar war. Der Wind heult durch dieses schattendurchflutete Gerüst, verrostete, alte Strandliegen vom Nachbarn werden hier end gelagert, Hunde scheißen auf den Sand, zerbrochenes Glas liegt in der Gegend, während 10 Meter weiter die neuesten Sommerhits aus den Lautsprechern der Cocktailbar trällern.
Irgendwie verging die Woche dann doch noch einigermaßen glimpflich, der Flughafen Heraklion zeigt sich am Abreisetag von seiner hässlichen Seite. Das alte Gebäude ist voll, es ist stickig. Verschüttete Cola klebt auf dem Boden, neben unserem Stuhl hat jemand ein halbleeres Glas als Aschenbecher benutzt. Vor den großen "No smoking" Schildern tummeln sich zig Reisende und Flughafenpersonal, die einem den Rauch ihrer Zigaretten entgegenblasen - als ob sie sagen würden: uns doch egal.
Meiner Frau und mir auch, denn wir werden diese Insel nicht wieder sehen....